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Kartoffelbauern unter Druck

Notstand: Österreich gehen die Kartoffeln aus

Heimische Erdäpfel sind knapp: Frühkartoffeln stammen in den Supermärkten schon jetzt teils aus dem Ausland.Kartoffeln im Supermarkt XXXXXXXXX xxxx xxxx
AIZ
am Dienstag, 08.08.2023 - 10:04

Heimische Kartoffeln werden in Österreichs Supermärkten zur Mangelware. Um Lösungen der Kartoffelnot wird gerungen.

St. Pölten - Die österreichischen Frühkartoffelbestände sind weitgehend geräumt. Die für die Lagerung vorgesehenen Erdäpfel sind zumeist noch nicht erntereif und würden bei frühzeitiger Rodung letztendlich im Herbst und Winter fehlen, wodurch die Versorgungslücke nur verschoben würde. Diese Rahmenbedingungen führen zu einer Situation, die es so noch nie gab: Das Sortiment im Supermarkt wird bereits jetzt mit ausländischer Ware ergänzt.

Der Anbau von Erdäpfeln wurde in den letzten Jahren zunehmend erschwert. Immer mehr Betriebsführerinnen und Betriebsführer sehen sich dazu gezwungen, auf den Erdäpfelanbau zu verzichten und stattdessen auf andere Kulturen zu setzen, um die Existenz ihrer Betriebe zu sichern. Die Anbaufläche in Österreich hat sich seit dem Jahr 2020 von 24.251 ha auf 20.529 ha im Jahr 2023 verringert und ist damit um mehr als 15 % gesunken.

Der Kartoffelanbau in Österreich steht vor großen Herausforderungen

Durch die kalte Witterung im Frühjahr konnten die Erdäpfel erst später gepflanzt werden, die kühlen Temperaturen bedingten weiters ein langsameres Wachstum. Die darauffolgende Hitze hat die Bestände zusätzlich gestresst. Bei Temperaturen über 25 °C verlangsamt sich das Knollenwachstum, ab 30 °C stellt die Pflanze das Wachstum ein. Dies hat die neue Ernte stark verzögert, der Markt war leergeräumt und konnte in den letzten Wochen nur knapp versorgt werden. Durch die anhaltende Hitze und Trockenheit gibt es aktuell keine Zuwächse. Zudem ist die Ernte aufgrund des harten Bodens nicht möglich, weil die Knollen dabei beschädigt würden.

Die durch den Klimawandel stark veränderte Witterung ist einer der Hauptgründe für die prekäre Situation. Die Verschiebung der Vegetationsperioden sowie lange Trocken- und Hitzeperioden bei gleichzeitig fehlender Bewässerungsinfrastruktur setzen den Erdäpfeln spürbar zu.

In den Hauptanbaugebieten für Kartoffeln gibt es zu wenig Regen

Das Hauptanbaugebiet für Speiseerdäpfel in Österreich ist das Weinviertel, gefolgt vom Waldviertel. Es ist bekannt, dass es in diesen Regionen zu wenig Niederschläge gibt. Die Bäuerinnen und Bauern reagieren bereits seit Jahren auf die sich ändernden Produktionsbedingungen, etwa mit einer geänderten Sortenwahl oder neuen Züchtungen. Um das Defizit an Wasser auszugleichen, braucht es jedoch auch eine entsprechende Wasserinfrastruktur auch außerhalb der klassischen Bewässerungsgebiete. So müssen etwa im Raum Hollabrunn, Mistelbach und Korneuburg dringend Möglichkeiten für die Bewässerung geschaffen werden. 

Landwirtschaftskammer NÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr fordert: „In den traditionellen Erdäpfel-Anbaugebieten ist es nicht möglich, die Felder zu beregnen. Wir brauchen jetzt in den nicht klassischen Bewässerungsgebieten dringend entsprechende Möglichkeiten zur Beregnung. Nur dann ist es möglich, die Versorgung in Zukunft sicherzustellen.“

Kartoffelbauern beklagen fehlende Pflanzenschutzmittel

Der zweite Hauptgrund für den Versorgungsengpass ist der Wegfall bzw. die Einschränkung wirksamer Pflanzenschutzmittel – allen voran bei der Drahtwurmbekämpfung, aber auch bei Käferbefall, Krautfäulebehandlung und Krautminderung. Dieser Umstand hat es enorm erschwert, die Kultur gesund und in vermarktbarer Qualität bis zur Ernte zu bringen. Anita Kamptner, Geschäftsführerin der InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau betont: „In den letzten Jahren wurden uns die Werkzeuge genommen, um Krankheiten und Schädlinge wirksam zu bekämpfen. Die Konsequenz zeigt sich im Rückgang der Flächen. Kein Betrieb kann es sich leisten, viel Geld in den Anbau zu investieren und dann zusehen zu müssen, wie die Erdäpfel beispielsweise dem Drahtwurm zum Opfer fallen und schließlich entsorgt werden müssen.“

Was halten sie von der Penny-Aktion „Wahre Preise“?

Ich finde das gut. Die Verbraucher müssen sich Gedanken darüber machen, wie wichtig Klima- und Umweltschutz ist.
14% (149 Stimmen)
Ich habe da gemischte Gefühle. Nichts gegen Klimaschutz - aber dann gehören alle Fakten auf den Tisch. Diese Aktion riecht tatsächlich nach Greenwashing.
16% (178 Stimmen)
Die Aktion ist eine Frechheit. Ausgerechnet die Discounter, die die Preise derart drücken, dass wir nicht mehr kostendeckend produzieren können, reden von Verantwortungsbewusstsein!? Das Bauernbashing in der Öffentlichkeit muss endlich ein Ende haben!
70% (752 Stimmen)
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