Traunstein/Rosenheim/Berchtesgadener Land - Der Tag, an dem der Wolf GW2425m zum Abschuss freigegeben worden war, war sein Todestag. Am 17. Januar überfuhr ihn nahe Proßnitz in Tschechien ein Auto. 360 km von Markt Schellenberg entfernt, wo der Wolf zuletzt Weidetiere in Oberbayern gerissen hat.
„Das Enttäuschende daran ist, dass für die Regierung die Sache jetzt erledigt ist“, sagt Sepp Glatz, Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO). Für die Weidetierhalter sei „aber gar nichts erledigt“. Glatz fordert Aufklärung, warum die Abschusserlaubnis erst einen Monat nach dem letzten Riss erteilt worden sei, warum die Allgemeinverfügung der Regierung rechtlich durch die Naturschutzverbände anfechtbar war und wieso die Gerichte mit der Klageprüfung zu keinem Ende kamen. In wenigen Wochen beginnt die Almsaison. „Wenn der nächste Wolf kommt, müssen wir handlungsfähig sein“, so Glatz, „sonst gehen wir sehenden Auges in eine Katastrophe.“
Die nächsten Schritte besprechen
Nicht erledigt ist das Thema auch für Philip Bust, BBV-Referent für Jagd und Wildtiermanagement. Für März geplant ist ein weiteres Treffen der Nutzerverbände, um nächste Schritte zu besprechen.
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Wer für die kommende Weidesaison noch einen Herdenschutzzaun braucht, ist bereits spät dran. Unklar bleibt die Finanzierung. Kurz vor Weihnachten war überraschend eine landeseinheitliche Deckelung der Herdenschutzkosten eingeführt worden, die Zaunmaterial und -montage in Gebirgslagen zum Teil bei Weitem nicht abdeckt. Das Landwirtschaftsministerium hat seinem Sprecher zufolge jetzt den Vorschlag beim Umweltministerium eingereicht, „die Referenzwerte für bestimmte Gebiete (z. B. Berggebietskulisse), die schwieriger zu zäunen sind, anzupassen“. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, blieb bis Redaktionsschluss unklar.
Auch in der Landespolitik wird über den Wolf diskutiert. Doch die Ansichten gehen dabei weit auseinander. Die Grüne-Landtagsfraktion attackierte die Staatsregierung und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Bei der bayernweiten Förderung der Herdenschutzmaßnahmen habe die Staatsregierung „total versagt“.