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Umwelt

Rindfleisch essen fürs Klima

Rindfleisch
Dietmar Fund
am Donnerstag, 12.08.2021 - 14:11

Verantwortungsvolle Rinderhaltung nützt der Umwelt. Das betont Demeter-Berater Ulrich Mück.

Burghausen Wiederkäuer und speziell Milchkühe werden in der Öffentlichkeit oft als „Klimakiller“ angesehen, weil sie Methan emittieren. Wenn man sie aber auf der Weide hält und nur mit Gras und Kräutern ernährt, leistet die Rinderhaltung einen wertvollen Beitrag für das Klima und die Biodiversität, so die These des Demeter-Beraters Ulrich Mück. Die Tiere sorgten nämlich für ein stetiges Nachwachsen der Grasnarbe, die zwei bis fünf Mal so viel Humus enthält wie Ackerland und damit mehr Kohlendioxid bindet.

Vergleichbar mit Urwaldrodung

Diese „Gegenrechnung“ machte Diplom-Agraringenieur Mück bei einem Vortrag der Öko-Modellregion Inn-Salzach und der Katholischen Erwachsenenbildung Rottal-Inn-Salzach auf, der sich an Landwirte und interessierte Bürger richtete.

Ulrich Mück

Untermauert mit Zahlen aus vielen Studien zeigte der für Oberbayern und Schwaben zuständige Berater mit Schwerpunkt Grünland, dass in Deutschland seit 1960 rund 30 % des Grünlands umgebrochen worden sind. Es mache heute nur noch 28 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. „Den Grünland-Umbruch in Europa kann man mit der Rodung von Urwald vergleichen“, kommentierte Mück. „Grünland ist viel artenreicher als Ackerland und selbst konventionell bewirtschaftete, beweidete Flächen bieten viel mehr Lebensraum für Insekten.“

Selbst wenn man auf Ackerland zwischendurch Grünbrache betreibe, speichere Grünland mit Viehhaltung viel mehr organisch gebundenen Kohlenstoff. Milchviehbetriebe hätten einen um 45 % höheren Ertrag an Kleegras gegenüber viehlosen Betrieben, die gerade im Öko-Landbau stark zugenommen hätten.

Viel weniger Kühe und viel mehr Milch

Der Referent berichtete auch, dass zwischen 1991 und 2016 die Zahl der Rinderhalter in Deutschland um 48 %, die der Milchviehhalter um 70 % und die der Milchkühe um 24 % abgenommen habe. Die Milchleistung sei aber gestiegen, indem immer weniger Gras und immer mehr Getreide verfüttert worden sei.

Die Zusammenhänge anschaulich aufzeigen

„Schuld an dieser Entwicklung ist, dass die Verbraucher immer mehr Eier, Geflügel und Schweinefleisch essen. Zum Füttern dieser Getreidefresser muss immer mehr Mais angebaut und immer mehr Futter importiert werden. Humus wird abgebaut und immer mehr Tiere werden in Ställen gehalten“, erklärte Mück. „Weil Bio-Milch boomt, aber Rindfleisch in den letzten 30 Jahren nicht mehr so gefragt ist, werden selbst in Bio-Betrieben Kälber zum wertlosen Koppelprodukt.“
In der Diskussionsrunde betonte Mück, er wolle nur Zusammenhänge aufzeigen und niemanden dazu zwingen, etwas Bestimmtes zu essen. Aus dem Publikum meldete sich die Landwirtin Rosemarie Fellner dazu. Sie sagte, man müsse schon Kindern beibringen, was gut sei. Daher solle die Ernährungslehre schon in der Grundschule beginnen und zeigen, dass das Rind seine Berechtigung habe. „Die Lehrer-Fortbildung wäre wichtig“, pflichtete ihr der Referent bei. „Deren Wahrnehmung ist geprägt von der Haltung, dass Rinder klimaschädlich seien.“ Nötig seien auch wieder mehr regionale Metzger und Schlachter, die wüssten, wie man Fleisch zubereiten könne.
Birgit Buchner aus Mehring outete sich als Vegetarierin, die kein Fleisch mag, aber ihrer Familie Fleisch zubereitet und es für das Wachstum ihrer Kinder wichtig findet. Wie sie fanden sich danach einige Zuhörer auch aus der Landwirtschaft zu Grüppchen zusammen, die rege miteinander diskutierten.