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Milchmarkt

Milchpreis: Berglandmilch verärgert Milchbauern

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Josef Koch
Josef Koch
am Samstag, 03.06.2023 - 09:00

IG Milch kritisiert vierte Preissenkung der größten Molkerei Österreichs als „skandalös und nicht nachvollziehbar“.

Am 1. Juni stand die Milch weltweit im Mittelpunkt, es war ja auch Internationaler Tag der Milch. Doch für Österreichs Milchbauern hat dieser Tag einen faden Beigeschmack. Denn die größte Molkerei, die Berglandmilch, die mit 1,3 Mrd. kg gut ein Drittel der österreichischen Milch verarbeitet, hat just kurz vorher, 31. Mai ihren Lieferanten mitgeteilt, den Milchpreis für Juni erneut zu senken, und zwar netto um 1 Cent/kg.

Für die IG Milch ist die vierte Milchpreissenkung der Berglandmilch im Jahr 2023 „nicht nachvollziehbar und skandalös“.

Auf dem Social Media Kanal Whatsapp kommentieren Landwirte den Schritt der Berglandmilch ironisch: „Die Milchbauern bedanken sich bei den beiden größten niederösterreichischen Molkereien für diese besondere Wertschätzung ihrer Arbeit am Weltmilchtag!“ So hatte auch die Milchgenossenschaft Niederösterreich (MGN) in ihrer Milchgeldinfo vom Juni eine Preissenkung um netto 1 Cent angekündigt.

Berglandmilch hat für Juni einen Milchpreis von 49,40 Cent/kg netto (4,2 % Fett/3,4 % Eiweiß inklusive S-Zuschlag) angekündigt. Nach Angaben von Genossenschaftsmitgliedern sei der Preis in Österreich und Bayern überdurchschnittlich. Im Gegensatz zu anderen Molkereien gibt die Genossenschaft ihren Preis für den kommenden Monat bereits im Vormonat bekannt.

 

Maximaler Frust bei Milchbauern

„Wenn die größte Molkerei Österreichs erneut die Preise senkt, ist das ein schwerer Rückschlag für die tausenden Milcherzeugerbetriebe im ganzen Land“, folgert Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch. Selbst erzeugt er aber keine Milch mehr.

Damit werde die dringend notwendige Stabilisierung der Einkommen der Milcherzeugerbetriebe ganz ohne Not wieder in weite Ferne gerückt. Gerade die Milcherzeugung mit immer aufwendigeren Fütterungs- und Tierwohlrichtlinien muss aus seiner Sicht angemessen abgegolten. Davor warnte vor kurzem auch der Unabhängige Bauernverband (UBV).

„Sonst droht die Gefahr, dass sich das Höfesterben weiter beschleunigt“, warnt der Obmann. Statt Anerkennung für die aufopfernde Arbeit mit den Kühen gebe es Abschläge. „Und das ist maximal frustrierend. Anstatt immer die Marktmacht des Handels anzuprangern, wäre es dringend nötig die eigenen Hausaufgaben zu machen“, so Grünzweil.

Politische Spielchen auf dem Rücken der Bauern

Ernst Halbmayr, Initiator von „A faire Milch“ und ehemaliger Geschäftsführer der „Freie Milch Austria“, sieht ebenfalls eine große Schieflage in der Wertschöpfungskette Milch.

„Wenn es den Molkereien nicht bald gelingt der Nachfragemacht des Handels eine Angebotsmacht auf Seiten der Milchverarbeiter entgegenzustellen, ist für die Milcherzeugerbetriebe keine Besserung in Sicht.“

Aus seiner Sicht hätte da die Bundeswettbewerbsbehörde eine wichtige Rolle. Sie ist jedoch aktuell ohne Führung und sieht untätig dem Treiben am Milchmarkt zu. Halbmayr hofft, dass das politische Tauziehen um die Leitung der Bundeswettbewerbsbehörde bald ein Ende hat. Politische Spielchen auf dem Rücken der Bäuerinnen und Bauern seien unerträglich.

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