Reichenhall/Lks. Berchtesgadener Land Landwirte wie Hans Gruber (49) findet man im südöstlichsten Landkreis Deutschlands kaum noch. Er ist Vollerwerbslandwirt, davon gibt es im Berchtesgadener Land nicht mehr viele. Jetzt hat Gruber noch eine Aufgabe: Als Kreisobmann folgte er 2022 auf Georg Baumgartner und bestreitet das Amt nun mit dessen vormaligem Vize Michael Lichtmanegger.
Zwei Berufe vereint: Landwirt und Metzger
Grubers Milchviehbetrieb umfasst mehr als 50 Kühe, „wir sind ein relativ großer Betrieb in der Gegend“, sagt er. Der Eisenbichlerhof in Karlstein oberhalb von Bad Reichenhall, befindet sich seit 520 Jahren in Familienbesitz. Landwirt zu werden, wurde Gruber also in die Wiege gelegt. Aber das ist nicht seine einzige Profession.
Neben dem Bauernhof betreibt der gelernte Metzger mit Sachkundenachweis seit 2005 das regionale Schlachthaus in Türk/Marzoll, „als Dienstleistung für andere Bauern”, sagt er. Die Zulieferer sind Landwirte aus dem Umfeld und den umliegenden Gemeinden. Das Schlachthaus war Anfang der 1990er Jahre mit viel Eigenleistung und Darlehen der Stadt Reichenhall aufgebaut worden. Neben den Schlachthöfen in Berchtesgaden und in Laufen ist Grubers Schlachthaus der einzige tierverarbeitende Betrieb im Landkreis.
Eigene Käserei und Direktvermarktung auf dem Milchvieh-Hof

Einen Steinwurf von den Freilaufstallungen entfernt liegt auf dem weitläufigen Hof der Eingang zur eigenen Käserei. Auf diese ist er besonders stolz. Einen Teil der Milch seines Fleckviehs verarbeiten er hier zu Butter und verschiedenen Käsesorten: einer Art Tilsiter, Bergkäse, Camembert und eingelegtem Käse.
„Wir vermarkten unsere Produkte bestmöglich selbst“, sagt Hans Gruber. Bis 2018 besuchten die Grubers mit der regionalen Ware noch die hiesigen Märkte. Heute verkaufen sie direkt an Endkunden und den Einzelhandel. Gemeinsam mit Ehefrau Charlotte betreibt Hans auch die Höllenbachalm auf 780 m, wo im Sommer sein Jungvieh weidet. Almwirtschaft, Familienbetrieb – das schätzen viele Kunden.
Familienbetrieb besteht seit Generationen
Hans Gruber ist auf dem heimischen Hof aufgewachsen. Landwirtschaft hat er in Weihenstephan studiert und dann den Betrieb vom Vater übernommen. Heute ist er selber Vater von zwei Söhnen, 20 und 22 Jahre alt. Beide helfen auf dem Hof bereits mit und einer wird den Hof voraussichtlich übernehmen.
Zu tun gibt es rund um Käserei und Kühe jede Menge. Viel Spielraum bleibt da eigentlich nicht für andere Tätigkeiten. Gruber schafft ihn sich trotzdem, war bereits stellvertretender Ortsobmann in Karlstein, wurde später in die Kreisvorstandschaft gewählt, pausierte nach fünf Jahren und kam jetzt wieder zurück: Er hat sich aufstellen und wählen lassen, und agiert jetzt als Sprecher der Bauernverbandsmitglieder in der Region.
Aufregerthemen auch bei Hans Gruber: Wolf und Düngeverordnung
Mit dem Wolf ist ein Thema aktuell, das nicht nur Hans Gruber jede Menge abverlangt. Wo Landwirte auch immer zusammenkommen: Der Wolf ist bestimmender Gesprächsstoff. Für die Bauern ist klar: Jeder Wolf ist einer zu viel. Ohne Entnahmemöglichkeit wird es wohl schwierig werden, dass keine weiteren Schafe und Hirschkühe im Landkreis zu Tode kommen. Für Hans Gruber wäre ein „Wettrüsten mit dem Wolf” das Schlimmste, was in den nächsten Jahren passieren könnte. Nicht schützbare Flächen werden auch durch einen teuren Zaun nicht sicherer. „Das ergibt keinen Sinn”, sagt er deutlich.
Und noch ein weiteres Thema sorgt für Unruhe unter den Landwirten, weil es deren Leben nicht gerade vereinfacht und viele Betriebe vor große Herausforderungen stellt: die neue Düngeverordnung. Auch hier will sich Gruber als Kreisobmann einbringen. Dass sie noch lange im Gespräch bleiben und heiß diskutiert werden, dessen ist sich der Kreisobmann heute schon sicher.