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Rinderzucht

Fleckvieh: Züchterfreude als wichtiges Standbein

Die beste Züchtersammlung der Betriebe mit 73 und mehr Kühen stellte Maximilian Kranz aus Thankirchen.
Max Riesberg
Max Riesberg
am Dienstag, 20.09.2022 - 09:36

Die Viehzuchtgenossenschaft Wolfratshausen feiert nach der Corona-Zwangspause mit ihrer Fleckviehschau ein Züchterfest für die ganze Familie

Guten Stimmung bei Züchternachwuchs: Im Rahmen des Bambini-Cup stellten knapp 40 Kinder mit ihren Kälbern ihr Können im großen Schauring der Miesbacher Oberlandhalle unter Beweis. Als Preis gab es eine Medaille für jeden Teilnehmer. Den Wettbewerb richtete die bayerische Milchkönigin Veronika Gschoßmann.

Eigentlich standen schon alle in den Startlöchern im Frühjahr 2020 und auch der Katalog war schon fast im Druck. Turnusmäßig war die Viehzuchtgenossenschaft Wolfratshausen mit ihrer großen Gebietsschau dran. Doch dann kam die Pandemie und alles war anders. „Wir mussten schweren Herzens alle Pläne auf Eis legen. Doch umso mehr freut es mich, dass wir heute voll durchstarten können und wir so einen regen Zuspruch für unsere Fleckviehschau finden“, sagt der VZG-Vorsitzende Josef Thalhammer zufrieden.

Dabei standen ein fairer Wettkampf bei den rund 80 aufgetriebenen Spitzenkühen sowie den 15 eindrucksvollen Züchtersammlungen, ebenso im Mittelpunkt, wie das kollegiale Miteinander und der „Spaß an der Freude“, wie er vor allem beim jüngsten Züchternachwuchs im Rahmen des Bambini-Cups mit knapp 40 Teilnehmern zum Ausdruck kam.

Der Verbandsvorsitzende Hans Rauchenberger lobte das unermüdliche Engagement der Züchter auch in schwierigen Zeiten und da gehört für ihn „das Fleckvieh als Grundnahrungsmittel, mit seinen vielen Standbeinen“, einfach dazu. „Neben der hervorragenden Leistung in Milch und Fleisch sind das aber auch die Gesundheit, Fitness und nicht zu vergessen, die Züchterfreude, die das Gesamtpaket Fleckvieh, vor allem an der Wiege seiner Zucht ausmachen.“

Zuchtbetrieb Melfgelingt der Doppelsieg

Champion jung wurde die Motane-Tochter Motane von Josef Thalhammer aus Erlach

Trotzdem mahnte Rauchenberger: „Wir haben große Sorgen, was noch alles auf uns zukommt, von der Energiekrise, explodierenden Produktionskosten, Problemen bei Stallbauvorhaben bis hin zum Wolf. Es wird immer noch mehr, was einem aufgebrummt wird und irgendwann brechen die Betriebe zusammen.“

Ein Betrieb, der gut aufgestellt zu sein scheint, vor allem auf der züchterischen Seite, ist der der Familie Melf in Ascholding.

Gelang dem Körer-Hof doch mit seinen Championkühen mittel und alt, nämlich der Oreo-Tochter Cherry und der Haribo-Tochter Haribo gleich ein sensationeller Doppelsieg. „Wir sehen heute Kühe vom besten Doppelnutzungstyp, mit starken Fundamenten und sehr guten Eutern vor allem an der Spitze“, schwärmten die beiden Preisrichter Franz Auer aus der Wildschönau und Markus Klocker aus dem Zillertal. Für sie dürfte sich die Reise aus dem benachbarten Tirol, angesichts dieser Qualität allemal gelohnt haben.

Bester Doppelnutzungstyp und sehr gute Euter

Campion alt wurde die typstarke Haribo-Tochter Berta von Georg Melf aus Ascholding.

Bei den Fleckvieh-Erstlingskühen setzten sie die lange, vielversprechende und natürlich hornlose Montane (V: Montane) vom VZG-Vorsitzenden an die Spitze, der gleich mit einem Juchzer die Züchterfreude über seine Champion jung rausließ. Als Reservesiegerin durfte hier die Romel-Tochter Maia von Michael Sterz aus Eurasburg den Ring mit der grünen Schärpe verlassen.

Ebenfalls eine starke Reservesiegerin gab es bei den mittleren Kuhklassen mit der Inros-Tochter Enrosa von Toni Huber aus Eurasburg, die die Preisrichter mit ihrer „Harmonie, ihrer Feinheit und dem hochangesetzten Euter“ begeisterte. Bei den Dauerleitungskühen landete die älteste Dame des Schauwettbewerbs, die Round-Up-Tochter Cindy (10. Kalbungen) von Sebastian Disl, Dietramszell auf dem zweiten Stockerlplatz.

Betriebssammlungen als besonderes Highlight

Beeindruckende Champion mittel: Die Oreo-Tochter Cherry von Georg Melf (vorne) und die Reservesiegerin Inros-Tochter Enrosa vom Betrieb Huber aus Eurasburg (hinten).

Ein besonderes Highlight war der Aufmarsch der stolzen 15 Züchtersammlungen, die in folgende Gruppen mit den jeweiligen Sieger-Kollektionen:

  • Betriebe bis 40 Kühe: Toni Huber, Oberherrenhausen
  • Betriebe 42 bis 57 Kühe: Josef Thalhammer, Erlach
  • Betriebe 67 bis 72 Kühe: Georg Melf, Ascholding
  • Betriebe 73 und mehr Kühe: Maximilian Kranz, Thankirchen

„Vor 12 Jahren konnten wir noch 21 solcher Züchtersammlungen präsentieren“, schildert Josef Thalhammer, nachdenklich aber sichtlich zufrieden mit dem Schauverlauf. Denn was die Betriebe heutzutage alles leisten müssen, sei unvorstellbar und der Zusammenhalt ebenso wie ein starker Verband unverzichtbar.

Die VZG-Wolfratshausen umfasst 106 Zuchtbetriebe aus den Gemeinden Dietramszell, Egling, Eurasburg, Geretsried und Königsdorf, auf denen 4679 Kühe stehen. 37 Betriebe beschickten diese VZG-Schau. Auf ihnen stehen im Schnitt gut 50 Milchkühe mit einer durchschnittlichen Milchleistung von über 8000 kg. Die präsentierten Tiere stammen von 83 verschiedenen Vätern ab. „In unserer Region gibt es vor allem auch viele starke Biobetriebe. Mit Laufställen und Kombinationshaltung mit Weidegang wird das Tierwohl bei uns seit jeher großgeschrieben und das sieht man heute auch“, bringt es Thalhammer auf den Punkt.