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Soforthilfe

Österreich schnürt neues Hilfspaket

Josef Koch
Josef Koch
am Freitag, 17.06.2022 - 06:21

Österreichs Regierung will mit 110 Mio. Euro Betriebe aufgrund hoher Betriebsmittelkosten unterstützen.

Bauernhof-Österreich

Mit dem 110 Mio. € schweren Versorgungssicherungs-Paket will Bundesagrarminister Norbert Totschnig Bäuerinnen und Bauern unterstützen, die unter hohe Betriebsmittelkosten für Energie, Dünger- oder Futtermittel leiden. Damit will die Regierung sicherstellen, dass die Betriebe weiter produzieren und die Bevölkerung mit Lebensmittel versorgen können. 80 Mio. € erfolgen flächenbezogen, basierend auf dem jeweiligen Energieverbrauch je Hektar. 30 Mio. € stehen als Zuschuss für tierhaltende Betriebe bereit.

Doch bis das Geld auf den Höfen ankommt, dauert es noch. Die Auszahlung soll Ende 2022 erfolgen. Maßgeblich für die Auszahlung des Versorgungssicherungsbeitrags sind die beantragten Großvieheinheiten und beihilfefähigen Flächendaten im Mehrfachantrag. Förderfähig sind alle Betriebe, die innerhalb der Meldefrist bis inklusive 9. Juni 2022 einen Mehrfachantrag abgegeben haben. Somit müssen die Bauern keinen neuen Antrag stellen, wenn sie Finanzhilfe erhalten wollen.

„So entlasten wir die heimische Landwirtschaft, federn die Teuerung ab und stärken die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe im europäischen und internationalen Umfeld,“ verspricht Bundesagrarminister Totschnig.

1000 Euro pro Betrieb im Schnitt

Nach Ministeriumsangaben beträgt der durchschnittliche Versorgungssicherungsbeitrag rund 1000 €/Betrieb. Er kann aber zwischen 885 € in Mutterkuhbetrieben bis über 2058 € für einen 30 ha-Schweinemastbetrieb mit 15 ha Hackfrüchte und 60 Großvieheinheiten Mastschweine schwanken.

Die Kosten für eine Reihe an Betriebsmittel haben sich nach Bauernbund-Angaben seit Herbst 2021 verdreifacht. „Wer die Teuerung verschläft, wacht hungrig auf. Eine Entlastung der Landwirtschaft ist Grundstein eines Österreichs, das sich auch morgen selbst versorgen kann“, so Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Daher habe der Bauerbund auf allen Ebenen für eine treffsichere Abfederung gekämpft.

Gestaffelte Beträge für Flächen

Der Versorgungssicherungsbeitrag bemisst sich aus einer flächenbezogenen und einer tierbezogenen Komponente. Pro Großvieheinheit beträgt er 14 €. Der flächenbezogene Beitrag variiert indes je nach Flächennutzung.

Der Grundbeitrag liegt bei 29,3 €/ha Ackerfläche. Daneben gibt es Zuschläge für unterschiedliche Nutzungen. Für Hackfrüchte, Feldgemüse, Gemüse im Freiland, Gartenbaukulturen, Blumen und Zierpflanzen im Freiland, Erdbeeren sind 22,6 €/ha vorgesehen, für Feldfutterbau 18,6 €/ha.

Höher ist die Unterstützung für Dauerkulturen wie Obst oder Wein. Sie liegt bei 82,5 €/ha. Gestaffelt sind die Beträge für Wiesen und Weiden. 38,6 €/ha gibt es für Mähwiesen, -weiden mit mindestens zwei 2 Nutzungen, 16,2 €/ha für einmähdige Wiesen und Kulturweiden. Dagegen sind für Almen, Bergmähder Hutweiden, Streuwiesen, Grünlandbrache lediglich 5,1 €/ha vorgesehen.

Zuständig für den Versorgungssicherungsbeitrag ist die AMA. zu erhalten. Die Antragstellung erfolgt in Form eines automatisierten Antrages, so bleibt laut Ministerium der Verwaltungsaufwand für Bäuerinnen und Bauern gering. Alle Betriebe, die Flächen in Österreich oder Großvieheinheiten in der Tierliste/Rinderdatenbank gemeldet haben, erhalten eine Zahlung, unabhängig von der Betriebsart. Die erforderlichen Kontrollen sind mit den bestehenden Kontrollen der AMA abgedeckt und es sind keine zusätzlichen Kontrollen oder Auswahlgründe nötig.

Mit soviel Geld können Betriebe rechnen

Das Ministerium zeigt anhand von Beispielen, wie hoch der Versorgungssicherungsbeitrag für einzelne typische Betriebe ausfallen kann. Ein Ackerbaubetrieb mit 40 ha Ackerfläche und Zuschlag für 5 ha Hackfrüchte erhält etwa 1.285 €. Ein Milchviehbetrieb mit 35 ha mehrmähdiger Wiese und 30 Großvieheinheiten Milchkühe kann mit 1.771 € am Jahresende rechnen. Für ein 30 ha-Schweinemastbetrieb beläuft sich die Unterstützung auf 2058 €, wenn er 15 ha Hackfrüchte und 60 Großvieheinheiten Mastschweine vorweist. Ein Mutterkuhbetrieb mit 10 ha mehrmähdiger Wiese, 10 ha einmähdiger Wiese und 24 Großvieheinheiten Mutterkühe bekommt dagegen nur 885 €.

Weitere Maßnahmen auch für Bauernfamilien

Als Jugendsprecherin im ÖVP-Parlamentsklub freut sich Jungbauern-Bundesobfrau Carina Reiter neben dem Versorgungssicherungsbeitrag auch über viele wichtige Maßnahmen für Kinder und Jugendliche sowie Familien, die sich im dritten Paket der Bundesregierung gegen die Teuerung wiederfinden. So wird der auf 2.000 Euro erhöhte Familienbonus auf September vorgezogen und der Kindermehrbetrag deutlich auf 550 Euro erhöht. 180 Euro werden als zusätzliche Einmalzahlung in der Familienbeihilfe im August ausbezahlt. Im Oktober erhält jeder Erwachsene 500 Euro und jedes Kind 250 Euro als Anti-Teuerungsbonus. Weiters bekommen bäuerliche Mindestpensionisten als besonders betroffene Gruppe 300 Euro extra. Längerfristig werden künftig die Familien- und Sozialleistungen, wie etwa die Familienbeihilfe, Studienbeihilfe und das Kinderbetreuungsgeld, laufend der Inflation angepasst. „Damit werden besonders auch die jungen Bäuerinnen und Bauern nachhaltig unterstützt“, so Reiter.

Zudem beklagt sie, dass Bäuerinnen und Bauern zu wenig vom „Kuchen“ abbekommen. Dauerhaft könne eine Versorgung mit Lebensmitteln aus Österreich nur mit kostendeckenden Erzeugerpreisen gewährleistet werden. Sie fordert den Lebensmittelhandel auf die Preiserhöhungen rascher an die Urproduzenten weiterzugeben.

Bereits im April hat die Regierung beschlossen, für die Land- und Forstwirtschaft Mineralölsteuer um sieben Cent je Liter Diesel auf das allgemeine EU-Mindeststeuersatzniveau zu senken.

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