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Weltklimakonferenz Glasgow

Moosbruggers Multitalent

Josef Koch
Josef Koch
am Freitag, 05.11.2021 - 07:00

Österreichs Kammerpräsident warnt vorm Stilllegen von Wald. Er hofft auf die richtigen Signale vom Klimagipfel in Glasgow.

WBV-Lichtenfels-Waldbauer

Anlässlich des Waldpakts auf der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow appelliert LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger in Richtung Brüssel, das Potenzial des Multitalents Wald nicht verkommen zu lassen und die CO2-Speicherfähigkeit zu nutzen. „Ein nicht bewirtschafteter und verjüngter Wald wird aufgrund der Klimakrise nämlich selbst in absehbarer Zeit massiv CO2 freisetzen", warnt Moosbrugger vor diversen Plänen, Wälder großflächig außer Nutzung zu stellen.
So ist laut Landwirtschaftskammer in 1 m³ Holz eine Tonne CO2 gespeichert, die erst bei der Verrottung wieder freigesetzt werden. Dazwischen könne Holz jedoch in unzähligen Lebensbereichen sinnvoll und lange eingesetzt werden.

Wissenschaft für Bewirtschaftung

Die Studie „CareforParis“ aus dem Jahr 2019, an der renommierte Forschungsinstitute wie das Umweltbundesamt, das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), die Universität für Bodenkultur (BOKU) und woodKplus mitgearbeitet haben, zeigt einen zukunftstauglichen Weg aus der Klimakrise klar auf. Auch in Deutschland hat sich der Wissenschaftliche Beirat Wald erst vor kurzem in einem ausführlichen Gutachten die aktive Bewirtschaftung empfohlen.

Ein überaus positiver Klimaschutzeffekt entsteht durch den Ersatz abiotischer und fossiler Rohstoffe durch Holzprodukte, wie Holzhäuser, und die damit verbundene Einsparung fossiler Emissionen. Vorratsaufbau und Kohlenstoffspeicherung im Wald schneiden in einer Gesamtbilanz hingegen weit schlechter ab. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung mit Ausbau der Speicherung in Holzprodukten werden unter dem Aspekt eines langfristig wirksamen Klimaschutzes am besten bewertet.

Chance als Energielieferant sehen

Daneben sieht der Kammerpräsident den Vorteil von Holz als Energielieferant. Sie müsse muss daher auch beim Klimagipfel deutlich hervorgehoben werden. Andernfalls würden wieder irgendwelche vorgestrigen Risikotechnologien das Geschehen befeuern“, warnt der LKÖ-Präsident. Nur 20% des Energiebedarfs in der EU und in Österreich werden mit elektrischer Energie gedeckt. Bei den restlichen 80% sind nach Moosbruggers Meinung praxistaugliche Lösungen für die dringend notwendige Energiewende insbesondere im Wärme- und Verkehrssektor unverzichtbar.

Aktives Bewirtschaften fördert laut Kammerpräsident auch die Artenvielfalt. Es gebe viele Arten, die vom nachhaltigen Waldmanagement unmittelbar profitierten. „Lichtbedürftige und wärmeliebende Arten wie Schmetterlinge, zahlreiche Vogel- und Pflanzenarten brauchen einen lichtdurchfluteten Wald, der durch Baumentnahmen gezielt gefördert werden kann,“ so Moosbrugger. Zudem stünden die Waldbauern zur Ausweitung des Netzwerks an Naturwaldreservaten auf Basis des Vertragsnaturschutzes und zur Integration von Habitat- und Totholzbäumen als wichtigen Hotspots der Waldbiodiversität, räumt der Kammerchef ein. 

Waldfläche in Europa gewachsen

Er verweist dabei auf positive Trends. So sei die Waldfläche in Europa seit 1990 um 14 Mio. ha und der Holzvorrat um 8,3 Mrd. Vorratsfestmeter gewachsen. Alle biodiversitätsrelevanten Parameter haben sich verbessert –  gerade durch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, so Moosbrugger.

Eine 10%ige Reduktion der Rohstoffbasis, wie in der EU-Waldstrategie vorgesehen, wäre allein in Österreich mit einem Verlust von 1,75 Mrd. Euro an Gesamtwertschöpfung bzw. 15.400 Jobs in der Forst- und Holzwirtschaft verbunden – und das bei deutliche negativen Effekten auf Klima und Lebensvielfalt, warnt der LKÖ-Präsident.

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