Das Projekt „A faire Milch“ von der IG Milch ist Geschichte. Vergangene Woche verkündigten Bauer Ernst Halbmayr und der Obmann der IG-Milch Ewald Grünzweil das Aus des Projektes. Die beiden haben es mit viel Hoffnung am 18. Juli 2006 gegründet. Große Aufmerksamkeit und ständig steigende Verkaufszahlen waren anfangs sehr motivierend. Im gleichen Jahr gab es für die faire Milch gar den Staatspreis für Marketing.
„Während am Anfang viele Aktionen, Verkostungen und Events mit großem Engagement und Freude von Bäuerinnen und Bauern durchgeführt wurden, war es in weiterer Folge praktisch unmöglich, diese Marketingaktivitäten fortzusetzen" so die beiden Beteiligten. Offene und versteckte Drohungen von den Molkereien hätten sie erhalten. Laut Halbmayr und Grünzweil wurden Absprachen unter den Molkereien getätigt, keine wechselwilligen Betriebe aufzunehmen.
"Kritikern wurde der Ausschluss aus der Genossenschaft angedroht. Gleichzeitig wurden Schütt- und Strafgebühren eingeführt und die Direktvermarktung systematisch verhindert. Dazu kamen Vertragsänderungen in den Milchlieferverträgen, die jedem modernen Rechtssystem widersprechen", fassen die beiden zusammen.
Berglandmilch hat zu viel Marktmacht
Während der Bauernbund und die Landwirtschaftskammern immer die christlichen Werte der Genossenschaften und deren Wichtigkeit für Bäuerinnen und Bauern betonten, betreibe man gleichzeitig und gezielt ein Bashing des Lebensmittelhandels.
Der ständige Hinweis auf die Macht der Lebensmittelketten in Österreich sei eine gezielte Ablenkung von der eigenen Machtposition. "Keine Handelskette hat eine annähernde Machtkonzentration wie die Berglandmilch mit 50 % des nationalen Milchaufkommens", kritisieren die beiden die österreichische Milchwirtschaft.
Direktvermarktung verhindert
Nicht nachvollziehbar ist laut IG Milch beispielsweise die neue Regelung der Ennstal-Milch, die durch neue Maßnahmen die Direktvermarktung verhindert und unwirtschaftlich macht. Obwohl diese tourismusstarke Region genau diese Produkte für ihr Selbstverständnis benötige, werde mit den neuen Regelungen keine Direktvermarktung wirtschaftlich möglich sein.
"Fünf Cent Strafzahlung pro Liter Milch, wenn ein Bauer einmal im Monat unregelmäßig liefert, ist unverhältnismäßig und ein Eingriff in die Erwerbsfreiheit", so die Interessengemeinschaft.
Wettbewerbsbehörde soll Molkereien unter die Lupe nehmen
Halbmayr und Grünzweil fordern Agrarministerin Elisabeth Köstinger auf, sich den absurden und die Bauern demütigenden Vorgängen in der österreichischen Milchwirtschaft zu widmen. Ebenso verlangen sie von Kartellgericht und Bundeswettbewerbsbehörde, in der Milchwirtschaft eine eingehende Untersuchung der unhaltbaren Zustände einzuleiten und eine rechtliche Klärung der missbräuchlichen Anwendung der Marktmacht herbeizuführen.
Als Lösung sehen sie zudem den Umbau in Richtung Ökologisierung der bäuerlichen Lebenswelt und damit eine Entlastung der Bauern vom Leistungs- und Optimierungszwang.