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Betriebsreportage

Flamingo bis Wagyu: Familienbetrieb Scheck in der Salzburger Altstadt

Familie-Scheck-Alpe-Salzburg
Karin Müller-Vögel
am Freitag, 17.02.2023 - 14:18

Robert und Gabriele Scheck, ehemals Sportartikelhändler in München, betreiben jetzt einen kleinen Bauernhof mit Alpe in Salzburg. Sie produzieren Spezialitäten vom Wagyurind und betreiben Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft.

Es mutet an, wie eine öffentliche Parkanlage. Nicht zuletzt aufgrund der Flamingos, die zahlreich am und im Weiher stehen. Das Naherholungsgebiet für die Salzburger Stadtbevölkerung ist aber nichts weniger als der letzte landwirtschaftliche Betrieb, in der Salzburger Altstadt.

Betrieb mit sechs Hektar in der Altstadt

Die Flamingos am Weiher sind ein Anziehungspunkt für die Naherholung suchende Salzburger Bevölkerung.

Auf sechs Hektar, gepachtet vom Benediktinerstift St. Peter, wirtschaftet Familie Scheck seit über 50 Jahren. Robert Scheck und seine Frau Gabriele, die über lange Jahre sehr erfolgreich das Sportgeschäft Sport-Scheck in München geleitet haben. haben ihren Fokus nun auf die Landwirtschaft gerichtet – Roberts Leidenschaft, die schon in seiner frühen Jugend sichtbar wurde.

Der Lebensmittelpunkt der Schecks hat sich in die Salzburger Altstadt verlagert und im Sommer auf die Ehrenreitalpe in der Gemeinde St. Koloman nahe Salzburg, die die Familie vor 17 Jahren erwerben konnte. Ein innovativer, inspirierender, offener und immer nach vorne blickender Geist weht den Besuchern und Besucherinnen an beiden Orten entgegen.

Was macht ein Flamingo in der Salzburger Altstadt?

Sei es in der Stadt, wo im Winter die Wagyurinder, die Burenziegen, Weidegänse, Wildtruthähne, Tauben und Flamingos auf der Winterweide und am Weiher stehen, oder auf der Alm, wo sich die Tiere im Sommer befinden, und eine Schule für Wald-, Almpädagogik und „Forst & Kultur“-Aktivitäten entstanden ist.

Sehr früh erkannte Vater Otto Scheck die Leidenschaft seines Sohnes Robert für Natur, Tiere und die Landwirtschaft. Er unterstützte diese Neigung mit der Pacht von 6 ha landwirtschaftlicher Fläche hinter der Salzburger Festung Leopoldskron an den Weihern von St. Peter. Eine damals familiäre Verbindung ergab die Nähe zum Salzburgzoo. Daher stammen die zahlreichen Flamingos, die in und um die Weiher zu sehen sind. Sehr zur Freude der vielen Naherholungsgäste auf dem Gelände.

Den Städtern die Landwirtschaft näher bringen

Das Terrain ermöglicht es, den „Städtern“ die landwirtschaftlichen Themen näher zu bringen. Natürlich gibt es auch schwierige Situationen. Der Höhepunkt, so Gabriele Scheck, war, als vor ein paar Jahren ein obdachloser Metzger ein Ferkel geschlachtet und in der Sporttasche weggetragen hat. Ein ander Mal hat sich ein besorgter Besucher um ein Rind kümmern wollen und dann das Gatter offengelassen. Die Rinder entwichen und weideten am zwei Kilometer entfernten Friedhof. Kein Problem, die Schecks haben die Tiere wieder zurückbegleitet. In den meisten Fällen verläuft der Kontakt aber positiv – in einem wertschätzenden und erklärenden Dialog mit der nichtbäuerlichen Bevölkerung. Potenzielle Kunden können angesprochen und von der Qualität der hofeigenen Produkte überzeugt werden.

Mutterkühe, Mastrinder und Direktvermarktung

Robert und Gabriele Scheck führen ihre Landwirtschaft als Voluptuarbetrieb. Eine land- und forstwirtschaftliche Tätigkeit, „die auf einer besonderen in der Lebensführung begründeten Neigung beruht und sich bei objektiver Betrachtung nicht zur Erzielung von Gewinnen eignet“, wie es von offizieller Seite formuliert wird.

Der Fokus liegt auf Mutterkuhhaltung und der Haltung gefährdeter Tierrassen (insbesondere der Gänse). Robert und Gabriele Scheck produzieren hauptsächlich für den Eigenverbrauch und vermarkten an Bekannte, Familie und Freunde.

Zudem sind Kooperationen entstanden. Beispielsweise mit dem „Weiserhof“, einem Gastronomiebetrieb mit Haubenkoch, der die Produkte der Schecks zu qualitativ hochwertigen und überraschenden Menüs verarbeitet. Das Augenmerk liegt auf der Verwertung aller Teile des Tieres. Ganz im Sinne von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Der Preis entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist angemessen hoch und wird ohne Diskussion bezahlt.

Direktvermarktung mit hohem Anspruch an Qualität

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Über den Kontakt mit der Haubengastronomie kam Familie Scheck auf das Wagyurind – eine langsam wachsende japanische Rinderrasse mit fein marmoriertem und saftigem Fleisch. Begonnen hatten die Schecks mit Angusrindern, da waren sie die ersten in Österreich. Dann wurde gezüchtet und weiter ausprobiert. Immer mit hohem Anspruch an die Qualität. Dazu trägt auch die ganzjährige Weidehaltung bei, im Winter in der Salzburger Altstadt, im Sommer auf der Ehrenreitalpe.

