Positiv auf den Equinen Herpesvirus ist ein Pferd in den Stallungen der Landesreit- und -fahrschule des Bayerischen Reit- und Fahrverbandes auf der Olympia-Reitanlage am 7. März mit einem Schnelltest getestet worden. Inzischen liegt ein PCR-Ergebnis vor, welches das Ergebnis mit EHV-1 bestätigt. Insgesamt sind derzeit vier Pferde isoliert und alle weiteren Pferde, welche sich in den Stallungen der Landes,- Reit- und Fahrschule befinden, wurden getestet. Die Ergebnisse werden am heutigen Freitagnachmittag erwartet. Die Olympia-Reitanlage ist bis auf Weiteres gesperrt.
„Wir haben bis jetzt keinen schlimmen Verlauf, da glücklicherweise alle Pferde gegen Herpes geimpft sind“, sagt Tierarzt Dr. Michael Zeitelhack, der seine Praxis auf der Olympia-Reitanlage führt und Ansprechpartner für die Verbände ist.
Pferde werden engmaschig überwacht
Pferde, die sich im Ausbildungs-, Vermarktungs- und Leistungsprüfungszentrum des Landesverbandes Bayerischer Pferdezüchter e.V. sowie in den Stallungen der Reitakademie München e.V. befinden, sind laut Landesverband Bayerischer Pferdezüchter derzeit nicht betroffen und hatten keinen Kontakt zu den Pferden der Landes-, Reit- und Fahrschule. Alle Pferde werden aber ebenfalls engmaschig überwacht.
Die Olympia-Reitanlage ist bis auf Weiteres gesperrt, sämtliche Veranstaltungen und Lehrgänge werden abgesagt. Dies betrifft auch diverse Kaderkurse sowie den FEI-Ponymeßtermin. In letzter Zeit fanden in Riem auch viele Zuchtveranstaltungen statt u.a. der Sporttest der Warmbluthengste Anfang März und die Hengstpräsentation Kalblut und Haflinger am 5. März.
Impfung gegen Herpes wird empfohlen
Eine Impfung gegen Herpes wird von der StIKo, der ständigen Impfkommission der Veterinäre, schon lange empfohlen. Seit dem 1. Januar 2023 muss jedes Pferd, das an einer Turnierveranstaltung gemäß LPO teilnimmt, gegen EHV-1 geimpft sein. WBO-Veranstaltungen in Bayern sind von dieser Regel ausgenommen.
Das ist unverständlich, denn Herpes ist ein hoch ansteckendes Virus, das bei 60 bis 80 Prozent der Pferde latent schlummert. Die Viren ziehen sich in die Nervenzellen zurück. Das Immunsystem erreicht sie nicht. Ein einmal erkranktes Pferd bleibt lebenslang Virusträger.
Im Wesentlichen werden beim Pferd drei verschiedene Herpesviren im Zusammenhang mit Erkrankungen nachgewiesen. Die klinische Erkrankung infolge einer Infektion mit den beiden wichtigsten Herpesviren (EHV-1 und EHV-4) kennt eine Gemeinsamkeit: die Atemwegserkrankung. EHV-1 ist gefährlicher, da es den Abort bei der Stute und die neurologische Form bei Pferden verursachen kann. Vorab dieser Komplikationen kann ein sehr hohes Fieber gemessen werden. Die Erkrankung mit der paralytischen (Lähmungs-)Form, beginnend mit Koordinationsstörungen in der Hinterhand, möglicherweise mit Festliegen und Tod des betroffenen Tieres, stellt die dritte Verlaufsform dar.
Pferde: Übertragung über Tröpfchen oder Nasensekret
Der Hauptübertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion mit Nasensekret. Dies geschieht nach der Reaktivierung des Virus (nach Stresseinwirkung) und erneuter Virenvermehrung in den Atemwegen. Das hustende Pferd überträgt die Viren an die Tiere in seiner Umgebung.
Oft trifft man bei Herpesausbrüchen auf Pferde, denen äußerlich nichts anzusehen oder anzumerken ist. Längst haben sie aber bis zu 40 °C Fieber. Deshalb sollte man täglich Fieber messen.
Um nach dem ersten Verdacht schnellstmöglich zu einer klaren Diagnose zu kommen, sind Nasentupfer und Blutproben im Einsatz, beides mittels PCR-Untersuchung. Das Virus kann im Sekret oder im Blut nachgewiesen werden. Auch der schnelle Anstieg von Antikörpern gegen EHV-1 kann Anzeichen für die Herpesinfektion sein.
Die Erkrankung beginnt in der Regel mit eher milden Symptomen einer Atemwegsinfektion. Danach kann sehr hohes Fieber auftreten – Zeichen für die Virusausbreitung im Blut (Virämie), wobei die kleinen Blutgefäße im Rückenmark erreicht werden. Das äußert sich in Bewegungsstörungen oder Steifheit der Hinterhand, Sensibilitätsstörungen verschiedener Muskelgruppen und Bewegungsunwilligkeit bis zur Bewegungsunfähigkeit. Schließlich kommt es bei einem Teil der Pferde zur hundesitzigen Stellung gefolgt von Festliegen. Weitere Anzeichen können Anus- und Penislähmung sein. Bewusstsein sowie die Futter- und Wasseraufnahme der Pferde sind ungestört.
Wie oft bei durch Viren bedingten Erkrankungen gibt es auch hier keine spezifische, d. h. gegen den Erreger gerichtete Behandlung, sondern sie richtet sich gegen die Symptome. Die Heilungsaussichten bei der paralytischen Form der Herpesinfektion sind allerdings ab einem gewissen Schweregrad der klinischen Symptome ungünstig.
Schon beim Verdacht eines Ausbruchs ist Händewaschen nach jedem Kontakt zu einem Pferd Pflicht. Der Kontakt mit den Nüstern des Pferdes sollte bis auf ein Minimum beschränkt werden. Direkter Kontakt von Nachbarpferden ist zu unterbinden.