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Landleben

Landfrauentag: Das Leben mutig leben

Caroline Trautner BBV
Helga Gebendorfer
am Freitag, 10.06.2022 - 07:50

Bäuerinnen müssen viel aushalten: viel Arbeit, oft wenig Ehr‘. Das Wochenblatt hat sich beim Landfrauentag in Freising umgehört: Wie geht es den Bäuerinnen und wie schaffen sie das alles? Respekt zollte dort auch MdL Carolina Trautner.

Landfrauen stemmen jede Menge und lassen sich nicht unterkriegen. Das zeigen sie derzeit auf den Landfrauentagen, die nun nach und nach in allen Kreisverbänden stattfinden, so auch in Freising. „In einer Zeit, in der Kriege geführt, die Landwirtschaft an den Pranger gestellt wird und Terror in den Schulen ist, müssen wir positiv denken und nach vorne schauen“, rief Kreisbäuerin Elisabeth Mayerhofer ihren Frauen beim Burgerwirt in Helfenbrunn zu. Niemand dürfe sich einschüchtern oder zurückdrängen lassen, der Blick müsse nach vorne gerichtet und zielorientiert sein. „Wir müssen neue Herausforderungen anpacken und die Zukunft selbst gestalten“, sagte Mayerhofer.

Als Referentin eingeladen war in Freising eine Frau, die diese Haltung bestens repräsentiert: Carolina Trautner, CSU-Landtagsabgeordnete und bis zur Kabinettsumgestaltung durch Markus Söder im Februar bayerische Sozialministerin. „Im Leben gibt es immer Unvorhergesehenes. Aber es kommt darauf an, mit welcher Einstellung wir die Aufgaben anpacken, die Situation meistern und die Zukunft aktiv gestalten“, sagte Trautner. Die Land- und Forstwirte und -wirtinnen bezeichnete sie als Experten. „Sie wissen genau, was Boden, Pflanzen und Tiere brauchen. Sie sind die größten Klimaschützer. Ohne Landwirtschaft kein Arten- und Klimaschutz“, zeigte sie sich überzeugt. Eine Wohltat für viele Zuhörer und Zuhörerinnen, die oftmals das Gefühl haben, ihre Arbeit werde gesellschaftlich wenig wertgeschätzt.

Carolina Trautner zollt Landfrauen Respekt

Ein zentrales Thema war für die Politikerin die Familie, hier trügen gerade die Landfrauen eine große Verantwortung und brächten vieles unter einen Hut. „Ich zolle Ihnen Respekt und Anerkennung für die Leistungen, die Sie täglich vollbringen“, sagte Trautner. Im Hinblick auf den demografischen Wandel plädierte sie dafür, Lösungen zu finden. Angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft, brauche es auf dem Land eine ausreichende medizinische und pflegerische Versorgung. „Die Zukunft ist ungewiss, aber die Mutigen sehen sie als Chance und versuchen sie zu gestalten“, sagte sie und forderte die Zuhörerinnen auf, die Herausforderungen selbst in die Hand zu nehmen.

Aufschluss über die vielfältigen Aufgabenfelder und Belastungen, die Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben stemmen, gab zuletzt die Bäuerinnenstudie des Landwirtschaftsministerium. Demnach leiten 8,5 % der Bäuerinnen den Betrieb alleine, jede zweite zusammen mit dem Partner. Gut ausgebildet sind über 70 % für Administration und Buchhaltung zuständig, 76 % für den Haushalt, zwei Drittel sind obendrein ehrenamtlich aktiv.

Am Rande des Landfrauentages unterhielten sich zwei ältere Bäuerinnen über ihren Alltag. Mittlerweile brauchten sie „nicht mehr Vollgas“ geben, sagten sie. „In unserem Alter sehen wir jeden Tag als Geschenk und genießen ihn.“ Dazu gehöre es, auch einmal nein zu sagen, die Arbeit liegen zu lassen und etwas für sich selbst tun. „Denn man weiß nicht, was die Zukunft bringt.“ Ein Motto, das eigentlich in jedem Lebensalter gilt...

