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EZG Südbayern

Fleischproduktion wird unrentabel

Willi_Wittmann EZG Suedbayern
Gerd Kreibich Portrait
Gerd Kreibich
am Freitag, 08.04.2022 - 09:31

Die EZG Südbayern zieht eine positive Geschäftsbilanz. Doch die Marktlage ist schlecht – vor allem für Schweinehalter.

Mettenheim/Lks. Mühldorf  Der Krieg in der Ukraine verursacht großes menschliches Leid und unterbindet auch funktionierenden Warenaustausch. Was das an Problemen und Herausforderungen innerhalb der Wertschöpfungskette Rind- und Schweinefleisch bedeutet und welche Lösungsansätze es gibt, war Thema der Mitgliederversammlungen der Erzeugergemeinschaft Südbayern. Erstmals haben sie jetzt wieder in Präsenz in allen oberbayerischen Bezirken stattgefunden.

Genossenschaft Südbayern „steht gut da“

Der EZG-Aufsichtsratsvorsitzende Friedhelm Dickow überbrachte am Anfang erfreuliche Nachrichten. Die Organisation habe sich für die künftigen Entwicklungen gut aufgestellt und bei einer Vermarktungsmenge von 1,06 Mio. Schweinen, deutlich über 1,1 Mio. Ferkel und 64 000 Schlachtrindern sowie 52 000 Kälbern und Fressern stehe man gut da, freute sich Dickow. Auch das wirtschaftliche Ergebnis ist gut, wie Vorstandsvorsitzender Erwin Hochecker zeigte. Das Betriebsergebnis 2021 wird 1,2 Mio. € übersteigen. Die Verschmelzungen der letzten Jahre, insbesondere mit der EG Oberbayern, erzielten Synergieeffekte. „Damit ist unsere Gemeinschaft in der glücklichen Lage, erhebliche Reserven durch Rücklagen zu bilden“, sagte er. Die Genossenschaft kann Investitionen in die Verbesserung und Straffung der Vermarktungswege somit aus eigener Kraft stemmen.

Über die jüngsten Marktentwicklungen hingegen zeigte Hochecker sich sehr besorgt. „Nach den massiven Einschnitten, die Corona und Afrikanische Schweinepest insbesondere für die Schweinehalter mit sich gebracht haben, kommen jetzt enorm steigende Futterkosten hinzu, die in keinem Fall eine rentable Fleischproduktion zulassen.“ Die Tierhalter seien massiv unter wirtschaftlichen Druck geraten. „Dennoch steigen die Anforderungen aufgrund der gesellschaftlichen Diskussion um Tierwohl und Klimaschutz“, sagte Hochecker. Die massiven Vorstöße der Discounter verursachten weitere Mehrkosten.

Die Landwirte müssten auch hier in Vorleistung gehen, wobei die Produktionskosten die Erlöse jetzt schon überstiegen. Die Haltung von Nutztieren sei schon über Jahre rückläufig. Auch weltweit zeigten die Handelsbilanzen „Lücken in der Versorgung von Rind und Schweinefleisch“. Infolge der Störung der internationalen Warenströme durch den Ukraine-Krieg sei die „sofortige Verfügbarkeit von Lebensmitteln nicht mehr zu gewährleisten“.

Dramatische Situation im Schweinestall

Vorstand Willi Wittmann informierte die Mitglieder über die Entwicklungen am Schweinemarkt. Aufgrund des brutalen Kostendrucks bei ständig steigenden Anforderungen sei die Zahl der Schweinehalter weiter massiv gesunken. In der EZG Südbayern mache sich das deutlich in den Vermarktungszahlen der Mastschweine mit einem Rückgang von 7,9 % auf 1 059 000 und in der Ferkelvermarktung mit 132 651 Ferkeln (-9,8 %) bemerkbar.

Das Hauptproblem der gesamten Schweinesparte, die desaströsen Preise seit Corona und dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest, wurde eindrucksvoll dargestellt. Die Schließung der Gastronomie, nicht mehr stattfindende Feste sowie der Exportstopp in Drittländer führten zu einem Absatzstau, der sich in Form von 1,20 €/ kg Schlachtgewicht und 30 € Ferkelpreis über viele Monate darstellte. Wittmann kritisierte auch den geringen politischen Rückhalt als Beweggrund für manche Betriebsaufgabe. Seine Prognose: Sollte sich die Entwicklung so fortsetzen, könne der Bedarf an heimischem Schweinefleisch nicht mehr gedeckt werden. Besondere Engpässe werde es bei bayerischen Ferkeln geben.