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Angriff auf Ziege

Wieder Wolfsattacke in Bergen?

Wolf
Barbara Höfler
am Freitag, 17.12.2021 - 16:29

Ein Landwirt hat nach eigener Aussage einen Wolf aus dem Offenstall verjagt und so eine trächtige Ziege gerettet. Bei einer Mahnwache wird derweil eine Wolfsentnahme gefordert.

Update 17.12.2021

Im Netz kursiert seit gestern ein Video. Laut telefonischer Auskunft des Landesamts für Umwelt (LfU) handelt es sich darauf „nach erstem Augenschein“ um einen Wolf. Er läuft in dem Video durch Bergen, am Abend als der Rissversuch passiert ist.

Mittlerweile gibt es auch eine ersten Einschätzung des LfU, wonach eine Erstdokumentation ergeben hat, dass der Angriff auf die Ziege wahrscheinlich durch einen Wolf verübt wurde.

Das Landwirtschaftsministerium hat angekündigt, dass Ministerin Kaniber am Montag nach Bergen kommt.

Erstmeldung vom 16.12.2021: Wolf greift auf Bauernhof Ziege im Offenstall an

Bergen/Lks. Transtein Am Mittwochabend, 15. Dezember 2021, gegen 21.15 Uhr ist in Bergen im Landkreis Traunstein offenbar wieder eine Ziege angegriffen worden. Das zeigen Bilder des Tieres, die dem Wochenblatt vorliegen. Dem Kehlbiss nach könnte es sich erneut um einen Rissversuch durch einen Wolf handeln.

Erst Ende Oktober hatte ein Wolf fünf Schafe in Bergen gerissen, ein sechstes tauchte nicht mehr auf. Der nun betroffene Betrieb hält 300 Ziegen und Schafe sowie sieben Rinder im Offenstall. Junglandwirt Christian Gutjahr, dessen Eltern der Hof gehört, konnte nach eigener Aussage den Angreifer verjagen und rettete so das Leben der hochträchtigen Ziege und dem Rest der Herde. Der Offenstall befindet sich nur 20 m vom Wohnhaus entfernt. Ein Netzwerker des Landesamtes für Umwelt (LfU) kam am Donnerstagmorgen zur Probennahme. Die Spurenanalyse soll zeigen, ob es sich beim Angreifer um einen Wolf gehandelt hat.

Bergen Ziege Riss

Der BBV-Bezirkspräsident von Oberbayern, Ralf Huber, besuchte den Betrieb am Donnerstagmittag zusammen mit dem Traunsteiner BBV-Kreisobmann Sebastian Siglreithmayer und Geschäftsführer Matthäus Michlbauer. Der BBV habe in den vergangenen Monaten zahlreiche Gespräche mit allen Parteien zur Wolfsproblematik geführt, sagte Huber, zuletzt vergangene Woche auch mit Umweltminister Thorsten Glauber. Vom Ergebnis sei er jedoch enttäuscht: „Jeder gibt einem Recht, aber keiner macht was“, sagte Huber. In Traunstein herrsche „ein Gefühl der Ohnmacht“. „Du kannst die Leute nicht trösten, du kannst ihnen nicht sagen, dass es besser wird, weil es einfach immer nur noch schlimmer wird, wenn die Politik nicht handelt“, sagte Huber gegenüber dem Wochenblatt.

Erst am Sonntagabend hatte die Traunsteiner Schafhaltervereinigung zusammen mit dem Bayerischen Bauernverband in Bergen eine Mahnwache abgehalten. Rund 70 Weidetierhalter waren im Rahmen der europaweiten Aktion „Lichter aus für die Weidetierhaltung“ auf dem Parkplatz der Hochfellnseilbahn zusammengekommen. Sie forderten die Politik zum Handeln auf. Laut Josef Harbeck, dem Vorsitzenden der Schafhaltervereinigung Traunstein, sind die Weidetiere in der Region dem Wolf „derzeit schutzlos ausgeliefert“. „Es ist unabdingbar, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen und eine Regulierung zuzulassen“, sagte Harbeck.

Wolf Mahnwache Bergen Gruppe

Dieselbe Forderung erhob der Landtagsabgeordnete Klaus Steiner, der an der Mahnwache teilgenommen hatte. Der Wolf könne in einer Region mit zahlreichen Verkehrsachsen, intensiver Freizeitnutzung und Weidewirtschaft „keinen artgerechten Lebensraum mehr vorfinden“. Werde der Schutzstatus jetzt nicht herabgesetzt, könne Rudelbildung nicht mehr vermieden werden, dann stünden „Bilder wie kürzlich in Bergen an der Tagesordnung und viele Tierhalter und Almbauern“ würden aufhören.

Nach den bestätigten Wolfsrissen Ende Oktober in Bergen und kurz darauf in Anger im benachbarten Landkreis Berchtesgadener Land, hat der Landrat von Traunstein, Siegfried Walch, bei der Regierung von Oberbayern bereits einen Antrag auf eine Abschussgenehmigung gestellt (das Wochenblatt berichtete). Der Antrag liegt derzeit weiter zur Prüfung bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landes.

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