Wie meistern Sie Ihren Alltag?

Bettina Hiereth, Bäuerin und berufstätige Mutter aus Badendorf:

Landfrauen

„Ich habe drei Kinder, bin berufstätig und bewirtschafte mit meinem Mann zusammen einen Nebenerwerbsbetrieb mit Straußenhaltung und Hofladen. Es ist wichtig, seine Grenzen zu kennen und auf den eigenen Körper zu hören. Wenn es mir zu viel wird, versuche ich, mir Auszeiten zu schaffen. Zum Beispiel mit einem Fitnessstudio-Besuch, einer Radltour oder ein paar Tagen Urlaub. Ein eigenes Einkommen ist mir sehr wichtig, um unabhängig zu sein und damit ich im Notfall mich und meine Kinder ernähren kann. Auch meine Alterssicherung spielt für mich eine große Rolle. Eine zusätzliche Belastung ist die Pflege meiner Schwiegermutter, auch wenn wir eine 24-Stunden-Fachkraft auf dem Hof haben. Trotzdem, ich arbeite gerne und kann es manchmal gar nicht glauben, was ich alles schaffe. Wünschenswert wäre, dass den kleinen Betrieben mehr Anerkennung und Förderung entgegengebracht werden würde.“

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Carolin Pflügler, Bäuerin und Mutter aus Neufahrn:

Landfrau

„Die Arbeitsbelastung auf unserem Vollerwerbsbetrieb mit Direktvermarktung, Hofladen, Hofbrauerei und unseren drei Kindern ist sehr hoch und auch ausgeschöpft. Vor allem jetzt, wo die Aussiedlung bei uns gerade umgesetzt wird. Für uns ist das jetzt momentan einfach die Phase, in der wir etwas fürs Leben und für die Kinder schaffen, sodass wir mit Vollgas durch diese Zeit gehen. Ohne die Unterstützung durch die Eltern, die Schwiegereltern und Freunde wäre das alles aber nicht zu schaffen. Freilich nimmt jeder einzelne regelmäßig Auszeiten zum Abschalten wie Sport oder Ausflüge in die Natur. Wir haben uns damals bewusst dafür entschieden, den Betrieb gemeinsam zu führen und zusammen Entscheidungen zu treffen. Neben der landwirtschaftlichen Alterssicherung kümmern wir uns zusätzlich um eine private Vorsorge. Was ich mir wünschen würde, das wäre, dass ich auch in der Außenwirkung als Frau in der Landwirtschaft mehr als Partnerin im Betrieb gesehen werde.“

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Sabrina Högl, Bäuerin und Mutter aus Landersdorf:

Landfrauen

„Wir betreiben ein Lohnunternehmen für Erntetechnik und Reparatur. Es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Dabei ist eine ordentliche Struktur für mich ganz entscheidend. Vor allem in Stoßzeiten bin ich dann aber auch meiner Schwiegermutter sehr dankbar, dass sie sich unserer zwei Kinder annimmt.

Es ist immer eine Gratwanderung, alles zu schaffen, was ansteht und manchmal wird es auch wirklich zu viel. Dafür gibt es dann im Winter und im Frühjahr, wenn auch in der Landwirtschaft weniger los ist, wieder mehr Erholungsphasen. Ich glaube, wichtig ist, für sich einen Weg zu finden, aus dem Alltag auch mal rauszukommen. Mir tun Wald, Natur und Garten gut. Auch weil ich mich als Kräuterpädagogin dort entsprechend entfalten kann. Diese Welt macht mir großen Spaß! Ich biete unter anderem auch Workshops zur grünen Kosmetik an. Mein eigenes Einkommen daraus schätze ich durchaus, weil ich mir dann auch einmal etwas leisten kann, ganz ohne zu fragen.“

Helga Gebendorfer

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