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Wettbewerb

Natürlich aus dem Allgäu!

Melk-Eichinger-Familie
Brigitte Früh
Brigitte Früh
am Mittwoch, 25.03.2020 - 09:03

Markus Eichinger und Alexander Immler sind Bayerns beste Melker

Melk-Immler-Mair-Melkstand

Altusried/Immenstadt Unabhängig voneinander haben Markus Eichinger und Alexander Immler beide das gleiche gesagt über ihre Motivation, beim DLG-Bundesmelkwettbewerb in den Ring zu steigen: vor allem weil‘s Spaß macht und zwecks der Gaudi. Ein bisschen Ehrgeiz war beim Landesentscheid am LVFZ Spitalhof Kempten dann aber schon mit im Spiel: Zumindest ein Allgäuer sollte weiterkommen, haben sie sich vorgenommen, und Bayern und die Milchviehregion Allgäu beim Bundesentscheid vertreten, egal wer.

Melk-Eichinger-Familie
Drei Allgäuer waren unter den neun Teilnehmern beim Bayernentscheid, außer den beiden Oberallgäuern war noch Josef Holzheu aus Buchloe-Honsolgen mit von der Partie. Umso schöner, dass es dann gleich zwei aufs Siegertreppchen geschafft haben, „da freut man sich natürlich schon und ist stolz darauf“, ließen Eichinger und Immler im Gespräch mit dem Wochenblatt verlauten.

Der Bundesentscheid findet erst 2021 statt

melk-immler-pruefer
Markus Eichinger (21) ging als Bayerns bester Melker aus dem Wettbewerb auf Landesebene hervor, und mit nur drei Punkten Abstand Alexander Immler (23) als zweiter Sieger. Beim Bezirksentscheid war die Platzierung umgekehrt und man darf gespannt sein, wie sich die beiden Oberallgäuer beim Bundesentscheid auf Hofgut Neumühle in Rheinland-Pfalz schlagen werden (Aufgrund der Corona-Problematik wird der Bundesentscheid nach derzeitigem Stand erst 2021 stattfinden).
Das Melken ist beiden sozusagen in die Wiege gelegt: Schon im Kindesalter haben sie auf den Milchviehbetrieben ihrer Eltern Hand ans Euter gelegt und gelernt, wie man milkt. Die beiden teilen nicht nur die Begeisterung für Landwirtschaft und Milchviehhaltung, sondern weisen auch Parallelen im beruflichen Werdegang auf: Eichinger und Immler sind beide „Zweitberufler“, sie haben vor der Ausbildung zum Landwirt bereits einen anderen Beruf erlernt. Dadurch haben sie eine auf zwei Jahre verkürzte Lehrzeit und besuchen momentan die 12. Klasse für Landwirte an der Berufsschule III Kempten. Im Sommer steht dann die Berufsabschlussprüfung an.
Markus Eichingers Lehrbetrieb ist die Eichinger GbR, sprich der Milchviehbetrieb seiner Eltern Petra und Edi Eichinger im Altusrieder Weiler Bodenwalz. Der typische Allgäuer Familienbetrieb wird konventionell bewirtschaftet. Die Hauptrasse ist Braunvieh und Markus Eichinger ist auch züchterisch interessiert und Mitglied im Jungzüchterclub Oberallgäu-Nord. Keine Rolle habe es gespielt, dass er beim Landesentscheid am Spitalhof in einem Doppel-Sechser Fischgrät-Melkstand zu melken hatte, während bei Eichingers daheim im Anbindestall eine Rohrmelkanlage im Einsatz ist: „Kuh, Melker und Melktechnik bleiben ja immer gleich“, sagt Markus Eichinger.

