Die IG Milch schlägt zur bevorstehenden Landwirtschaftskammerwahlen am 24. Jänner Alternativen vor, damit Bauern aus der Sackgasse der Spezialisierung, der Intensivierung und des Wachstums und der damit verbundenen Schuldenfalle herauskommen.
„Wir müssen beispielsweise bei der Milchproduktion massiv mit der Leistung herunter, wir müssen ein massives Umdenken zusammenbringen und wir brauchen in Wahrheit eine komplette Umkehr und Abkehr von den bisher gepredigten Werten in der Ausbildung und Beratung“, so Obmann Ewald Grünzweil.
Gerade weil die „Regionalität und Direktvermarktung boomt“, warnt der Landwirt im Mühlviertel vor den dort oft neuen Ausbeutungsmechanismen. „Es kann nicht sein, dass die Bauersleute jetzt am Hof noch mehr von früh bis spät arbeiten müssen, um ihre Produkte zu veredeln, sie zu verpacken, und im bäuerlichen Hofladen feilbieten, auf den Markt zu fahren oder teilweise über das Internet zu verschicken. Dieser Mechanismus ist bei diesen Preisen ein Stück Selbstausbeutung“, so der IG Milch Obmann.
Die Bauernfunktionäre und die politisch Verantwortlichen geben sich allerdings mit dieser Variante Bauer-Sein ihr attraktives Image. So sei zu bedenken, dass durch die Lage es nicht jedem Bauern möglich sei, in die Selbstvermarktung zu gehen.“
IG Milch sieht undemokratisches Wahlsystem
Grünzweil fordert daher von der Politik, die Rahmenbedingungen gesetzlich so zu regulieren, „dass eine radikale Abkehr von diesem Agrarsystem der Ausbeutung der Natur, des Abhängig-haltens der Bauern durch das ÖVP und Raiffeisen dominierte Kammerwesen ermöglicht wird.“
Der Obmann weist in diesem Zusammenhang neben der IG-Milch auf die vielen Initiativen und Vereinigungen in der bäuerlichen Welt hin, „die eine nachhaltige Landwirtschaft fordern und selbst schon praktizieren“.
Das System der Kammerwahl sieht die IG Milch „höchst undemokratisch“, weil beispielsweise alle am Hof Lebenden wählen dürfen. Viele haben Funktionen in Parteien, der Kammer, bei Raiffeisen oder anderen genossenschaftlichen Konstrukten. Sie haben deshalb mehrere Stimmrechte, so der Obmann. Damit stabilisiere sich das ÖVP- und Raiffeisensystem „wie von selber“. Grünzweil fordert daher als Vision, dass die Fraktionen nicht mehr antreten bei der Kammerwahl, „bis ein demokratisches Wahlsystem etabliert ist“. In der kommenden Periode wäre dafür die Zeit.