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Erneuerbare Energie

Solarpark der Superlative

Solarpark Schornhof Gruppenbild
Andrea Hammerl
am Dienstag, 07.09.2021 - 08:43

Der Solarpark Schornhof bei Berg im Gau im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist der größte PPA-Solarpark Deutschlands. Eine Doppelnutzung Agri-PV, also für Freiflächen-Photovoltaik und Landwirtschaft, betrachten die Betreiber als schwierig, weil es Interessenkonflikte gibt.

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Für rund 350.000 Solarmodule wurden 70.000 Pfosten in den Moorboden gerammt und circa 300 km Stahlstangen sowie 1.000 km Kabel verlegt – der Solarpark Schornhof bei Berg im Gau im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist ein Projekt der Superlative. Mit einer Kraftwerksleistung von 120 MW peak ist er aktuell der größte Solarpark in Bayern und zugleich der größte PPA-Solarpark Deutschlands.

PPA bedeutet, dass ein langfristiger Stromliefervertrag zwischen zwei Parteien geschlossen wird – im Gegensatz zur klassischen Stromvermarktung über der Bundesnetzagentur mit EEG-Einspeisevergütung. Die Modulreihen sind zwischen ein und drei Meter hoch. Wer mittendrin im Schornhof steht, dem wird die Größe der Anlage in dem ebenen Gelände kaum bewusst. Mit der Anlage sei es gelungen, grünen Strom wirtschaftlich für 5 ct/kWh zu erzeugen, erklärt Andreas Klier, Geschäftsführer der Anumar GmbH aus Ingolstadt.

„Zweites Standbein oder Flächenkonkurrenz?“, das ist die Hauptfrage, die die Landwirte der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (ELF) des CSU-Bezirksverbandes Oberbayern umtreibt. Weil bestes Erntewetter herrscht, sind es nur acht, die ins nördliche Oberbayern gekommen sind, um den Solarpark zu besichtigen. Anumar ist sowohl Projektierer als auch Betreiber von Solarparks, letzteres über lokale Betreibergesellschaften, die in den jeweiligen Kommunen angesiedelt werden.

Gewerbesteuer verbleibt bei Kommune

Solarpark Schornhof Andreas Klier

„Die Solarparks, die wir entwickeln, betreiben wir auch“, betont Klier, „regionale Wertschöpfung wird bei uns großgeschrieben“. Firmensitz der Betreibergesellschaft des Schornhofs ist daher Berg im Gau, sodass die Gewerbesteuer in der Kommune bleibt. Natürlich interessieren sich die Arbeitskreismitglieder auch für die Pachterträge. Etwa 2000 bis 2500 € pro ha und Jahr seien drin, sagt Klier, was ELF-Vorsitzender Rupert Staudhammer anerkennend kommentiert: „Da kommt kaum jemand hin, egal, was er anbaut“.

Es sei keineswegs so, dass es den Landwirten leicht falle, ihre Flächen aus der Bewirtschaftung zu nehmen, erklärt Klier, „die meisten hadern lange mit sich“. Viele betrachteten es als zweites Standbein, das es ihnen ermöglicht, die restlichen Flächen weiter landwirtschaftlich zu nutzen. Um steuerlichen Nachteilen einer Zwangsentnahme zu entgehen, bietet die Anumar den Landwirten Anteile an den jeweiligen Betreibergesellschaften ihrer Parks an.

Gepachtet werden die Flächen für 30 Jahre. Max Weichenrieder will wissen, ob die Bonität der Flächen eine Rolle spiele? Worauf Klier augenzwinkernd meint: „Egal, wo ich bin – es sind immer die besten Böden, die wir bebauen wollen.“ Sehr wohl aber spiele die Bonität im Genehmigungsverfahren in den örtlichen Gemeinderäten eine Rolle.

Doppelnutzung Acker und Solar? Schwierig!

Agri-PV, also Doppelnutzung für Freiflächen-Photovoltaik und Landwirtschaft, sieht der Anumar-Chef skeptisch, weil „Landwirte meist nicht wollen, dass auf ihrem Acker etwas herumsteht“ und die Betreiber wiederum so effizient wie möglich bauen wollen. Doppelnutzung bedeutet eine Mindesthöhe der Module von vier Metern, damit ein Bulldog darunter fahren kann. Jeder Meter Höhe bedeutet aber zugleich ein stärkeres und tieferes Fundament, sodass die Kosten deutlich steigen.

Praktiziert wird dagegen die Nutzung als Blühflächen für den Umweltschutz. Die extensiven Flächen werden zweimal jährlich gemäht, mitunter auch mit Schafen beweidet. „Aber woher nehmen?“, spielt Klier auf immer seltener werdende Schafherden an, „uns fehlt die Kompetenz, selber Schafe zu halten“. Der Aufwuchs sei meist nur in den ersten drei Jahren ein Problem, weil noch genügend Dünger im Boden vorhanden sei, dann lasse das Wachstum nach und zweimaliges Mähen reiche leicht aus.
Zur Frage der Flächenkonkurrenz meint er, wenn jede Gemeinde 3 bis 4 % ihrer Flächen über einen Energienutzungsplan für Photovoltaik freigäbe und der Rest in der Landwirtschaft bliebe, würde sich richtig viel für die Energiewende bewegen, gleichzeitig aber das Gros der Flächen in der Landwirtschaft verbleiben.

Politik und Energiewende - es gibt noch Handlungsbedarf

Wie viel die Politik noch beitragen könnte, macht er anhand einiger unverständlicher Vorschriften deutlich. So muss er im 140 ha großen Solarpark 60 ha Ausgleichsfläche bereithalten, obwohl die Modulfläche extensiv bewirtschaftet wird. Einen Widerspruch zur Energiewende sieht Klier auch bei der Frage der Photovoltaikanlagen auf Dächern. Die seien durch sinkende Einspeisevergütungen sanktioniert worden.

Zudem entstehe Gewerbesteuerpflicht, sobald Einnahmen aus PV generiert würden. Immobiliengesellschaften, die beispielsweise Supermärkte oder Parkhäuser besitzen, verzichteten daher auf eigene PV-Anlagen auf den Dächern. Eine Gestaltungsmöglichkeit sei die Vermietung der Dachfläche an einen Betreiber wie Anumar.
Ob sich Dachflächenanlagen noch lohnen, fragt ein Exkursionsteilnehmer. Klier antwortet, sie lohne sich auf jeden Fall für den Eigenverbrauch. Schwierig werde es, wenn keine Landwirtschaft oder kein (Handwerks-) Betrieb mehr dranhänge, der den erzeugten Strom nutzen könne. Randstreifen zum Gewässerschutz betrachtet er als eher ungeeignet für Freiflächen-Photovoltaik.