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Eiererzeugung

Legehennen - Regionalität ist Trumpf

Goglhof 1
Helga Gebendorfer
am Dienstag, 23.04.2019 - 14:02

Familie Schranner hält im Kreis Freising rund 20 000 Legehennen in Bodenhaltung – vermarktet wird unter anderem an Münchner Hotels und Bäcker.

Vor Ostern ist beim am Goglhof im Kreis Freising Hauptsaison, da ist die Nachfrage nach Eiern am größten. Betriebsleiter ist der 41-jährige Diplom-Agraringenieur (FH) Hubert Schranner. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern Sebastian, Landwirtschaftsmeister, und Irene, Hauswirtschaftsmeisterin, den Betrieb mit 10 ha Wald und 110 ha LN, davon 6,5 ha Hopfenanbau.

Schwerpunkt auf dem Hof ist die Legehennenhaltung. „Meine Oma brachte in die Ehe 500 Hennen mit. Das war der Grundstock für den heutigen Betriebszweig“, erzählt Hubert Schranner. Bereits 1963 wurden die Milchviehhaltung und fünf Jahre später die Schweinehaltung aufgegeben. „Mein Vater investierte damals in die Legehennenhaltung“, fügt er hinzu. Es wurden Ställe umgebaut bzw. neu gebaut, sodass 20 000 Hennen darin Platz fanden – zu diesem Zeitpunkt komplett in Käfighaltung.

Der Türöffner zum regionalen LEH

Die Vermarktung, um die sich sein Onkel Georg kümmerte, erfolgte neben dem Ab-Hof-Verkauf zum Großteil in München an Hotels, Bäckereien und Händler. Vor 15 Jahren wurden alle Ställe auf Bodenhaltung umgestellt.
Gleichzeitig übernahm Hubert Schranner die Vermarktung der Eier in die Hand und stellte seinen ersten festen Mitarbeiter ein. 2013/14 folgten der Neubau von zwei 6000er Freilaufställen mit Verpackungsstelle als Ergänzung zu den drei Ställen mit jeweils 6000 Hühnern in Bodenhaltung. „Das war für mich der Türöffner zum regionalen Lebensmitteleinzelhandel“, stellt er fest Der Trend gehe speziell in Stadtnähe hin zu Eiern aus Freilandhaltung. Hauptlegezeit ist frühmorgens. Deshalb wird erst ab 10 Uhr die Luke ins Freiland geöffnet, die mit der Dämmerung wieder automatisch schließt. Weil Fuchs und Habicht nicht zu unterschätzen sind, wird abends kontrolliert, ob alle Tiere im Stall sind. Die Eier werden in Nester gelegt, die sehr gut angenommen werden, sodass relativ wenig Bodeneier anfallen. Anschließend werden die Eier automatisch gesammelt und über Förderbänder in die Sortieranlage mit Durchleuchtungskabine transportiert. „Ziel ist, möglichst alles zu automatisieren“, erläutert der 41-Jährige.
Bis zum Jahr 2000 wurden die Küken selbst aufgezogen, doch das wurde dann aus arbeitswirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Seitdem bezieht Familie Schranner Junghennen im Alter von 18 bis 19 Lebenswochen von festen Lieferanten. In der Regel wird jeder Stall nach 14 bis 15 Monaten vollständig geräumt und die Hennen gehen in die Schlachterei. Dann wird der Stall gewaschen, gereinigt und desinfiziert und bleibt mindestens zehn Tage leer stehen.

Gleichmäßige, stabile und vitale Tiere

Die Junghennen zur Neubelegung müssen bereits fünf bis sechs Monate vorher bestellt werden. Dabei legt der Agraringenieur Wert auf gleichmäßige, stabile und vitale Tiere, die eine zufriedenstellende Leistung bringen. Dazu tragen selbstverständlich auch die abgestimmte Phasenfütterung mit hofeigener Mischung sowie die „Wohlfühlatmosphäre“ mit optimalem Licht- und Lüftungsmanagement, Picksteinen und Luzerneballen als Beschäftigungsmaterial bei. Die Absatzschienen teilen sich auf in Ab-Hof-Verkauf (etwa 20 %) , Rewe- und Edekamärkte, kleine Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien, Hotels und Gaststätten und Wiederverkäufer. Die Ware wird in der Regel an die Abnehmer ausgeliefert. Der Ab-Hof-Verkauf findet von Montag bis Samstag von 9 bis 11.30 Uhr sowie nach Absprache statt.
Die anfallende Arbeit bewältigt Familie Schranner mit drei festen Mitarbeitern, einem auszubildenden Tierwirt, Fachrichtung Geflügel, sowie drei 450-€-Kräften. Täglich fallen 24 000 bis 25 000 Eier an. Zur Auswahl stehen die Größen XL,L, M und S – im 6er-, 10er- und 30er-Höcker. „Manche Kunden kaufen gerne XL-Eier, da diese etwas Besonderes sind, was man im Supermarkt nicht kaufen kann“, bemerkt er. Auch bunte Eier gehören mit Ausnahme der Sommermonate zum Standardsortiment. „Hier arbeite ich mit einem Partner zusammen, der sich auf das Färben spezialisiert hat“, informiert der Eierproduzent.
Das Angebot teilt sich in der Regel auf in zwei Drittel braune Eier und ein Drittel weiße Eier. „Nach den Wünschen der Verbraucher“, ergänzt Schranner. Tendenziell ist braun beliebter, doch vor Ostern sind zum Färben weiße Eier gefragter. „Ostern ist sehr stressig. Ich bin froh, wenn alles gut gelaufen ist und die Kunden zufrieden sind“, verrät Hubert Schranner. Dabei ist der Ab-Hof-Verkauf sehr rege und der Gründonnerstag der stärkste Verkaufstag des ganzen Jahres. Freilich baut Hubert Schranner auf Erfahrungswerte, doch es auch kann schon einmal vorkommen, dass die Eier ausgegangen sind. Von der Logistik her sind die Tage vor dem Fest ein Kraftakt und deutlicher Mehraufwand.
Lieber ist dem Betriebsleiter die Vermarktungszeit vor Weihnachten, die ebenfalls zu den Nachfragehöhepunkten gehört. Juli und August zählen dagegen zu den schwächsten Monaten. Die beste Werbung ist für Hubert Schranner Qualität, Zuverlässigkeit und Kundenservice. „Qualität ist das A und O. Das heißt frisch, sauber und mit fester Schale“, ergänzt er. Für die Zukunft wünscht sich der Betriebsleiter, dass der jetzige Stand erhalten bleibt. Seine Hoffnung: „Dass die politischen Rahmenbedingungen der Tierhaltung in Bayern und Deutschland eine Zukunft ermöglichen.“