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Fleischerzeugung

Schweine gut, Rinder schlecht

Fleischerzeuger
Dietmar Fund
am Dienstag, 08.10.2019 - 14:48

Fleischerzeugerring Mühldorf-Traunstein zeigt unterschiedliche Marktentwicklung auf.

Mettenheim/Lks. Mühldorf - Vor allem die hohe Nachfrage aus China hat den Export von Schweinefleisch 2018/2019 beflügelt und für eine gute Preisentwicklung gesorgt. Bei der Bullenmast sieht es aber nicht so gut aus. Deshalb sollte weiter Geld in die Werbung für regional erzeugte Produkte fließen, zum Beispiel über die Plattform „Unsere Bayerischen Bauern“. Das erklärte Felix Steinberger, der 1. Vorsitzende des Fleischerzeugerrings Mühldorf-Traunstein, bei der Mitgliederversammlung für das Berichtsjahr 2018/2019 in Mettenheim. Der Ring hat 350 Mitglieder in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Ebersberg, Erding, Mühldorf, München, Rosenheim und Traunstein.

Auf Beratungsleistungen entfielen laut dem Kassenbericht 97 282 € für die Schweinemast, 91 497 € für die Ferkelerzeugung und 66 639 € für die Rindermast. Das waren mit Abstand die höchsten Posten der Gesamtaufwendungen von 540 205 €. Dank einer aufgelösten Rückstellung von 50 000 €, die wegen der Afrikanischen Schweinepest gebildet worden war, konnte der Ring einen 2018/2019 einen Jahresgewinn von 5529 € erwirtschaften. Deshalb möchte er trotz einer angekündigten Beitragserhöhung seines Dachverbands LKV Bayern seine Beiträge nicht erhöhen. Außerdem bietet er seinen Mitgliedern an, Futteruntersuchungen zur Hälfte zu bezahlen.

Laut Michael Bachl, Fachberater für Schweinezucht und -haltung beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Töging, ist die Zahl der aktuell 121 Schweinemastbetriebe in den letzten 4 Jahren konstant geblieben. Die Anzahl der geprüften Mastschweine sei aber insgesamt und auf den Betrieb bezogen gesunken, während die Betriebe bayernweit gesehen gewachsen seien.

Zu den kleineren Betrieben in Bayern gehörten mit einem Durchschnittsbestand von rund 95 Zuchtsauen pro Betrieb die 96 dem Ring angeschlossenen Ferkelerzeuger, deren Zahl seit einiger Zeit zurückgehe. Bachl führt die kleinen Bestände auf die vielen Nebenerwerbslandwirte in den wirtschaftsstarken Regionen in Oberbayern zurück. „Bei manchen von ihnen ist der ,Zug‘ nicht mehr da“, sagte er.

Preisprobleme hemmen Investitionen

Laut Martin Mayr, Fachberater im Fachzentrum Rindermast des AELF Erding, ist die Anzahl der Betriebe in seinem Bereich seit 2001 um 55 % zurückgegangen. Rund 81 % der Betriebe halte derzeit Kühe und Bullen, nur 19 % hätten sich auf die Bullenmast spezialisiert. Die Zahl dieser Spezialisten nehme zwar zu, aber sie hätten leider ein Preisproblem. Gegenüber dem Berichtsjahr 2017/2018 seien die Preise laut den vorläufigen Ergebnissen für 2018/2019 abgestürzt. Das habe vielen Betrieben wie schon in den Vorjahren nicht erlaubt, in den Stallbau zu investieren, denn rund 80 ct pro Tier und Tag seien für die Kostendeckung notwendig. Das entspreche einem durchschnittlichen Fleischpreis von 4,50 €/kg brutto. Parallel zum Preisverfall müssten sich die Bullenmäster auch noch einer verstärkten Tierwohldiskussion stellen. „Dennoch sind die Schlachtgewichte stabil geblieben, denn es wurde gemacht, was geht“, lobte Mayr.

Die Tierwohldiskussion und die mangelnde Wertschätzung seitens der Verbraucher sah auch LKV-Geschäftsführer Ernest Schäffer als eine große Herausforderung. „Wir haben zurzeit keine Sicherheit, weder politisch, noch gesellschaftlich noch in der Vermarktung“, erklärte Schäffer. „Die politisch angedachte Strukturreform würde zu einer Verringerung der Tierbestände um 20 Prozent führen.“