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Rindergesundheit

Big Brother im Stall mit neuer App

Smaxtec Tamweg
LFS Tamsweg
am Dienstag, 25.02.2020 - 15:18

Die Gesundheit der Kuh auf das Handy des Bauern: LFS Tamsweg testet ein modernes Überwachungssystem zur Früherkennung von Krankheiten bei Kühen

Salzburg - In der Landwirtschaftsschule Tamsweg testen derzeit Schülerinnen und Schüler eine App, die den Gesundheitszustand der Kühe direkt auf dem Handy anzeigt. Sie sind damit in Salzburg Vorreiter in Sachen Landwirtschaft 4.0. Mit der App werden wichtige Daten der Tiere wie die innere Körpertemperatur und die Bewegungsaktivität rund um die Uhr gemessen und aufs Smartphone geschickt.

„Dadurch können Krankheiten frühzeitig erkannt werden. Der Heilungsprozess kann früher eingeleitet werden, und somit kann die Kuh auch rasch wieder gemolken werden“, erklärt Agrarlandesrat Josef Schwaiger. „Das ist vor allem gut für die Tiergesundheit, und der Betrieb kann zudem den wirtschaftlichen Schaden gering halten. Mir ist aber auch wichtig, dass die Schüler unserer Landwirtschaftsschulen die modernsten Technologien kennenlernen und diese vielleicht am eigenen Hof professionell anwenden können“, sagt Schwaiger.
Auch die Schüler sind begeistert: „Vor allem für Nebenerwerbsbetriebe kann das hilfreich sein. Durch die frühe Erkennung von Krankheiten können Behandlungskosten beim Tierarzt gespart werden, die Kühe bleiben gesund und leistungsfähig“, betont der 15-jährige Florian Sigl aus dem obersteirischen Bezirk Murau. Sein 16-jähriger Klassenkollege Stefan Miedl, ebenfalls aus der Region, ergänzt: „Die Daten kann man immer und überall auf dem Handy abrufen.“
Bis zu vier Tage, bevor klinische Symptome sichtbar werden, erkennt die App eine sich anbahnende Krankheit. Dank dieser Früherkennung kann die Kuh mit schwächerer Medikation behandelt werden. Im besten Fall entfällt dadurch auch die gesetzlich vorgeschriebene Wartezeit zur Milchproduktion nach der Krankheit. „Im Vordergrund steht bei dieser Innovation aber immer die Gesundheit der Tiere“, so Schwaiger.
Die App analysiert nicht nur den Gesundheitszustand der Kühe, auch über Brunst und über bevorstehendes Kalben wird man frühzeitig informiert. Dafür sorgt ein sogenannter Bolus. Dieser wird den Kühen in den Netzmagen eingegeben. Der zylinderförmige Bolus mit einer Länge von zirka zehn Zentimeter misst rund um die Uhr die innere Körpertemperatur, die Bewegungsaktivität und das Trinkverhalten. Die Daten werden an ein Messgerät, das im Stall angebracht wird, übermittelt und über Wlan auf das Smartphone übertragen. Den Bolus kann der Bauer seiner Kuh durch das Maul wie ein Medikament verabreichen. Mit einem zweiten Bolus kann zusätzlich der pH-Wert gemessen und dadurch die Fütterung optimiert werden.
Seit Kurzem läuft nun der Testbetrieb in der Fachschule Tamsweg. Zehn Rinder tragen den Bolus in sich. Die Lungauer sind damit im Bundesland Vorreiter. Angewendet wird die App derzeit in einigen Landwirtschaftsschulen in Niederösterreich, Tirol und der Steiermark. „Die Anwendung des Systems wird sicher spannend für unseren Lehrbetrieb“, freut sich Barbara Mauser, Tierhaltungslehrerin an der LFS Tamsweg. „Vor allem ist es ein Gewinn für die Schülerinnen und Schüler, die diese moderne Form des Herdenmanagements kennenlernen dürfen“, sagt Mauser.