Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Baurecht

Ein schwarzes Schaf?

DSC05106
Sandra Kalb Portrait 2019
Sandra Kalb
am Mittwoch, 14.08.2019 - 14:34

Bio-Landwirt Erich Klas will sich auf seinem Betrieb außerhalb von Kottgeisering ein zusätzliches Standbein schaffen, dazu ist ein Neubau nötig. Gegenwind bekommt er von einer Bürgerinitiative, die Privilegierungsmissbrauch beklagt.

Sie wollen keine Chicken-City und Tomaten gehören ins Gewächshaus statt auf die Augen der Behördenmitarbeiter. Das geht aus den Plakaten hervor, die in diesen Tagen in Kottgeisering (Lks. Fürstenfeldbruck) hängen. Dort hat sich vor einigen Monaten die Bürgerinitiative (BI) „Kein Weiter So in Kottgeisering“ formiert. Kein Weiter So bei der Bebauung des „sensiblen Außenbereichs“ durch Biobauer Erich Klas und Kein Weiter so für die Genehmigung seiner Bauvorhaben durch das Landratsamt Fürstenfeldbruck.

Konkret will Erich Klas seinen Betrieb erweitern – um einen Bio-Legehennenstall mit Auslauf für rund 5000 Tiere und zwei Gewächshäuser. Kein Weiter So soll es für sein Betriebsgelände geben, das im Außenbereich des Dorfgebiets von Kottgeisering liegt. Klas ist in der Biobranche kein Unbekannter und gilt als kreativer Kopf. Vor rund 20 Jahren etablierte er sich im Handel von Heu und Stroh für Kleintiere in Bioqualität, in diesem Segment dazugekommen ist Katzengras. „Für die Stadtkatzen“, feixt er.
Auch der Regionalgedanke hat sich bei Erich Klas früh verankert, zu früh, könnte man meinen. Denn das Gebäude, das er vor einigen Jahren als Hofladen geplant und schließlich gebaut hatte, brachte nicht den gewünschten Erfolg, berichtet er. Jetzt wird es als Büro genutzt – eine der Dornen in den Augen von BI-Sprecher Michael Pütz und seinen Mitstreitern.
Weiter stören sie sich an dem – von Klas bereits erbauten – Gewächshaus, das ebenfalls umgenutzt wurde, nämlich zur Lagerung von dessen landwirtschaftlichen Maschinen. Fragt man Klas, bekommt man eine schlüssige Erklärung: Wegen der Hanglage gelang der Tomatenanbau darin nur bescheiden, auch der Marktpreis, den er damit erzielen konnte, war nicht zufriedenstellend. Dann kam „die gute Zeit der Photovoltaik“, die er sich zunutze machte. Seither sind die Dachflächen des Gewächshauses mit PV-Modulen besetzt. Damit hat sich darin der Gemüseanbau erledigt.
Doch Erich Klas wird nicht müde: Durch seine Beziehungen zur Biobranche über das Kleintiersegment kennt er den Markt und seine Lücken. Die regionale Vermarktungsgesellschaft „Brucker Land“ etwa habe enormen Bedarf an Bio-Hühnereiern. Und die Gewächshäuser? Darin will Klas Feigen anbauen und wäre damit eine Rarität auf dem lokalen Bio-Markt. Erfahrungsberichte zum Anbau habe er von Freunden aus Frankreich. Erich Klas wirkt hochmotiviert, 10 bis 15 unterschiedliche Sorten will er anbauen und auch Selbstpflückanlagen gehören zu seiner Vision.

Öffentliche Belange beeinträchtigt?

Die Bürgerinitiative ist skeptisch, habe er doch bisher seine Gebäude häufig einem anderen Zweck zugeführt. „Ein Konzept ist nicht erkennbar“, so der Tenor bei einer kürzlich abgehaltenen Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative. Biobauer Klas hingegen scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein, schließlich dient die Nutzung seiner Gebäude nach wie vor der Landwirtschaft. Unter den Kritikern sind auch Berufskollegen, die befürchten, dass „schwarze Schafe wie Klas“ die Privilegierung der Landwirtschaft zum Bauen im Außenbereich auf die Probe stellen. Auch der Gemeinderat stimmte gegen Erich Klas‘ eingereichten Bauantrag, die Gründe reichen von Sorge um das nahegelegene FFH-Gebiet Ampermoos bis hin zur übermäßigen Bodenversiegelung auf Klas‘ Betriebsgelände. Letztere führe bei Starkregen zu stehendem Wasser in angrenzenden Äckern und auf der Dorfstraße ortseinwärts.

Entscheidungsträger kontaktiert

Die Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt Fürstenfeldbruck, dort hat der Bio-Landwirt vor einigen Wochen seinen Bauantrag eingereicht. Die Bürgerinitiative hat sich ebenfalls an die Behörde gewandt, zusätzlich ging ein Informationsschreiben an Umweltminister Thorsten Glauber, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, den Bayerischen Bauernverband sowie den Bund Naturschutz in Bayern. „Wir sind keine Wutbürger“ geht daraus hervor, lediglich wolle man einen „tragbaren Einklang zwischen Natur und Landwirtschaft erreichen“.
Auch sei die BI nicht gegen Landwirtschaft an sich, betonte ihr Sprecher Pütz bei der Infomationsveranstaltung. Nur bei Klas solle nicht mehr gebaut werden, als ohnehin schon dort steht.
Weiter fürchten die Initiatoren, dass die Straßen um Klas‘ Hof dem vermehrten Verkehr nicht standhalten würden und dass „unerträgliche Immissionen“ durch Geruch und Lärm der Tiere das Leben im angrenzenden Altdorf (etwa 300 m entfernt) und Wohnhaus (etwa 50 m entfernt) beeinträchtigen könnten. „Da ist richtig Bewegung drin“, so interpretiert Pütz die Antworten auf die Informationsschreiben, welche die Bürgerinitative erreichten. Konkreteres ließ Pütz dazu nicht verlauten.
Die Fronten sind verhärtet: Von der Bürgerinitiative wird Klas als „Geschäftsmann mit Ellenbogen-Mentalität“ beschrieben: Sie hätten sich erhofft, dass er die Dorfbewohner über das „kritische Bauvorhaben“ vor dem Einreichen der Baupläne informiert hätte. Der Landwirt hingegen empfindet die Präsentation seines Vorhabens beim Gemeinderat – als Vertretung der Dorfgemeinschaft – als ausreichend. Doch hätte er gerne von den Bürgersorgen erfahren, bevor dies auf Plakaten im Ort zu lesen gewesen war „Dann hätte ich mir womöglich Zehntausende Euros sparen können, die ich jetzt für Planungen und Gutachten ausgeben muss“, sagte er gegenüber dem Wochenblatt.
Aus „fachlicher Sicht“ des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck stehe dem Bauvorhaben von Erich Klas nichts im Wege, so die Aussage eines Behördenvertretes.
Sandra Schwägerl