Mit 14 Jahren beim Ferienmelkkurs

Weil ihn das Melken immer schon interessiert hat, haben ihn die Eltern 2013, mit 14 Jahren, zu einem Ferienmelkkurs am Spitalhof Kempten angemeldet. Noch heute erzählt Eichinger begeistert davon, wie viel er dabei in Theorie und Praxis gelernt hat und wie vielfältig die Inhalte waren, von der Kuh über Euter, Fütterung, Kälberstall bis zum Melken selbst. Und natürlich milkt er jetzt auch zuhause regelmäßig. „Das Melken ist unser täglich Brot, das muss funktionieren“, ist sich der angehende Landwirt bewusst.
Seine Erstausbildung zum Landmaschinenmechaniker möchte Eichinger nicht missen, betont er, nicht zuletzt, weil er das Erlernte auch zuhause im Milchviehbetrieb gut einsetzen kann. Seine berufliche Zukunft sieht er aber doch in der Landwirtschaft und will den elterlichen Hof einmal übernehmen. Ihm gefällt die Vielfalt des Berufs. Er geht gern in den Wald, der zum Betrieb gehört, und es macht ihn stolz, wenn etwas wächst und gedeiht. Großen Wert legt er auch auf einen engen Kontakt zum Vieh: „Es macht mir Freude, wenn sich zwischen Mensch und Tier ein gegenseitiges Vertrauen aufbaut.“
Für ihn wie auch für seinen Mitstreiter Alexander Immler war der dreitägige Landesentscheid am Spitalhof ein besonderes Erlebnis. Alle Teilnehmer aus ganz Bayern übernachteten während dieser Zeit am Spitalhof. Man lernte sich gegenseitig kennen und verbrachte miteinander eine tolle Zeit. Über eine WhatsApp-Gruppe tauschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch jetzt noch untereinander aus. „Wir lagen alle auf einer Wellenlänge, wir verstanden uns als Gemeinschaft und nicht als Konkurrenten“, so sieht es auch Alexander Immler.

Training am Spitalhof hat sich ausgezahlt

Jeder Teilnehmer hatte vor dem Landesentscheid zweimal an seiner jeweiligen Lehranstalt trainiert mit besonderem Augenmerk auf Timing, Ablauf und die richtige Strategie. Ein bisschen nervös war er schon, räumt Immler ein, und am Wettkampftag um 4 Uhr in der Früh sein Wecker klingelte, „war ich ganz schnell wach“. Auch theoretisches Wissen war beim Landesentscheid gefragt, von der Fütterung über Melktechnik bis hin zur Agrarpolitik. „Da war ich vom Melkkurs im Rahmen der Ausbildung und von der Schule gut vorbereitet“, erklärt Immler. Er habe aber schon noch zusätzlich für den Test gelernt.

Nach einem Jahr BGJ ist Immler jetzt in der 12. Klasse Landwirte, das heißt ein Tag Berufsschule pro Woche und vier Tage am Lehrbetrieb, in seinem Fall der Betrieb Mair in Ermengerst, ein Milchviehbetrieb mit 100 Milchkühen und Nachzucht. Dort milkt er in einem Doppel-Achter Fischgrät-Melkstand. Zuhause in Zellers bei Immenstadt wird im Laufstall mit einem Doppel-Vierer Fischgrät-Melkstand gemolken. Alexander Immler und sein Vater Johannes betreiben zusammen als GbR einen Bio-Milchviehbetrieb mit 32,5 ha Grünland, 32 Milchkühen und Nachzucht.
Für eine landwirtschaftliche Lehre hat sich Immler sehr spontan und kurzfristig entschieden. Nach der Hauptschule absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker und arbeitete dann zweieinhalb Jahre als Geselle. Gleichzeitig hat er am Hof mitgearbeitet, was bei Arbeitsspitzen ziemlich stressig war, erzählt er. Deshalb wollte er seine Arbeitszeit im Handwerksbetrieb reduzieren und einigte sich mit dem Chef auf 25 Wochenarbeitsstunden. Aber bereits eineinhalb Monate später entschloss er sich, lieber zuhause voll in die Landwirtschaft einzusteigen, und der Vater war einverstanden. „Ich wollte mein eigener Chef sein, mir die Arbeit selber einteilen. Mir gefällt, wie abwechslungsreich der Beruf ist, die Arbeit draußen in der Natur, der Umgang mit dem Vieh und dass man später mehr gemeinsame Zeit mit der Familie hat.“
Beim Bundesentscheid wird Markus Eichinger im Melkkarussell und Alexander Immler im Melkstand mit Fischgrät auf einer und Side-by-Side auf der anderen Seite melken. Und auch in diesem finalen Wettkampf treten die beiden Oberallgäuer an mit der Devise: „Egal wer welchen Platz erreicht, wir arbeiten zusammen.“
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