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Marktnische

Eine Eistüte von der Eistüte

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Andrea Hammerl
am Dienstag, 18.08.2020 - 10:53

Immer wieder sonntags und feiertags gibt es bei Familie Link in Grasheim Eis. Für besondere Anlässe gibt es auch einen Verkaufswagen, der im ganzen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen unterwegs ist.

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Grasheim/Lks. Neuburg-Schrobenhausen Vom Hobby zu Eisdiele und Eiscafé auf dem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen: Vor 25 Jahren startete Evelyn Link die Eistüte Grasheim – zunächst nur, um die Familie und zunehmend auch die Nachbarschaft mit selbstgemachtem Eis zu verwöhnen. Doch schnell wurde ein zweites Betriebsstandbein daraus, in das mittlerweile auch Tochter Ulrike eingestiegen ist.

1975 hatte Herbert Link den damaligen Vollerwerbsbetrieb von seinen Eltern übernommen. Er selbst baute auf 12,5 ha Roggen und Speisekartoffeln an – stets im Nebenerwerb. Hauptberuflich war er als Besamungstechniker in der Region unterwegs, zehn Jahre später verpachtete er seine Flächen. Die Hofstelle füllte seine Frau zwölf Jahre später wieder mit Leben. Seit 1997 ist von April bis September sonn- und feiertags die Eisdiele geöffnet. Im Hof stehen dann Tische und Bänke bei der roten Kastanie. Kaffeespezialitäten einschließlich Eiskaffee, Eisbecher, Kuchen – teils selbstgebacken – und Getränke kamen hinzu.

Eissaison von Februar bis Oktober

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Seit zwei Jahren geht die Eissaison sogar von Februar bis Ende Oktober, denn die Familie hat umgebaut. Das frühere Büro wurde zu Toiletten, Wohn- und Schlafzimmer zum Gastraum, das Esszimmer zum Verkaufsraum. Nur die Küche blieb, was sie immer war. So entstand das Café Eistüte mit angebauter Terrasse. Ulrike Link wohnt über dem Café, die Eltern haben sich eine Wohnung im ehemaligen Stadel gebaut. Die Entscheidung fiel, als Tochter Ulrike beschloss, die Eistüte weiterzuführen. „Mein Leben ist um die Eistüte herumgebaut“, sagt die gelernte Notariatsfachangestellte, die sich mit einer 30-Stunden-Stelle begnügt.

Mittwochs wird ganztags Eis nach oft recht kreativen Rezepten gemacht, die die Seniorchefin alle im Kopf hat. Die Klassiker Vanille- und Schokoeis gibt es immer, alles anderen Sorten wechseln. Unter den rund 50 Sorten findet sich Traditionelles wie Erdbeer aber auch Sauerkirsch mit Joghurt kombiniert oder Grüne-Apfelringe-Eis – ein Renner für Kinder. Spaghettieis gibt es mit selbstgemachter Erdbeersauce oder in der Variante Schokolade mit Nüssen, „Mösler“ genannt nach dem Donaumoos.

Hauptsache, es ist Milch drin, denn die macht das Eis cremig, weshalb Evelyn Link sie sogar für Zitroneneis verwendet. Für einfachere Abläufe kauft Familie Link ihre Zutaten in örtlichen Supermärkten ein, für Milch vom Bauern etwa bräuchten sie einen Pasteurisator.

Es gibt sogar Kartoffel- und Kürbiseis

Auch Sorten wie Kartoffel- oder Kürbiseis bieten Mutter und Tochter an, letzteres mit Milch, Zimt und Zucker, ersteres mit 700 g Kartoffeln auf fünf Liter. Die erste Eismaschine konnte in einem Gang einen Liter Eis verarbeiten, das moderne Gerät bringt seit 2018 die neunfache Leistung.
Als ihre Mutter sich jene erste Maschine anschaffte, war Ulrike Link gerade erst geboren, ihr Bruder Roland zwei Jahre alt und die älteren Geschwister 17, 15 und zwölf Jahre alt. Fünf Kinder waren für die Mutter Grund genug für die eher selten anzutreffende Anschaffung im Privathaushalt. Bei Nachbarn und Freunden sprach sich schnell herum, dass es bei ihr gutes selbstgemachtes Eis gab – zunächst sogar geschenkt. 1995 spendeten die Links erstmals das Eis für das Grillfest der Grasheimer Feuerwehr. Das ist heute Tradition.
Nachdem das Eis so gut ankam, sagte sich die heute 58-Jährige Anfang 1996, „was soll’s, ich bin samstags eh daheim – wenn jemand zum Eiskaufen kommt, ist es gut, wenn nicht, essen wir es eben selber“. Die Geschäftsidee funktionierte und ihr Mann Herbert mahnte bald: „Frau, melde ein Gewerbe an, sonst sperren sie dich ein“, wie er lachend erzählt.
Seit 1996 gibt es die Eistüte Grasheim also offiziell. Zwei Jahre später kam ein Verkaufsanhänger für das Karlshulder Volksfest dazu. Den baute Herbert Link selber, denn rund 25 000 Mark überstiegen das Budget deutlich. Sein Eigenbau leistet heute noch gute Dienste, wenn die Eistüte im Landkreis unterwegs ist – überwiegend jedoch im heimischen Donaumoos.