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Frauenqoute

Österreichs Gremien immer weiblicher

Österreich-Gremien-Frauen
Prof. Dr. Gerhard Poschacher
am Freitag, 13.01.2023 - 13:00

Mehr Frauen in Führungspositionen bei Institutionen und der Politik in Österreich. Auch die Landwirtschaft und die bäuerliche Interessensvertretung werden immer weiblicher. So hat sich die Lage in den vergangenen Jahren geändert.

Wien Wer in den Nachkriegsjahrzehnten bis in die 1980er Jahre Vollversammlungen der Landwirtschaftskammern, der Lagerhäuser oder Molkereien besuchte und sich in den Gemeindestuben, Landtagen oder im Nationalrat umschaute, suchte vergeblich nach weiblichen Funktionären, Bürgermeisterinnen oder Frauen in den gesetzgebenden Körperschaften. Die damalige Bundesanstalt für Bergbauernfragen publizierte erstmals 2006 eine Studie über „Frauen und Politik“. Es war die Zeit, als die öffentliche Diskussion über die stärkere Einbindung der Frauen in die institutionellen und politischen Strukturen, auch in der Agrarverwaltung und im Genossenschaftswesen, an Intensität zunahm.

In der Vergangenheit dominierten Männer

Im Jahre 2005 waren die LK Österreich und die Landwirtschaftskammern gemäß dieser Studie noch stark männlich dominiert. Der Anteil der Frauen in den Vollversammlungen der bäuerlichen Interessensvertretungen betrug im Durchschnitt rund 15 %, wobei Oberösterreich mit einem Viertel deutlich an der Spitze lag, abgeschlagen Niederösterreich und Tirol mit nur 8 %.

Die Führungsebene des Raiffeisenverbandes zählte vor rund 15 Jahren mit der Generalanwaltschaft 13 Mitglieder, alle männlich, in der Raiffeisen Ware Austria wurden von den 14 Bereichsleitungen nur zwei von Frauen geführt. Im Bauernbund und in den Raiffeisenorganisationen einschließlich Banken waren Frauen zu dieser Zeit in Führungspositionen noch selten anzutreffen.

Anteil der Frauen in den vergangen zehn Jahren stark gestiegen

Heute ist die Situation wesentlich anders. In den Landwirtschaftskammern sind mehr Frauen in den Präsidien, in den Vollversammlungen der Landwirtschaftskammer und vor allem in Führungspositionen der Agrarverwaltung, einschließlich Landwirtschaftsministerium, vertreten. Der Anteil der Frauen in den Landtagen und im Nationalrat ist in den vergangenen zehn Jahren stark angestiegen. In der schwarz/grünen Bundesregierung nehmen Ministerinnen und Staatssekretärinnen etwa die Hälfte der Regierungssitze ein und haben mit Karoline Edtstadler (ÖVP) und Eleonore Gewessler (Grüne) starke politische Stimmen.

Der aktuellen Statistik des Österreichischen Gemeindebundes, politische Interessensvertretung von 2093 Kommunen, beträgt der Frauenanteil in der politischen Führung der Gemeinden bereits mehr als 10 %.

Bürgermeisterinnen auf dem Vormarsch

Die jüngste der 214 Bürgermeisterinnen ist die erst 27 jährige Nicole Zehetner-Grasl aus Hofkirchen im oberösterreichischen Traunkreis. Vor 15 Jahren war die Gemeindepolitik noch zu fast 97 % von Männern dominiert. Vor zehn Jahren wurden 119 Gemeinden von Bürgermeisterinnen (5 %) geführt. Der Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, Alfred Riedl, freut sich, dass sich immer mehr Frauen für kommunale Führungstätigkeiten interessieren und sich bemühen, politische Verantwortung in der Partnerschaft und Familie zu ermöglichen. Die meisten Bürgermeisterinnen gibt es in Niederösterreich mit 78, gefolgt von Oberösterreich (49), der Steiermark (25) und Tirol (20). Im Burgenland werden aktuell 17 Gemeinden von Bürgermeisterinnen regiert, in Kärnten 10, in Salzburg 9 und in Vorarlberg 6.

Auch Landwirtschaft wird immer weiblicher

Die Landwirtschaft wird immer weiblicher, bereits 35 % der etwa 155 000 bäuerlichen Betriebe wurden 2022 von Frauen geleitet. Der Anteil der Betriebsleiterinnen ist im europäischen Vergleich sehr hoch und blieb in den vergangenen Jahren ziemlich konstant. Gründe dafür sind die Wahl einer anderen Rechtsform (Ehegemeinschaften) oder der fortschreitende Strukturwandel.