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Österreich

ARGE Rind legt sich ins Zeug

Ulrich Graf
Ulrich Graf
am Donnerstag, 09.04.2020 - 10:16

Die Interessengemeinschaft hat Wege gefunden, den Preisverfall bei Rindfleisch zu mindern.

Rindfleisch

Die Corona-Krise betrifft die Rinderbauern massiv. Der Außer-Haus-Verzehr wurde komplett eingestellt, der leicht höhere Rindfleischabsatz im Lebensmitteleinzelhandel kann dabei nicht den „normalen“ Rindfleischbedarf des Außer-Haus-Verzehrs kompensieren.

Der Großteil der wichtigsten Exportmärkte wie Spanien, Italien und Frankreich ist weggebrochen, die Hauterlöse gehen durch den Stillstand in der Haut- und Leder-Verarbeitungsindustrie gegen Null (15-20 Cent/kg Schlachtrind). Die Systemgastronomie wie z.B. McDonald´s fällt bis auf Weiteres aus.

Die Haushaltsstruktur macht sich im Konsumverhalten bemerkbar und auch Änderungen der Konsumgewohnheiten tragen zu einem geschwächten Absatz von Rindfleisch bei: Nudeln und Fertiggerichte werden in Krisenzeiten bevorzugt gekauft.

Die Umstände führen dazu, dass sich die Preisspirale nach unten dreht und es in allen Kategorien viel zu viel Ware am Markt gibt.

Auswirkungen für die Bauern möglichst wirksam abzufedern

Die Arge Rind hat mit den drei großen Lebensmitteleinzelhandelspartnern SPAR, REWE und Hofer eine Absichtserklärung vereinbart: Die Preise werden für die kommenden 4 Wochen eingefroren. Das trägt dazu bei, dass die Rindfleisch-Preise nicht völlig verfallen.

Zusätzlich stellt die ARGE Rind dem Handel 30.000 hochwertige Rindfleisch-Kochbücher zur Verfügung, damit der Konsum noch mehr angekurbelt werden kann.

Der Lebensmittelhandel betrifft jedoch nur etwa 50 % des gesamten Marktes, daher bleibt vor allem noch die Möglichkeit, vermehrt neue Export-Absatzschienen zu finden.

Die ARGE Rind hat mit einigen Marktpartnern neue Absatzstrategien ausgearbeitet. Beim Jungstier konnte eine deutsche Handelskette gewonnen werden, eine größere Menge abzunehmen. Denn laut DI Werner Habermann, Geschäftsführer der ARGE Rind, „... ist es absolut notwendig, Mengen auch auf anderen Vermarktungsplätzen abzusetzen, da sonst der österreichische Markt zum Stillstand kommt und die Preise komplett in den Keller rasseln.“

Die Kalbinnen, im Speziellen die Programm-Kalbinnen (z.B. Cultbeef und alpenvorland Rind), sind aufgrund des Wegfalls der Gastronomie derzeit fast unverkäuflich – hier konnte die ARGE Rind eine neue Exportschiene nach Italien legen.

Bei der Kuhvermarktung kommt eine Erleichterung von anderer Seite: Die ARGE Rind konnte die OSI Foodsolutions Austria und McDonald´s Österreich gewinnen, dass für die nächsten 4 Wochen 50 % des M-Rind-Aufschlages durch McDonald´s weiterhin übernommen wird – obwohl McDonald´s derzeit selber keinen Absatz verzeichnen kann.

Verluste minimieren

Die Arge Rind geht davon aus, dass ohne ihre Stützungsmaßnahmen die Preise noch stärker verfallen wpürden. Insgesamt würde das einen Preisverfall pro Woche von etwa 2 Millionen Euro bedeuten. Umgerechnet für jeden Bauern würde das zusätzlich ein Minus von 50,- bis 100,- € pro Rind und Woche ausmachen.