Ein Unglück kommt selten allein. Dieses Sprichwort trifft für viele steirische Ackerbauern zu. Nachdem sie beim Anbau von Ölkürbis mit Überschwemmungen durch zahlreichen Starkregen zu kämpfen hatte, kommen nun außergewöhnlich große Schäden durch Krähen hinzu. Vor allem Maisflächen sind betroffen, wie die Landwirtschaftskammer Steiermark berichtet. So sei auf den Kürbisfeldern wegen der Anbauprobleme derzeit wenig zu holen.
Doppelt betroffen: Krähenschäden zusätzlich zu großen Problemen bei Kürbis. Der Klimawandel trifft die Ackerbauern heuer besonders hart. Zusätzlich zu den großen Problemen bei Ölkürbis wüten jetzt auch die Krähen in einem ungeahnten Ausmaß auf den Äckern. Sie haben es heuer besonders auf die jungen Maispflanzen abgesehen, weil bei Kürbis aufgrund der aktuellen Probleme wenig zu holen ist. Das bestätigt Pflanzenbauchef Arno Mayer: „Wir haben heuer ungeheuer viele stark betroffene Landwirte. Zum Teil säen sie ihren Mais bereits zum dritten Mal, und das trifft vor allem die bereits schwer geschädigten Kürbisbauern“. Die Bauern versuchten die Krähen durch Vogelscheuchen und persönliche Anwesenheit zu vertreiben, was aber kaum eine Wirkung habe, so der Kammerexperte. Den nach wenigen Minuten beginne das Spiel von vorne.
Wo die Betriebe besonders betroffen sind
Besonders hart trifft es zum Beispiel Bernhard Gogg im Grazer Feld. Er ist Bio-Gemüsebauer, die Krähen lieben seinen Salat, Fenchel und Speisekürbis, obwohl er sie mittels Lautsprecher mit Solarpaneelen akustisch zu vertreiben versucht. Auch sein Nachbar hat riesige Probleme. Er hat seine 4,5 Hektar Mais bereits zum dritten Mal gesetzt. Dessen Vater sei rund um die Uhr auf dem Acker und die Situation verbessere sich nicht, berichtet die LK Steiermark.
Ähnlich ist das Bild im Bezirk Leibnitz. Besonders betroffen ist in den Bezirk unter anderem Max Holler, aus Gabersdorf. Viele Äcker sind überflutet, die heuer trotz großem Aufwand nur sehr geringe Erträge bringen. Auch hier stürzen sich die Krähen auf die noch intakten Maisfelder. Beim zuständigen Kammerobmann Christoph Zirngast laufen daher die Telefondrähte heiß.
Saatmais teilweise komplett vernichtet
Im Bezirk Weiz ist nach Meldungen der LK vor allem der so wertvolle Saatmais ist auf manchen Äckern fast gänzlich durch Krähen vernichtet. Dem betroffenen Landwirte Rupert Hütter bleibt nichts anderes übrig, als seinen wertvollen Saatmais-Bestand umzubrechen und soweit es noch möglich ist, eine weniger ertragreiche Alternativkultur anzubauen. Doch die Nässe und der Dauerregen verzögern dies.
Massive Probleme gibt es auch in der Obersteiermark. Dort sind schwarmweise die frischgewickelten Futtervorräte für die Rinder (Siloballen) von Krähen zerstört worden, so die Landwirtschaftskammer. Der finanzielle Schaden sei groß. Bei Bezirkskammerobmann Andreas Steinegger melden sich stündlich neue betroffene Betriebe.
Heuer dürften die Krähenschäden noch extremer werden als in den Vorjahren, heißt es. Denn laut Verordnung ist der Krähenabschuss dieses Jahr bisher (noch) nicht erlaubt. Medienberichten zufolge soll eine neue Verordnung für 2023 und 2024 jeweils den Abschuss von bis zu 7700 Krähen erlauben. Alljährlich richten die Krähen massive Schäden in der Landwirtschaft an – oft bis zu Millionenhöhe.
Vor allem im süddeutschen Raum klagen Landwirte ebenfalls immer wieder über Krähenschäden, Doch ein Antrag Bayerns im Bundesrat, den Schutzstatus der Krähen zu senken, und für den Abschuss freizugeben, haben die Länder mehrheitlich im April abgelehnt.