Freising - Lamas sind meine Leidenschaft und mein Ruhepol. Sie sind für mich ein willkommener Ausgleich.“ Christian Vogl und seine Frau Simonetta in St. Alban im Landkreis Freising sind begeistert von ihren exotischen Nutztieren. Sie kauften ihr landwirtschaftliches Anwesen vor 20 Jahren und bewirtschaften damit insgesamt 5,5 ha, ausschließlich Wiesen und Weiden.
Der Nebenerwerbsbetrieb startete damals mit zwei Eseln und Schafen. Vor 15 Jahren kamen die ersten beiden Lamas hinzu. „Heute umfasst unsere Tierhaltung acht Lamas, zwei Alpakas, zwei Esel, 25 Hühner und ein paar Enten“, zählen der 52-jährige Maschinenbauer und die 50-jährige gelernte Finanzbuchhalterin auf.
Die Eltern von drei Töchtern im Alter von 17 bis 24 Jahren suchten damals Tiere für die Nutzung ihrer Grünflächen. Schnell fanden sie jedoch heraus, das für sie Schafe nicht die geeignete Tierart darstellen. Der erste Kontakt mit einem Lamazüchter weckte bei Christian Vogl dann Interesse und er tauchte anschließend in diese „Szene“ mit Shows und Wettbewerben ein. Bald folgte ein Urlaub auf einem Bergbauernhof in Südtirol mit der Haltung von 150 Lamas. Vogl ging dem Bauern in dieser Zeit zur Hand und letztendlich war er von diesen Tieren überzeugt. Zunächst machte er Fortbildungskurse und die Ausbildung zum Showrichter, bevor er 2005 die ersten beiden Lamas anschaffte.
Lamas mit Ausstrahlung, Alpakas mit Wolle
„Ein Jahr später war die Herde bereits auf sechs Lamas und auf Wunsch meiner Tochter zwei Alpakas angewachsen“, erzählt der 52-Jährige. Die Tiere stoßen stets entweder als Jährlinge oder als eigener Nachwuchs hinzu. Die aus Südamerika stammenden Lamas wurden nie auf Wolle gezüchtet, sondern auf Charakter, weshalb sie im Vergleich zu Alpakas in der Regel ruhiger, ausgeglichener, majestätisch sowie farbenprächtiger und vielfältiger sind. „Sie haben einfach Ausstrahlung“, fasst Vogl zusammen. Dagegen sind Alpakas Wolllieferanten. Sie wurden ursprünglich meist auf weiße Wolle gezüchtet, da sich diese einfacher färben und verarbeiten lässt. Mittlerweile wird dagegen eher auf farbige Erscheinung gezüchtet.
„Wir haben viel Arbeit, Zeit, Liebe und Herzblut in die Tiere gesteckt, um sie alle gut zu trainieren“, sagt Vogl. Er legt viel Wert darauf, dass diese sich ohne Probleme anhalftern lassen und an seiner Seite als Begleitung gehen – mit ihm als Herdenoberhaupt. „Ich gebe den Ton an, diesen Respekt muss man sich erarbeiten“, erklärt er die Arbeit mit den Herdentieren.
Der Nachwuchs wird gezielt gesteuert: Die Fohlen fallen im Mai/Juni vor der warmen Jahreszeit mit ausreichend Futteraufwuchs. Dazu nimmt der Züchter zum ausgewählten Hengst schon einmal eine einfache Fahrt bis zu 500 km in Kauf. „Das ist es mir wert, denn für meine Stuten muss die Hengstqualität stimmen“, sagt Vogl.

Acht Lamas und zwei Alpakas sind beteiligt an den regelmäßigen Wanderungen durch die Hallertauer Flur.
Zucht nur für den Eigenbedarf
Nicht jedes Jahr kommen Fohlen zur Welt. „Ich züchte nicht zum Verkauf, sondern für den Eigenbedarf, begründet Vogl und berichtet, dass bei ihm männliche Fohlen kastriert werden und sich als Wallache ohne Schwierigkeiten in die Gruppe einfügen.
