
Der letzte von 19 Landwirten der Krautanbaugemeinschaft Ingolstadt-Unsernherrn ist Franz Wöhrl, der Sohn des damaligen Vorstands Anton Wöhrl, zusammen mit zwei weiteren Direktvermarkter-Kollegen.
Kraut wird in der ehemaligen Großgemeinde Unsernherrn schon von jeher angebaut. Die Schwemmlandböden im Süden Ingolstadts eigneten sich besonders dafür. Bis vor rund 40 Jahren war es eine Kunst, Kraut anzubauen, denn die alten Sorten platzten bei Überreife, ungleichem Wachstum und zu viel Stickstoff oftmals auf.
Seit die Krautbauern sich an den niederbayerischen statt an den Ismaninger Preisen orientieren müssen, haben viele Kollegen in der Region den Krautanbau aufgegeben. Hinzu kam auch noch, dass die Interessengemeinschaft Unsernherrn früher bei den Preisverhandlungen mitverhandelte, es heutzutage aus kartellrechtlichen Gründen dagegen nur noch Markgespräche mit der bayerischen Konservenindustrie gibt, erzählt Franz Wöhrl. In früheren Zeiten wurde zu 50 % ein Festpreis verhandelt, die anderen 50 % bei Erntebeginn und in der Mitte der Saison.
Ertragsaussichten und Marktlage spielten eine große Rolle, denn die Beregnung der Anbauflächen war eine Ausnahme, so dass es regional sehr große Ertragsschwankungen gab. „In einem guten Jahr konnte man sich von den Einnahmen aus vier Tagwerk Kraut einen Schlepper kaufen“, erinnert sich Wöhrl an die Aussagen seines Vaters.
Am Stammtisch am Sonntag wurde gehandelt

Die täglichen Liefermengen wurden früher am Sonntag im Frühschoppen ausgehandelt. Wer am runden Stammtisch nicht da war, konnte in dieser Woche kein Kraut liefern.
Bis 1980 wurde das Kraut auf dem Betrieb Wöhrl mit selbst gezogenen Pflanzen und einem 2-reihigen Rau-Gerät gepflanzt, dann mit einer pneumatischen Einzelkornsämaschine gesät und seit 2015 mit einer 8-reihigen Ferrari Speedy-Pflanzmaschine wieder gepflanzt. Pro Hektar werden 27 000 Pflanzen ausgebracht.
Die kleinen Pflänzchen, die von Jungpflanzenbetrieben bezogen werden, kosten zwar vergleichsweise mehr, doch bei der Saat mussten früher drei, später zwei Körner pro künftigen Krautkopf ausgebracht werden, um dem Risiko von mangelnder Keimfähigkeit und Auflaufproblemen entgegenzuwirken. Den Mehraufwand durch das Pflanzpersonal steht ein geringerer Hackaufwand gegenüber und die Bestandsdichte ist bedeutend besser als bei der Saat.
Größter Krautkopf brachte 23,5 Kilo auf die Waage

Dem Erdfloh, als besondere Gefahr in den ersten vier Wochen nach Auflauf des Keimlings, kommt man so auch besser bei. Kraut braucht viel Stickstoff und Kali und im konventionellen Anbau hohen Pflanzenschutzaufwand, um eine gesunde, schädlingsfreie saubere Ware mit ausreichend Ertrag zu ernten. Bei Bio-Verarbeitungsware muss der Einsatz von wenigen im Biobereich zugelassenen Pflanzenschutzmittel reichen. „Gleichzeitig braucht man das nötige Glück, um mit dem doch erheblich höheren Preis den geringeren Ertrag oder den vereinzelten Ausfall zu kompensieren“, berichtet der Gemüsebauer.
Ein Krautkopf sollte durchaus 5 bis 6 kg wiegen um auf einen Ertrag von mindestens 100 t/ha zu kommen. „Wir hatten schon Jahre mit einem Durchschnittsertrag von 70 Tonnen, aber auch Erträge von über 160 Tonnen pro Hektar“, erzählt der Landwirt und ergänzt, dass der größte je bei ihm gewogene Weißkrautkopf 25,3 Kilogramm wog. In der Erntezeit liefert sein Betrieb wöchentlich bis zu 900 Tonnen an die Heiss Sauerkraut GmbH in Ingolstadt.
Der Absatzmarktist leicht rückläufig
Der Landwirt bewirtschaftet aktuell 85 ha, davon 8 ha biologisch. Den Anbauschwerpunkt bildet heute mit 60 ha das Kraut – alles Industrieware mit Ausnahme von 1 ha Weiß- und Blaukraut, Wirsing, Spitzkraut, Rosen- und Grünkohl für die Direktvermarktung.