Murnau/Lks. Garmisch-Partenkirchen Dunkelheit hat sich über die Wiesen gelegt. An der Fassade des Freiluftstalles leuchtet ein Weihnachtsstern. Drinnen schaltet Silvia Häringer das Licht im Stall an. Rund zwanzig Murnau-Werdenfelser-Rinder machen große Augen. Sie scheinen zu wissen, was jetzt kommt. Kinder spazieren hinein und das bedeutet für die Tiere: Groamat, Semmeln und vorsichtiges Streicheln.
Im Taschenlampenschein zu Krippe und Stall
Gemeinsam mit ihrem Mann Martin bot Silvia Häringer heuer erstmals Adventswanderungen zum Winterquartier ihrer Rinder an. Dabei sollten Kinder sehen, wo die Tiere nach der Weidezeit die kalten Monate verbringen und auch mal mit dem Flotzmaul in Berührung kommen. Los ging‘s am Treffpunkt vor der Verkaufshütte des Semerhansenhofes im Murnauer Ortsteil Weindorf. Eine kleine Gruppe, darunter eine Handvoll Kinder, ist gekommen. Silivia Häringer verteilt Taschenlampen.
Zu Fuß geht es zum Laufstall, vorbei am alten Anbindestall und einer Krippe mit Skulpturen von Josef und Maria, einer – noch – leeren Futterkrippe fürs Jesuskind und drei Groamat kauenden Rindern. Weiter im Taschenlampenschein zum ca. einen Kilometer entfernten Winterdomizil. Dort angekommen lautes Muhen. Die Bäuerin öffnet den Stall. Zwanzig Augenpaare stieren zum Eingang. Jetzt lässt Martin Häringer mit dem Heukran Futter vor die Mäuler fallen. Prompt greifen die Kinder zu Heugabel, Besen und Schubkarre. Keine Überraschung für Silvia Häringer.
Die Familie hat schon einige Stallführungen für Kindergartengruppen und Schulklassen angeboten. Wenn kleine Kinder den Stall betreten, verbringen sie gleich eine Stunde mit Füttern, weiß sie. Sie braucht dann nicht viel sagen, „sie würden auch nicht zuhören“, scherzt sie. Dann verteilt die Landwirtin Quizkärtchen mit Fragen an die Eltern: Was unterscheidet eine Färse von einer Kuh? Warum tragen die Rinder „Ohrringe“? Doch auch die Häringers beantworten Fragen, etwa, was Mutterkuhhaltung eigentlich bedeutet.
Rinder mal richtig aus der Nähe studieren
Als ein kleiner Bub einem Ochsen eine halbe Semmel hinhält, umgreift die schleifpapierraue Zunge nicht nur sie, sondern auch seinen Handschuh. Er müsse die Semmel schon loslassen, meint seine Mutter. Gesagt, getan. Prompt verschwindet die Semmel im Maul der Kuh zwischen ihren Backen. Die Kinder sollen die Angst vor den Rindern verlieren, so Silvia Häringer, nicht aber den Respekt.
Nach rund einer Stunde folgt der Aufbruch. Zurück geht es mit leuchtenden Fackeln, auch wenn das ein oder andere Kind gerne noch ein wenig länger bei den Rindern geblieben wäre. Die Erwachsenen haben bei den insgesamt vier Adventswanderungen jeweils einen Unkostenbeitrag in Höhe von 3 € bezahlt. Das Geld spenden Silvia und Martin Häringer an die Haunersche Kinderklinik in München.