
Pähl/Lks. Weilheim-Schongau Der Schnee knirscht unter den Sohlen als Forstleiter Maximilian Pfender durch die Nordmanntannenreihen wandert. In 14 Tagen ist Heiligabend, dann werden die Tannen Kugeln und Strohsterne tragen und schon vorab ein Siegel, das Bayerische Bio-Siegel. Gut Kerschlach ist der zweite Christbaumbetrieb in Bayern, der eine solche Zertifizierung für seine Tannen erhalten hat.
Eigentlich war es nur noch eine Formalie, denn die Nordmanntannen stammten in Kerschlach auch in den vergangenen Jahren schon aus ökologischem Anbau und tragen das Naturland-Zertifikat. Das Bayerische Biosiegel des Landwirtschaftsministeriums (s. Infokasten) setzt dem noch eins mit dem Faktor Regionalität drauf. Dabei kommen die Kerschlacher Christbäume nicht nur aus der Region, sondern sogar aus der unmittelbaren Umgebung. Gefällt werden die Tannen 200 m vom ehemaligen Klostergut entfernt. Die Plantage befindet sich im Wald, Hanglage auf leicht moorigem Boden.
Christbaum zum „Erhalt der Schöpfung“

Zur Siegelvergabe im coronabedingt nur kleinen Kreis kam aus Niederbayern die Bayerische Bio-Königin Annalena Brams. Mit der Entscheidung für ein Bioprodukt, sagte sie, unterstütze man die „Landwirtschaft vor Ort“, schütze Klima, Arten und Grundwasser und trage „zum Erhalt der Schöpfung“ bei. Von etlichen Christbäumen aus unbekannter Herkunft lässt sich das bekanntlich nicht sagen. Sie stammen oft aus Monokulturen mit hohem Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
Mit den Jahren seien den Käufern Herkunft und Erzeugung der Bäume immer wichtiger geworden, stellt Landwirtschaftsmeister Pfender fest. „Wir düngen und wir spritzen nicht“, betont er. Das kommt bei den Kunden an. Die Christbaumplantage in Kerschlach ist seit 2010 wegen der Nachfrage jedes Jahr ein bisschen mehr gewachsen, von 4 ha auf heute 6 ha. Vom Bayerischen Bio-Siegel verspricht Pfender sich, dass für die Kunden damit auf den ersten Blick ersichtlich ist, dass seine Bäume nicht nur biologisch sind, sondern eben auch aus Bayern.
Kurze Wege sind in Kerschlach wirklich Programm
Im Gutsforst werden die künftigen Christbäume mit der Motorsäge in die Horizontale befördert, händisch zu einem Anhänger gezogen und mit dem Bulldog zur Verkaufsfläche gefahren. Die befindet sich im alten Klostergarten. Mitten in den Beeten steht Pfender, sichtlich zufrieden: „Mir gefällt die Arbeit sehr gut, weil sie so abwechslungsreich ist“, sagt der 34-Jährige, der seit zehn Jahren Christbäume verkauft. Auch der Kontakt mit den Kunden mache Spaß. Und der ist in der Tat abwechslungsreich, denn jeder Käufer hat seine eigene Vorstellung vom perfekten Christbaum.
Für Pfender muss der Baum einen möglichst gleichmäßigen Wuchs haben und regelmäßige Abstände zwischen den Zweigen. Er deutet auf eine Nordmanntanne, schüttelt behutsam den Schnee von den Nadeln, solche Zweige, sagt er zufrieden, könne man gut schmücken. Biokönigin Brams holt ihr Handy aus der Tasche und zeigt Fotos von Zuhause. Ihr Baum sieht weit ausladender aus, muss außerordentlich viel Platz für Schmuck bieten. Schon wird Pfenders Aussage bestätigt: Den perfekten Baum gibt es nicht, es gibt nur perfekte Kunden für verschiedene Bäume. Er zeigt auf eine Tanne, klein, gedrungen, mit viel Luft zwischen den Zweigen. Ein Exemplar für Echtkerzen. „Die werden meist gezielt nachgefragt.“
Christbaumsuche dauert 10 min bis 1 Stunde
Generell hält sich Pfenders Beratertätigkeit aber in Grenzen, „90 Prozent suchen sich ihren Baum selbst aus“, sagt er. Für viele sei die Suche ein Event. Die Übrigen bitten um Rat, mit unterschiedlichen Ergebnissen. „Zwei Drittel hören auf mich, der Rest ist stur“, scherzt Pfender. Schon so einige Debatten unter den Stöbernden habe er mitbekommen. Das Angebot ist aber auch groß. „Zwischen zehn Minuten und einer Stunde“ variieren die Besuche, weiß er.