"Das Jahr 2021 war für uns ein Nullsummenspiel“, stellen Konrad und Rosmarie Bauer nüchtern fest. Zusammen mit ihrem Sohn Martin überlegen die beiden, wie es weitergehen soll. In Giglberg im Landkreis Freising betreiben die Bauers einen Schweinebetrieb, eine Kombination aus Zuchtsauenhaltung und Mast. Neben der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine macht ihnen die derzeitige Krise auf dem Schweinemarkt große Sorgen, so wie vielen ihrer Kollegen aus der Branche.
Nur noch jedes zweite Ferkel stammt aus Bayern

Viele Faktoren wirken ungut zusammen: der Wegfall von Drittländerexporten, die Pandemie, aber auch der rückläufige Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch an sich. Die daraus resultierenden, sehr niedrigen Erlöse treffen dabei auf stark steigende Preise für Futter, Energie und Fixkosten wie zum Beispiel Versicherungen. So lagen die Produktionskosten für ein Mastschwein schon vor dem Krieg in der Ukraine bei rund 200 €, der Erlös aber nur bei 125 €. „Das bedeutet, es fehlen 80 Euro“, sagt Martin Bauer. Nicht nur er ist davon betroffen und die Folge ist ein Produktionsrückgang, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hat.
Schätzungsweise werden sich die wöchentlichen Schlachtungen in Bayern bis Mitte des Jahres von bislang 1 Mio. auf 750.000 reduzieren. Besonders dramatisch wirkt sich die Situation auf die Ferkelerzeuger als dem letzten Glied in der Kette aus. Sie verlieren momentan am meisten Geld und viele von ihnen hören auf – weil sie auf all das keine Lust mehr haben. „Und weil das Geld ausgeht“, sagt Rosmarie Bauer. Es wird damit gerechnet, dass der Selbstversorgungsgrad mit einheimischen Ferkeln, der in Bayern im Moment noch etwa 75 % beträgt, auf 50 % zurückgehen wird.
Die Hauswirtschaftsmeisterin heiratete 1988 beim „Giglberger“ ein, sechs Jahre später übernahm das junge Paar den Hof. Der Vollerwerbsbetrieb, ein Einödhof, ist bereits seit 1773 in Familienbesitz, ein viertel Jahrtausend Landwirtschaft.
„Für die Zukunft reicht es nicht. Das tut weh.“

Die Milchvieh- und Rinderhaltung gab die Familie in den 1990er Jahren auf. Nachfolgend spezialisierten die Bauers sich auf die Schweinehaltung. Die Zuchtsauen wurden von ursprünglich 20 auf 80 Stück aufgestockt. 1997 starteten sie die Schweinemast, die auf aktuell 600 Mastplätze erweitert wurde. In diesem Zeitraum erfolgten die nötigen Um- und Erweiterungsbauten. „Wir haben uns ständig weiterentwickelt und verbessert“, erzählt Konrad Bauer. „Trotzdem reicht es für die Zukunft nicht aus. Das tut weh.“
Die Familie vermarktet seit vier Jahren zum Teil regional an einen Metzger in Gammelsdorf und sind bisher in der Haltungsstufe 1 geblieben. „Es war eine wirtschaftliche Entscheidung“, sagt der Landwirtschaftsmeister. Man habe auch keinen richtigen Vorteil gesehen. Bauer verweist auf die zahlreichen positiven Voraussetzungen in seiner Haltung. So passt die Betriebsfläche zur Tierhaltung, die Schweine werden mit Trockenfütterung gefüttert, sie sind gesund und punkten mit guter Fleischqualität.