Das Zuhause und die Landwirtschaft schätzen, dabei zugleich über den Tellerrand hinausschauen und eine andere Lebenswelt kennenlernen - das ist dem neuen Miesbacher Kreisobmann Josef Huber wichtig. Das Amt übernahm er aus Überzeugung, weil er sich seinem Berufsstand verpflichtet fühlt. Dass dabei die Themen im Raum Miesbach vielfältig sind, ist ihm bereits aus Erfahrung klar.
Veränderungen und Problemstellungen in der Landwirtschaft betrachtet Josef Huber dabei besonnen und lösungsorientiert. „Die Zeiten waren früher auch schon unruhig“, formuliert er es. Was hilft? Aufgeschlossenheit und sich auf die Situation einstellen - eine mehrfache Erfahrung des 53-Jährigen, was die Situation seines eigenen Hofes betrifft. Den führt Huber im Haupterwerb, als Milchviehbetrieb im Valleyer Ortsteil Oberdarching. 50 Kühe plus Nachzucht hat er und 39 Hektar Fläche. Der Großteil ist Grünland, ein kleiner Anteil Acker und sechs Hektar Wald.
Raus aus dem Dorf und aus der Anbindehaltung
2019 bauten Josef Huber und seine Frau Doris einen Laufstall. Vorher hatte er 40 Kühe in Anbindehaltung. Er erinnert sich und erzählt: „Der Milchpreis war ganz schlecht und dann haben wir überlegt, wie es weitergeht.“ Es fiel der Entschluss zur Kulap-Erweiterung und zur Umstellung auf bio. Die erfolgte 2020. Früher habe man die Kühe „ja nie auslassen können“, erklärt Huber. Sein Hof liegt mitten im Ort, vor der Dorfwirtschaft. „Und man hat gesehen, wo die Reise hingeht“, meint er mit Blick auf die sich verändernden Vorgaben. Also wurde in einen Aussiedlerstall für das Vieh investiert.
Bauen für die Familie
Grund für den Bau war auch die jüngere Generation. Doris und Josef Huber haben vier Kinder - Magdalena (21 Jahre), Seppi (18), Bernadette (17) und Johanna (10). „Beim Junior sieht man, dass er Interesse an der Landwirtschaft hat“, freut sich der 53-Jährige über die potentielle Hofnachfolge. Der 18-Jährige macht aber derzeit erst einmal eine Lehre als Garten- und Landschaftsbauer. Nach deren Abschluss soll die Landwirtschaftsschule folgen. Ein Ablauf, den sein Vater gut findet. So könne sein Sohn sehen, wie es woanders aussieht und würde dann möglicherweise das eigene Zuhause umso mehr schätzen, denn „woanders ist es auch nicht immer leichter“, so Huber.
Eine Erfahrung, die der Kreisobmann selbst machte. Er schloss eine Schreinerlehre ab und ging dann in die „Winterschui“. Ein paar Jahre vor seiner Ausbildung war die Kontingentierung eingeführt worden. „Man wusste nicht, wie es weitergeht.“ Also besann sich Huber darauf, dass ein zweites Standbein zur Landwirtschaft hinzu wichtig wäre. Einen weiteren Beruf bringt seine Frau Doris mit. Sie arbeitet in allen Bereichen des heimischen Betriebes mit, ist aber zudem in Teilzeit Fachlehrerin für „Werken und Gestalten“ an den Grundschulen in Holzkirchen und Valley.
Pflichtbewusstsein als Ansporn für das Ehrenamt
Die familiäre Situation mit bereits älteren Kindern ist es auch, die Huber sein Amt als Kreisobmann ermöglicht. „Es geht um Pflichtbewusstsein“, erklärt er seine Motivation. Und mit über 20 Jahren Engagement im Bayerischen Bauernverband, davon zehn Jahre in der Kreisvorstandschaft, habe er viel Erfahrung. Dass es immer Themen gibt, die eine Lösung brauchen, ist dem neuen Amtsinhaber durchaus bewusst. Im Miesbacher Raum ist das natürlich der Wasserschutz. „Aber nicht nur bezogen auf die Stadt München“, erklärt Huber. Viele Gemeinden im Landkreis würden neue Brunnen benötigen. Schutzgebiete nach neuesten Kriterien müssten etabliert werden, mit der Problematik von Düngeverboten.
Möglichst viele Betriebe sollen erhalten werden
Ein spezifisches regionales Thema, gegen das sich der BBV im vergangenen Jahr wandte, war die Holzkirchner Südumfahrung, die Kleinhartpenning praktisch zerschnitten hätte. Sie ist per Bürgerentscheid nun vom Tisch. Weitere Themen seien PV und Energiewende und der mögliche Beitrag der Landwirtschaft hierzu, oder Höfe, bei denen die Milchviehhaltung aufgegeben wird. Eine Umstellung auf Kalbinnenmast könnte hier ein Ansatz sein. „Es geht immer darum, möglichst viele Betriebe zu erhalten“, sieht der Kreisobmann als Quintessenz seines Engagements.
Letzteres zeigt er zudem als Vorstand im Verein der Wasserschutzzonengeschädigten und seit knapp 20 Jahren als Gemeinderat. Gibt es bei all dem noch Hobbys? Die Schreinerei liegt Huber immer noch am Herzen. „Aber da komm ich gar nicht mehr dazu“, erzählt er.