Straden/Steiermark Sie sind jung, innovativ, wollen die Wertschöpfung aus ihren Produkten erhöhen und nennen sich „Die jungen wilden Gemüsebäuerinnen | Bauern“ der Südoststeiermark, darunter auch Irene Gombotz. „Ohne die Gründung unseres Vereins würde es meinen Betrieb in seiner heutigen Form nicht geben und schon gar nicht im Vollerwerb“, sagt die Biobäuerin.
Vor zehn Jahren ist sie in den elterlichen Betrieb eingestiegen, hat ihn umstrukturiert und vor sieben Jahren übernommen. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind für die Jungbäuerin der Zusammenhalt und die Kooperation mit Berufskolleginnen und -kollegen sowie der Mut, neue Wege zu gehen.
Einstieg in den Betrieb erst spät beschlossen

Er gehörte zu den ersten, die in den 80er-Jahren die Produktion steirischer Paradeiser unter kalten Folientunneln für den LEH gewagt hatten. Von je her wurden am Hof auch Kühe und Schweine gehalten. Anfang der 90er-Jahre gab die Familie die Tierhaltung auf und spezialisierte sich auf den Tomatenanbau.
„Aber schon vor zehn Jahren war die goldene Zeit des Paradeiseranbaus vorbei“, erinnert sich Gombotz. Der Druck durch Importe war immer stärker geworden. Auf der Suche nach einem Nischenprodukt, das zum Betrieb und zum warmen Klima der Südoststeiermark passt, hat sich die Jungbäuerin schließlich für den Beerenanbau entschieden und diesen Betriebszweig auf Bio umgestellt. Auf ihrem Betrieb schon zuvor angebaute Früchte wie Saatmais, Ölkürbisse, Roggen und Soja werden weiterhin auf einer Fläche von insgesamt rund 10 ha Ackerfläche konventionell kultiviert. Dafür hat die Familie Anbauverträge abgeschlossen und mit Blick auf die Arbeitskapazität den kompletten Ackerbau an Lohnunternehmen übergeben.
Ribisel, Himbeeren und Heidelbeeren
Nachdem Gombotz den Paradeiseranbau für den LEH aufgegeben hatte, investierte sie stark in die Ribisel-Produktion. Die Kosten für die Anlagen mit Hagelnetz, Bewässerung, Frostberegnung und Pflanzen belaufen sich auf rund 80 000 bis 100 000 €/ha. „Allerdings ist das ein langfristiger Kapitalaufwand, denn die Anlagen bleiben jeweils 25 bis 30 Jahre bestehen.“
Von der Nische zum Betriebsschwerpunkt
Bewässerung ausdem eigenen Teich
Alle Spezialkulturen müssen bewässert werden. „Andernfalls ginge hier gar nichts“, sagt Gombotz. Es sei ein Segen, dass ihre Eltern vor mehr als 20 Jahren für ihre Saatmaisproduktion zusammen mit drei Berufskollegen einen Gemeinschaftsteich angelegt haben. Er ist 1,5 ha groß, rund 8 m tief und wird nur von Niederschlägen und gesammeltem Oberflächenwasser gespeist. „Selbst wenn es zwei Jahre lang keinen Niederschlag gäbe, könnten alle vier Betriebe ihre insgesamt 20 Hektar großen Flächen bewässern.“ Mit Blick auf die zunehmend langen Trockenperioden im Sommer und ausbleibende Niederschläge im Winter sei die Anlage des Teichs eine weise Entscheidung gewesen.

„Als ich vor zehn Jahren in den Betrieb eingestiegen bin, hat es noch keine Spätfröste gegeben“, erinnert sich die Biobäuerin. „In den vergangenen fünf Jahren haben sie kontinuierlich zugenommen. Schon im März verzeichnen wir jetzt manchmal Temperaturen von 15 bis 20 Grad Celsius und die Kulturen treiben aus. Die Spätfröste Ende April bis Anfang Mai führen dann nicht selten zu einem Totalausfall.“ Auch Hagel- und Sturmereignisse, die streifenweise über die Region hinwegfegen, hätten stark zugenommen.
Während ihrer Ausbildung zur Facharbeiterin und Meisterin für Feldgemüsebau traf Irene Gombotz auf Berufskollegen aus der Südsteiermark, die mehr aus ihrem Betrieb machen und dem Gemüseanbau im südlichen Bundesland „ein Gesicht geben“ wollten. Durch den Zusammenschluss von Freunden sei 2017 in der Südsteiermark ein Verein mit 16 Mitgliedern entstanden. Sie alle produzieren qualitativ hochwertige, kreative Produkte, die regional vermarktet werden. Über den Verein konnten sich die Mitgliedsbetriebe neue Käuferschichten erschließen. So beliefern sie ihre Hofläden wechselseitig mit ihren betriebsspezifischen Produkten. Zudem hat Spar in seinen südsteirischen Geschäften aus dem Verein veredelte Paradeiserprodukte wie den „Steirischen Paradeisersaft“ unter der Vereinsmarke „Die jungen wilden Gemüsebäuerinnen | Bauern“ in sein Sortiment aufgenommen. Das österreichische Handelsunternehmen habe sich als fairer Partner auf Augenhöhe erwiesen.
Spar ist wichtiger Handelspartner
Bio-Ingwer und -Kurkuma auf kleiner Fläche
Selbstbedienungs-Box für den Ab-Hof-Verkauf
Für den Ab-Hof-Verkauf hat die Familie vor vier Jahren eine ansprechende „Selbstbedienungs-Box“ errichtetet. Rund die Hälfte der dort angebotenen Bioprodukte stammt aus Eigenanbau.

Um die Sortimentsvielfalt zu erhöhen, liefern Mitglieder des Vereins zusätzlich Dinkelprodukte, Eier, Senf oder Steirer Reis. Gombotz freut sich, dass die Zahl der Kunden im Bio-Bereich jährlich wächst.
Dass sie sich als Frau in einem stark von Männern dominierten Berufsfeld durchsetzen konnte, führt Gombotz auf ihre fachliche Kompetenz zurück. Unter den gleichaltrigen Berufskollegen sei sie ohnehin immer gut angenommen worden. Die ältere Generation habe sie akzeptiert, sobald sie erkannten, dass die junge Frau genau weiß, was sie tut und wovon sie spricht. Deshalb empfiehlt Gombotz dem weiblichen Nachwuchs das Aneignen von Fachwissen und den regelmäßigen Austausch mit Berufskollegen. „Sie sollten mit zu Versammlungen und Schulungen gehen und die Weiterbildung nicht allein ihren Männern überlassen.“
Irene Gombotz hat die Betriebsübernahme nie bereut und sich gerne den Herausforderungen gestellt. So lernte sie den Beruf der Bäuerin zu schätzen. „Vor allem meine Selbstständigkeit möchte ich nicht mehr missen.“