Wichtig für hohe Fleischqualität ist die der Rinderrasse angepasste Reifung. Dabei setzt die Familie auf Kooperation mit dem Reithgut am Salzburger Gaisberg, in deren Reifekammer auch ihre Produkte reifen. Inzwischen haben sie auch den „Reife-Kapazunder“ und Diplom-Fleischsommelier Richard Walkner als Partner gewonnen. Er ist der Gründer der neuen Meatboutique GustaF in Faistenau.

Das Alpgebäude von Grund auf renoviert

Die Ehrenreitalpe, mit 30 ha Wald und Wiese auf gut 1000 m Seehöhe und mit 40 Minuten Wegzeit leicht von der Salzburger Altstadt zu erreichen, wird seit 300 Jahren bewirtschaftet und liegt malerisch in einem schmalen Tal oberhalb von St. Koloman bei Hallein, wo der Großvater von Robert Scheck ursprünglich herstammt. Die Wagyurinder verbringen den Sommer dort und teilen sich die saftigen Wiesen mit der Herde Ziegen, die, so Robert Scheck, „die Landschaft sauber halten“.

Vor circa zehn Jahren wurde umgebaut. Sehr sanft, mit viel Rücksicht auf Bestand und Umgebung und mit Unterstützung eines Architekten. Der ausgebaute Dachboden dient jetzt als Wohnraum. Ein Teil der Tenne wurde dem Wohntrakt hinzugefügt, der andere Teil wird als Lager genutzt. Die Heulager und Unterstände für die Tiere befinden sich verteilt über das Gelände. Zudem wurde Wohnraum für Praktikanten und Praktikantinnen geschaffen, die während der Alpzeit mit den Schecks arbeiten und leben. Inzwischen ist die Alpe an das Stromnetz angeschlossen. Die Wasserversorgung erfolgt weiterhin aus der eigenen Quelle. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurden eine Schilfkläranlage mit zwei Kammern und eine Solaranlage errichtet.

Das kleine Wasserbecken vor der Alpe, gebaut für die Enkel, wird mit der Kraft der Sonne beheizt. Liebevoll restauriert sind auch die alte Stube, der Holzherd und der Holzofen.

Nachhaltigkeit geht im eigenen Wald weiter

Zur Alpe gehören rund 10 ha Wald, die ebenfalls im Sinne der Nachhaltigkeit bewirtschaftet werden. Keine Kahlschläge, sondern Einzelstammentnahme. Die reifen Bäume werden gefällt und machen damit Platz für den „Nachwuchs“. So verjüngt sich der Wald selbst und bleibt in seiner Funktion als Schutzwald erhalten. Auch im Klimawandel hat diese Bewirtschaftungsform durch den standortangepassten Bestand ihre Vorteile.

Überhaupt arbeitet Robert Scheck gerne mit dem, was vorhanden ist. So hat er funktionierende Biotope auf seiner Alm geschaffen, auch für Urforellen und Störe, die einen sehr naturnahen Lebensraum brauchen. 

Ziegen pflegen Weide auf ehemaligem Forstgebiet

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In den vergangenen zwei Jahren wurden 2000 m2 Fichtenmonokultur, die nach dem zweiten Weltkrieg aufgeforstet wurden, wieder in Weide umgewandelt. Die Umsetzung fand in enger Abstimmung mit dem Naturschutzplan der BH Hallein statt.

Die anspruchsvolle Aufgabe, nach der Rodung Brombeeren und Aufwuchs hintanzuhalten, übernahmen damals 95 teils geliehene Ziegen. Das Projekt war erfolgreich. Es ist beste Weide entstanden, die heute von den 36 eigenen Burenziegen offengehalten wird.

Wald- und Almpädagogik, Forst und Kultur

Im Mischwald blieben alle Laubgehölze, Tannen und Eiben stehen. Zum Waldrand hin wurde aufgelichtet, sodass es zu Stammausschlägen kam. Dazwischen liegen riesige Findlinge aus vergangener Zeit – ein Zauberwald, der auch Filmschaffende immer wieder anzieht – beispielsweise Nicolas Cage im Jahr 2008.

In jüngster Vergangenheit wurde auf der Alm noch mehr Gewicht auf den Dialog mit der nichtbäuerlichen Bevölkerung gelegt. Ein Feld, in dem sich Gabriele Scheck vielseitig ausbilden hat lassen. Sie ist inzwischen Wald- und Almpädagogin und gerade mit dem Abschluss des „Forst & Kultur“-Lehrganges beschäftigt.

Pädagogik für jung und alt als Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft

Die Wald- und Almpädagogik bringt – auf sehr lebendige, spielerische und aktive Art – vor allem Schulklassen die Themen der Land- und Forstwirtschaft näher. Entstanden als Reaktion auf den hohen Freizeitdruck in der Natur, ist sie nun ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit.

„Forst & Kultur“ hingegen richtet sich eher an Erwachsene und beschäftigt sich mit den vielfältigen Einwirkungen des Menschen auf die Landschaft. Spannende Geschichten gibt es auf dieser Alm genug. Und teilweise reichen sie recht weit in die Vergangenheit zurück. Die Schecks berichten von einem alten Kultplatz, einer Kapelle und einer heilkräftigen Quelle auf ihrem Gebiet.

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