Die Tiere leben das ganze Jahr über auf einer relativ eng begrenzten Weide mit Offenstallhaltung. Zum Austoben geht es ab und zu auf eine größere Fläche. „Bei Lamas ist weniger mehr“, informiert der Halter. Die Tiere sollten nur sparsam Gras fressen. Bei Familie Vogl gibt es entsprechend Heu zur freien Verfügung. Bei artgerechter Haltung beträgt die Lebensdauer 20 bis 25 Jahre. Lamas sind unempfindlich gegen Regen, Schnee, Kälte und Wärme, jedoch benötigen sie einen trockenen und winddichten Unterstand und im Sommer Schatten auf der Weide. Außerdem erfordert die Haltung mindestens 1,50 m hohe Zäune, da es mitunter „Springer“ gibt, die große Hürden aus dem Stand überwinden.
Schwierigkeiten bereiten falsche Fütterung und der Befall mit Parasiten. Da Lamas vor allem gegenüber Magen- und Darmwürmern empfindlich sind, ist von der gemeinsamen Haltung mit Schafen und Ziegen abzuraten. Familie Vogl entwurmt zum Teil mit Medikamenten und zum Teil mit Kräuterkuren.
Geschoren wird der Bestand von Christian Vogl einmal jährlich zwischen Mitte Mai und Mitte Juni. Die Alpakas liefern rund 1,5 kg feinste Wolle mit bester Qualität, Lamas etwa 1 kg. Die gesamte Wollmenge wird zum Kardieren und Verspinnen gegeben und wieder in Form verschiedenster Produkte zurückgenommen. „Die erstklassige Qualität wird zur Strickwolle handversponnen und aus dem Rest entstehen Betten“, teilt Simonetta Vogl mit, die diese Erzeugnisse seit vier Jahren über den eigenen, 28 qm großen Hofladen nach vorheriger Anmeldung anbietet.
Neben den eigenen Wollprodukten werden hier auch Alpakaprodukte direkt von einem Familienbetrieb aus Peru vermarktet. „Lamawolle ist wärme-, kälte- und feuchtigkeitsausgleichend und deshalb ideal als Bettdecke geeignet“, macht sie aufmerksam. Hinzu kommen etwa vier Herbstmärkte in der Umgebung, wo die zertifizierte Kräuterpädagogin gemeinsam mit den Wollprodukten auch selbst gemachte Aufstriche und Marmeladen aus ausgesuchten heimischen Früchten, Essige und Sirup sowie Honig aus eigener Imkerei vermarktet. Zudem verkauft sie Kuchen und Schmalzgebäck regelmäßig einmal pro Woche auf Märkten in Landshut und Moosburg.
Von Altenheim bis Modefotografie
Seit fünf Jahren bietet Familie Vogl Lamawanderungen in der Hallertau an. „Das war eigentlich nicht geplant. Es ging los mit Besuchen von Vereinen und Kindergärten, die die Tiere sehen wollten. Schließlich lenkten wir diese Anfragen in geordnete Bahnen“, erzählt Christian Vogl. Je nach Bedarf finden die rund zweistündigen Wanderungen das ganze Jahr über zwei- bis dreimal wöchentlich statt.
Im Einsatz sind jeweils bis zu acht Tiere, die von jedem Teilnehmer geführt werden dürfen. Im Trend sind außerdem Besuche in Alten- bzw. Behinderteneinrichtungen, Filmaufnahmen sowie Fotoshootings auf Hochzeiten und in der Modebranche.
Rückblickend war die Entscheidung für Lamas für die Familie Vogl absolut richtig. „Diese Tierart passt perfekt zu uns. Die Lamas bereiten mir keine Arbeit, sondern stellen einen willkommenen Ausgleich dar“, verrät er. Wie sieht die Zukunft aus? „Der Bestand könnte eventuell noch etwas wachsen, muss aber nicht“, so Vogl.