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Kirche

„Wir interessieren uns für euch“

Landwirtschaft
Sandra Kalb Portrait 2019
Sandra Kalb
am Mittwoch, 18.12.2019 - 10:42

Kreisbauerntag Dachau: Domprälat Dr. Lorenz Wolf bittet Landwirte, den Pfarrern Nachhilfe in ihren Fachthemen zu geben.

Dachau - Die Demos waren mir eine Lehrstunde. Ein geschlossener Auftritt ist ein starker Auftritt.“ sagte Anton Kreitmair, BBV-Kreisobmann von Dachau und Bezirkspräsident Oberbayern beim Kreisbauerntag, wofür im sein weibliches Pendant, Bezirksbäuerin Christine Singer, recht gab. „Ich schäme mich für unseren Berufsstand, wenn wir nicht zusammenhalten“. Heutzutage reden die Landwirte nicht über Preise, sondern über Schikane, stellte Kreitmair fest. Das abgelaufene Volksbegehren Artenvielfalt habe zu einem enormen Imageschaden, doch keinem nennenswerten finanziellen Schaden geführt. Und doch: „Man kann nicht ignorieren, dass 18 % dafür gestimmt haben“, sagte Kreitmair. Den Landwirten müsse es jedoch zustehen, Geld zu verdienen, betonte er.

Alles hat seinen Preis

Prälat Dr. Lorenz Wolf von der Erzdiözese München-Freising sagte, Gesellschaft könne nur funktionieren, wenn akzeptiert wird, dass alles seinen Preis hat – etwa die Almen, Blumen und saftigen Wiesen – die von bäuerlichen Familien gepflegt werden. Wolf referierte zur Frage, ob die Kirche noch zur Landwirtschaft stehe. „Es darf nicht sein, dass die Kirche signalisiert, Bauern fallengelassen zu haben“, sagte er. Wolf gab zu bedenken, wie stark sich die Zeiten geändert haben. Habe sich früher die Gesellschaft automatisch ergeben, könne man heute die sozialen Medien abschalten, wenn man genug habe. Ebenso hätten sich die Pfarrer von der Landwirtshaft entfremdet, sie bräuchten Nachhilfe. „Geht auf die Pfarrer zu. Wir interessieren uns für euch, deshalb kann sich die Kirche gar nicht von den Bauern lösen“., sagte der Prälat, der selbst aus einer bäuerlichen Familie stammt.

Es meldete sich Martina Maierhanser zu Wort,die mit ihrer Familie eine „umstrittene Fläche“ bewirtschafte, die ein Landschaftsschutzgebiet werden soll. Sie klärte darüber auf, dass die Erzdiozöse München-Freising Unterschriften für das Erlangen des Schutzstatus sammle. „Das ist ein massiver Eingriff ins Eigentum“, sagte sie. Es ging die Bitte an die Kirche, mehr auf Fakten zu verweisen.

„Wir machen die Welt nicht besser, wenn wir besser wissen, was andere zu tun haben“, stellte der Domdekan fest. Dachaus Landrat Stefan Löwl sagte, heuer habe es dabei die Landwirte als Sündenbock der gespalteten Gesellschaft getroffen. Doch versöhnen per Gesetz reicht seiner Meinung nach nicht. „Mehr Akzeptanz müsst ihr euch selber besorgen“, sagte Löwl. Das könne die Politik nicht leisten.

Vorzügliche Landfrauenarbeit

Kreitmair bezeichnete den BBV als einen „verdammt starken Berufsverband“, der in Oberbayern derzeit rund 30 000 Mitglieder habe, im Kreis Dachau 1500. Als Gesellschaft des öffentlichen Rechts sei er dazu verpflichtet, Wahrheiten klar zu benennen. Und: „Der echte Umweltverband ist der BBV“, dieser seien alle Mitglieder gemeinsam – jeder könne sich zuhause fühlen, warb der Kreisobmann um Verständnis und Mitarbeit.

Die Landfrauenarbeit im Landkreis bezeichnete der Kreisobmann als vorzüglich, auch der Jungbauernschaft dankte er für ihre Arbeit. Kritische Worte hatte er für die Arbeit der Schwesterparteien CDU/CSU, dort müsse man zur Sachpolitik zurückkehren. Kritik an der Darstellung der Landwirtschaft in den Medien, insbesondere im Bayerischen Rundfunk. Der Domprälat sitzt dem Rundfunkbeirat vor und kämpfe gegen Haltungsjournalismus. Das größte Problem sei es, wenn ein sachlicher Bericht wertend anmoderiert werde.

Viel Anerkennung wurde den neuen Technikern und Meistern der Branche zuteil, die aus dem Kreis Dachau stammen.