Höhere Schweinepreise, grassierende Trockenheit und Borkenkäfer-Befall haben 2019 die Einkommenssituation der österreichischen Bauern im vergangenen Wirtschaftsjahr bestimmt. Die durchschnittlichen Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft je Betrieb sind gegenüber 2018 von 28.035 auf 27.966 Euro leicht gesunken. Für die Einkommensanalyse wurden Buchführungsdaten von 1.926 land- und forstwirtschaftlichen Betriebe ausgewertet.
"Die Einkommensentwicklung stagniert und liegt nun auf dem Niveau von 2016. Das zeigt, dass Entlastung für die Land- und Forstwirtschaft dringend notwendig ist", kommentierte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die aktuellen Zahlen. Das Entlastungspaket der türkis-grünen Regierung für die Landwirtschaft umfasse 50 Mio. Euro an steuerlichen Erleichterungen und komme "genau zur richtigen Zeit".
In der Summe habe der Bund Entlastungen von 120 Mio. Euro für die bäuerlichen Familienbetriebe umgesetzt, die "jetzt Jahr für Jahr schlagend" werden, so die Ministerin.
Nur Schweinebauern verdienten deutlich mehr
Die Einkommensentwicklung zum Vorjahr war je nach Betriebsform sehr unterschiedlich: Die größten Zuwächse konnten laut Landwirtschaftsministerium die Veredlungsbetriebe (+33,4 Prozent), vor allem durch den Anstieg des Schweinepreises, verzeichnen. Deren Einkommen lag deutlich über 60.000 €. Damit verdienten die Schweinehalter mit Abstand am besten.
Den stärksten Einkommensrückgang mit Minus 35,8 Prozent gab es aufgrund der Trockenheit bei den Dauerkulturbetrieben. Das Einkommen der landwirtschaftlichen Gemischtbetriebe, unter anderem mit Direktvermarktung, Heuriger, Urlaub am Bauernhof stieg im Schnitt nur leicht um 6,1 Prozent auf rund 35.000 € an. Damit schneiden sie besser ab als Betriebe mit Futter-, Marktfruchtbau, Dauerkulturen oder Forst.
Vor allem die Forstbetriebe haben mit den Folgen der Trockenheit, Borkenkäferbefall und niedrigen Holzpreisen besonders hat zu kämpfen. Ihr Einkommen fiel im vergangenen Wirtschaftsjahr sogar unter 20.000 Euro.
Was die Einkommen beeinflusste
Die Einkommensentwicklung der Bauern und Forstwirte wurden laut Landwirtschaftsministerium von folgenden Faktoren positiv beeinflusst: Zunahme der öffentlichen Gelder, vor allem bei den Agrarumweltmaßnahmen (ÖPUL), mehr Erträge aus Direktvermarktung, Heurigenbetrieb, Urlaub am Bauernhof und höhere Schweinepreise sowie höhere Erntemengen bei Getreide, Hack- und Ölfrüchten.
Negativ auf die Einkommensentwicklung wirkten sich vor allem folgende Faktoren aus: Mehr Borkenkäferschadholz und stark gesunkene Holzpreise, höhere Kosten für Tierzukäufe, Futtermittel, Energie und Instandhaltungen sowie niedrige Erzeugerpreise im Obst- und Weinbau und gesunkene Preise bei der Rinderhaltung.
Kürzungen im EU-Haushalt sind nicht akzeptabel
Die Landwirtschaftskammer Österreich begrüßt aufgrund der Einkommenssituation der Bauern die Entlastungs- und Investitionspakete der Bundesregierung. "Sie helfen in der jetzigen Situation mit, den auch durch die Corona-Krise schwer geschädigten Betrieben wieder Hoffnung zu geben", so Kammerpräsident Josef Moosbrugger.
Nach seiner Meinung bedeutet dieses Ergebnis, dass ursprünglich geplante Kürzungen im EU-Agrarbudget keinesfalls akzeptabel sind. Am 17. und 18. Juli verhandeln die Staats- und Regierungschefs über den neuen EU-Finanzrahmen 2021 bis 2027. Nur mit einem stabilen Finanzrahmen könnten die Landwirte all jene Leistungen für die Gesellschaft erbringen, die diese von ihnen erwarte, meint der Kammerchef.