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Buchführungsauswertung

Milchviehbetriebe: Von den Besten lernen

Milchkühe Traunstein
Bettina Hanfstingl
am Montag, 28.02.2022 - 06:06

Ludwig Huber vom AELF Traunstein wertet jedes Jahr die Buchführungen von bis zu 200 Betrieben aus. Ergebnis: Entscheidend ist der Produktionsablauf.

Traunstein Wo sind die Stellschrauben für hohen Gewinn in der Milchviehhaltung? Gibt es Unterschiede nach Betriebsgrößen oder zwischen konventionellen und Biobetrieben? Antworten auf diese Fragen gab Ludwig Huber vom AELF Traunstein erneut bei seiner Buchführungsauswertung für die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land.

Jedes Jahr wertet Huber dafür die Wirtschaftszahlen von bis zu 200 Milchviehbetrieben in der Region aus, diesmal von 165, in drei Gruppen: 110 große Betriebe (ca. 70 Kühe), 26 kleine Betriebe (ca. 26 Kühe) und 29 Ökobetriebe (ca. 40 Kühe). Da Huber die Auswertung seit vielen Jahren durchführt, kennt er die Entwicklungen der Branche und die teilnehmenden Betriebe erhalten eine Einschätzung, wo sie im Vergleich zu den Kollegen stehen.

Enorme Unterschiede

Während die kleineren Betriebe 2021 im Schnitt einen Gesamt-Deckungsbeitrag pro Kuh von 1718 € erwirtschafteten, waren es bei den großen 1865 € und bei den Biobetrieben sogar 2156 €. Kleine und Biobetriebe haben jedoch erheblich höhere Festkosten. Biobetriebe können das durch die höhere flächenbezogene Förderung mehr als wettmachen. Zentral für den wirtschaftlichen Erfolg sind Huber zufolge vor allem optimale Produktionsabläufe. Denn das Preisgerüst aus Faktoren wie Milchpreis, Stierkalbpreis, Schlachtviehpreis, Kraftfutter- und Düngerpreis sei innerhalb der Auswertegruppe meist ziemlich gleich und trotzdem zeigten sich enorme Unterschiede.
Allgemeingültige Aussagen seien aufgrund der großen Spannweiten schwer. So wirtschaftet nicht jeder Ökobetrieb extensiv. Im Schnitt haben diese Betriebe jedoch mit 1,58 GV/ ha einen niedrigeren Viehbesatz als die großen konventionellen Betriebe (2,29 GV/ha). Das wird durch die neue Düngeverordnung immer mehr zum Erfolgsfaktor.

6,30 € Stundenlohn

Bei der wichtigen Kennzahl Eigenkapitalbildung lagen große und Ökobetriebe gleichauf. Die kleinen Betriebe sind weit abgeschlagen, auch beim Gewinn pro Arbeitsstunde. Der betrug bei großen und Biobetrieben im Schnitt 12 €, wenig mehr als der Mindestlohn, bei den kleinen Betrieben dagegen 6,30 €. Huber warnte auch davor, ohne begleitende Worte von reinen Gewinnhöhen in der Landwirtschaft zu sprechen. Denn die Entlohnung der eigenen Arbeitskraft sei hier noch nicht abgezogen, anders als bei Unternehmen, die ihre Lohnkosten bei der Bilanzierung bereits ausgezahlt haben.
In der Milchviehhaltung sei es aufgrund der vielen Arbeit schwer, mit freiem Kopf über Optimierungen nachzudenken. Das sei aber nötig. Betriebliche Wachstumsschritte führten meist zu Verbesserungen in der Produktionstechnik. Doch viel Arbeit müsse man nicht nur mögen, sondern auch aushalten. Die gesellige Brotzeit nach dem Silozudecken hält er für wichtig: „Das tut gut und erhält Freude und Leistungskraft. Nur Familien, die darauf achten, können heute mit Kühen erfolgreich sein.“