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Ackerbau

Eine spannende Zukunft erwartet

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Helga Gebendorfer
am Montag, 16.03.2020 - 10:51

Klimawandel und weniger zugelassene Pflanzenschutzmittel halten Kartoffelbranche in Atem.

Lampertshofen/Lks. Neuburg-Schrobenhausen - Vermehrer, Vertreter von VO- und Handelsfirmen und Anbauberater Franz Steppich vom Landwirtschaftsamt Augsburg konnte Josef Oßwald, 1. SKV Schwaben bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung des Erzeugerringes für Pflanzenbau Südbayern, Fachgruppe Saat- und Pflanzgut Oberbayern-Nord (ER), und den Saatkartoffel-Erzeugervereinigungen SEV Donaumoos, SKV Paartal und SKV Schwaben im Gasthaus Felbermaier in Lampertshofen begrüßen: „Der Klimawandel und der Wegfall von Pflanzenschutzmitteln erschwert uns das Leben. Es bleibt wirklich spannend, was die Zukunft bringt.“

Auch BBV-Kreisobmann Ludwig Bayer blickte auf gesellschafts- und marktpolitisch schwierige Zeiten. „Wir wünschen uns mehr Anerkennung in Gesellschaft und Politik“, erklärte er und wies darauf hin, dass viele Landwirte ihren Unmut auf der Straße kundtun. Er versprach, in Sachen Düngeverordnung um Verbesserungen zu kämpfen und forderte im Hinblick auf das Reglone-Verbot gleiches Recht für alle in der EU.

Anbaupause wäre nicht zu verkraften

Peter Steinherr, 1. Vorsitzender SKV Paartal, ließ stellvertretend für alle Verbände das vergangene Jahr Revue passieren. So fanden im Rahmen des Projekts „Qualitätsoffensive Pflanzkartoffel“ zwei Informationsveranstaltungen statt. Ein weiteres Thema waren die verschiedenen Absackgebühren der einzelnen Züchterhäuser. „Das ist für uns ein unzumutbarer Zustand. Hier wollen wir Licht ins Dunkel bekommen und versuchen, gemeinsam eine Regelung auf die Beine zu stellen“, berichtete Steinherr.

Weiter ist in Zukunft eine Fusion der drei Verbände angedacht, wofür sich Steinherr für das weitere Vorgehen ein einstimmiges Votum der Versammlung einholte. Sorgen bereitete ihm auch, dass einzelne Züchter aufgrund der Gefahr von Quarantänekrankheiten, z. B. Kartoffelkrebs, die bestehenden Vermehrerverträge wieder öffnen möchten. Das Bürsten von anhaftender Erde vor dem Abpacken wäre für die Betriebe noch umsetzbar, doch die Forderung nach einer vier- bis fünfjährigen Anbaupause wäre nicht zu verkraften. „Für unsere kleinen, hochspezialisierten Betriebe würde das eine Reduzierung des Pflanzkartoffelanbaus um mindestens 25 Prozent bedeuten, was ein großes wirtschaftliches Problem darstellt“, verdeutlichte er.

Schnellerer Virustest ist notwendig

Schließlich zeigte Steinherr eine unbefriedigende Situation beim Zeitbedarf der Virustestung bei der LfL auf. „Seit drei Jahren mahnen wir immer wieder an, dass damit die Pflanzkartoffelanerkennung im Vergleich zu unseren internationalen Wettbewerbern zu lange dauert“, beklagte Steinherr und Franz Steppich untermauerte die Lage mit Zahlen und Fakten. Die Forderung der SKVen: „Wir brauchen das Ergebnis spätestens bis Mitte/Ende November.“

Dr. Peter Doleschel, Leiter vom Institut für Pflanzenbau und -züchtung an der LfL legte seine Sicht der Dinge dar. „Ich weiß, dass 2019 einiges nicht besonders gut gelaufen ist. Ich hoffe, wir können es dieses Jahr besser machen“, meinte er und nahm Anregungen seitens der Anbauer mit.

ER-Geschäftsführerin Monika Janitschek informierte, dass die Fachgruppe Saat- und Pflanzgut 2019 insgesamt 356 Mitglieder umfasste – 204 Pflanzkartoffelvermehrer mit 1482 ha Pflanzkartoffelvermehrungsfläche und 152 Saatgetreidevermehrer mit 4260 ha Saatgetreidevermehrungsfläche. Von der Ernte 2018 wurden im ER insgesamt auf 1262 ha 26 2214 dt Kartoffeln plombiert (208 dt/ha). In Oberbayern-Nord waren es auf 934 ha 193 124 dt, was 207 dt/ha ergibt. Zudem machte sie die Zuhörer auf die Plombierung mit amtlichen Etiketten sowie die Service-Angebote vom ER aufmerksam.

Schließlich berichtete Janitschek über das Resultat der Neuwahl in 2019. Demnach umfasst der ER-Gesamtvorstand folgende Personen: Saat- und Pflanzgut Hubert Jakob (1. Vorsitzender), Grünland/Futterbau Hubert Friedmann (Vize-Vorsitzender), Qualitätskartoffeln Martin Glöckl und Qualitätsprodukte Gregor Grill.

Aberkennungsrate in Bayern betrug neun Prozent

Nach Auskunft von Anbauberater Steppich bereiteten im Kartoffeljahr 2019 Schwarzbeinigkeit und Blattläuse wegen der Virusübertragung Probleme. Im Moment sind in der SKV Paartal 98 Mitglieder mit 776 ha Vermehrungsfläche, also durchschnittlich 7,9 ha pro Betrieb organisiert, in der SKV Schwaben 28 Mitglieder mit 210 ha, also im Durchschnitt 7,5 ha, und in der SEV Donaumoos 45 Mitglieder mit 264 ha, also 5,8 ha pro Betrieb. Die Ernteschätzung für Pflanzkartoffeln 2019 in Bayern beträgt 71 337 t, was ein Minus von 2715 t gegenüber dem Vorjahr darstellt. Die Aberkennungsrate in Bayern bei der Virustestung betrug 2019 neun Prozent.

In den Fachvorträgen beleuchtete Daniel Behr, Certis Europe B.V., den Einsatz der Kartoffelbeize Diabolo zur Verbesserung der Pflanzkartoffelqualität. Danach stellten von der Ein- und Verkaufsgenossenschaft eG Johann Krammer die Möglichkeiten und Ergebnisse von Krautregulierung vor und Lothar Weber die Markt- und Absatzsituation bei Pflanz- und Speisekartoffeln.