
Nach monatelanger Zwangspause wegen der Bekämpfung des Coronavirus war der winzig kleine China-Import mit riesengroßen weltweiten Folgen auch das Einstiegs-Thema bei der ordentlichen Vertreterversammlung der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben eG (VVG). Das Virus hatte und hat nämlich auch massive Auswirkungen auf den Absatz von Rind- und Schweinefleisch mit sich gebracht. Außer dem Export hat das Virus zeitweise auch den Absatz über die Gastronomie zum Erliegen gebracht, was die höhere Nachfrage der Verbraucher nicht kompensieren konnte.
„Der Lebensmitteleinzelhandel war sicher einer der großen Gewinner, da die Gastronomie ganz schließen musste und nur unter hohen Auflagen wieder öffnen durfte“, bilanzierte der VVG-Vorsitzende Hubert Mayer in seinem Lagebericht. „Das hat den Druck noch verschärft, unter dem der Fleischkonsum schon vor der Coronakrise gestanden hat.“ Insbesondere bei hochwertigem Rindfleisch sei die Nachfrage stark zurückgegangen, weil die Verbraucher das kaum selbst zubereiteten, sondern sich lieber in der Gastronomie etwas Gutes gönnten, wo es auf den Preis dann auch weniger ankomme.

Mayer, der in seinem Betrieb Bullen und Färsen mästet, sieht die Tierhaltung vor einer „Zeitenwende“. Gremien und Kommissionen suchten nach einem „Königsweg für eine Neuausrichtung der Tierhaltung“, aber zur Finanzierung der vielen Wünsche habe bisher keiner eine klare Aussage getroffen.
Obwohl die Vermarktung über immer neue Labels immer aufwändiger und schwieriger werde, riet der VVG-Vorsitzende dazu, sich auf neue Nischen einzustellen. Eine von ihnen ist die „GrünlandKuh“, die die VVG für ihre Mitglieder konzipiert hat. Diese Marke soll bei mindestens 40prozentigem Grünlandanteil und gentechnikfreier Fütterung unter Betonung der Regionalität für einen Mehrerlös von 20 ct/kg Schlachtgewicht sorgen. Als weitere Nischenprodukte nannte Mayer Stroh- und Bioschweine, das „Best Beef“-Projekt von Mc Donalds und auf Ochsenfleisch ausgerichtete Projekte des Handels.

„Im Jahr 2019 konnte die VVG ein hohes Vermarktungs-Niveau in einem schwierigen Vermarktungs-Umfeld halten“, berichtete der VVG-Vorsitzende. Abgesetzt wurden 106 640 Schlachtrinder mit einem Tierwert von 133,2 Mio. €, deren Bioanteil mit 1993 Tieren stark steigt.
Das zweite wichtige Standbein war die Vermarktung von 82 229 Bullen- und Kuhkälbern sowie Fressern mit einem Tierwert von 38,2 Mio. €. Hinzu kamen 495 627 Schlachtschweine und 580 500 Ferkel mit einem Tierwert von 82,4 Mio. €, von denen 500 249 im Bereich von 28 kg lagen. Aus einer Marge an den Erträgen dieser Verkäufe finanziert sich die Genossenschaft, die keine Mitgliedsbeiträge erhebt.
Eine positive Entwicklung gab es auch bei der Mitgliederzahl der VVG. Sie hat Anfang 2019 die Fränkische Viehvermarktung GmbH übernommen und ist traditionell vor allem in Ober- und Niederbayern stark vertreten. Aus Niederbayern stammen viele der 152 neuen Mitglieder. Mit ihnen ist die Zahl der Betriebe bis Ende 2019 unter dem Strich auf 15 173 Betriebe gestiegen.
Schrittweise Verbesserungen
Sebastian Brandmaier, Geschäftsführer der VVG, sprach in seinem Bericht über den Rindermarkt zunächst davon, dass sich die Lage beim Export und in der Gastronomie seit Pfingsten „peu à peu“ verbessere. Er gab zu, dass man bisher nicht so deutlich wahrgenommen habe, welche Bedeutung die Gastronomie für den Absatz hochwertigen Rindfleischs habe.
Keine zufriedenstelllenden Preise bei Schweinen
Die Präsentation für die Schweinehalter und die Ferkelzüchter hatte Franz Mitterberger vorbereitet, Bereichsleiter Schweinevermarktung der VVG. Für ihn trat Dr. Christian Mailänder ans Rednerpult. Der Bereichsleiter Ferkelvermarktung berichtete, dass die Schweine- und die Ferkelpreise nach einem Hoch 2019, das bei den Ferkeln sogar „historisch“ gewesen sei, wieder auf den nicht zufriedenstellenden Bereich von 2018 gefallen seien. Der deutsche Export von Schweinefleisch nach China sei im ersten Halbjahr 2020 um 75 % gestiegen. Experten nehmen an, dass China bis 2026 weiter viel Schweinefleisch importiere, solange bis die Chinesen ihre eigenen Kapazitäten nach der dortigen Schweinepest wieder aufgebaut hätten.
- das Verbot der betäubungslosen Ferkel-Kastration und
- des Kastenstands für Zuchtsauen
- sowie eine niedrigere Ladedichte bei Tiertransporten im Sommer.
Viele Betriebe werden nicht mehr mitmachen
Seiner Befürchtung nach werden das viele Betriebe nicht mehr mitmachen. Generell erwartet der Ferkel-Spezialist, dass das von den meisten bayerischen Betrieben genutzte Programm „Geprüfte Qualität – Bayern“ durch die „Initiative Tierwohl“ abgelöst wird. Sie sehe für die dritte Programmphase der Jahre 2021 bis 2023 vor, die Sauenhaltung und die Ferkelerzeugung als Einheit zu sehen. Zu ihr solle eine Fortbildung in den drei Sparten Sauenhaltung, Ferkelaufzucht und Schweinemast gehören. Außerdem soll Raufutter für alle Schweine hinzukommen.
Nur ein Neuling in der Führung
Per Akklamation und jeweils einstimmig bestätigte die Vertreterversammlung die Vorstände Hubert Mayer und Christoph Schön in ihren Ämtern, gefolgt von den Aufsichtsräten Lorenz Baisl, Matthias Hutter, Georg Kirmayr und Hubert Klinkert.