Rosenheim „Mir ist wichtig, dass wir nicht gegen etwas sind“, betonte Christian Kaddick zu Beginn. „Wir sind für eine intelligente, bedarfsgerechte Lösung.“ Doch die ist aus Sicht der Bürgerinitiative Brennerdialog Rosenheimer Land, deren Vorsitzender Kaddick ist, beim Brenner Nordzulauf noch nicht gefunden.
Am Dienstag lud die Bürgerinitiative zu einer Online-Pressekonferenz ein, um neue Argumente gegen die Bahnpläne einer Neubautrasse durchs Inntal vorzutragen. Diese liefert ausgerechnet die im Dezember vorgelegte Studie der „Brenner Corridor Plattform“, einer Lobby-Organisation der Bahngesellschaften und Verkehrsministerien der am Brenner Basistunnel beteiligten Länder Deutschland, Österreich und Italien.
Substanziell – aber falsch
Wasser auf die Mühlen der Gegner, die seit Jahren die Nutzung der Bestandsgleise, deren Modernisierung mit digitaler Signaltechnik und Lärmschutz für die Anwohner fordern statt mit einer Mega-Bahntrasse Landschaft und Landwirtschaft im Inntal zu zerstören.
Landwirtschaft schützen
Für die ca. 50 km lange Strecke würden Hunderte ha Land benötig, gab anderntags auch BBV-Präsident Walter Heidl zu bedenken. In einem offenen Brief an Bahnchef Richard Lutz mahnte er die „verheerenden Auswirkungen“ für die Landwirtschaft an und kritisierte „die mangelhafte Einbindung der betroffenen Bäuerinnen und Bauern“. Auch ihnen gab Vieregg recht: Die zwei bestehenden Gleise reichen sowohl für den Personen- als auch den Güterverkehr. Zur Not könne ein drittes Gleis Verkehrszuwächse irgendwann ausgleichen.
Was die Fahrgastzahlen betrifft, befindet sich die Bahn für Vieregg in einem „Dilemma“. Bisher reisen täglich 2200 Menschen auf der Bestandsstrecke nach Verona. Laut Studie könnten sich diese Zahlen mit einer Hochgeschwindigkeitstrasse verdreifachen, die die Fahrzeit von 5 auf 2,5 h verkürzt. Um die Leute auf wichtigen Halten wie Rosenheim, Kufstein oder Bozen überhaupt ein- oder aussteigen zu lassen, müssten die 230 km schnellen Züge aber wieder aufs Bestandsgleis gelenkt werden – weg wäre der Zeitvorsprung.
Ein Werbevideo für den Brenner-Nordzulauf, das den möglichen Streckenverlauf veranschaulicht, sehen Sie hier: