Vor 30 Jahren fing alles an. Auf der Suche nach einem zusätzlichen Betriebseinkommen pflanzte Richard Raab die ersten 500 Buchspflanzen. Bis heute stehen sie auf einer zusammenhängenden, 0,68 ha großen Fläche nahe dem „Schamberger-Hof“ in Rudelzhausen. Die Pflanzen stammen zu 90 Prozent aus eigener Vermehrung. Darüber hinaus zieren sie auch den Hausgarten.
Der gelernte Großhandelskaufmann betreute die Bäumchen, schnitt sie in Form und vermarktete sie im Alter von zwei bis zehn Jahren als Kugeln, Pyramiden, Kegel oder Zylinder an Privatpersonen und Landschaftspflege-Firmen. „Das Geschäft lief gut – bis Baumärkte und Gartencenter zunehmend Konkurrenz machten“, erzählt der 69-Jährige.
Mittlerweile ist er erfolgreich dazu übergegangen, die Buchsbäume als Bundware und Buchsgrün zu verkaufen. Floristen nehmen das Grün das ganze Jahr über ab. Zu Ostern, im Herbst und vor Weihnachten zählen zu den Kunden außerdem Kranzbindereien. Aber auch Schäffler-Gruppen schätzen das Angebot. Die Ware wird als Bund beziehungsweise im Sommer in kleinen, mit Wasser gefüllten Blumencontainern verkauft.
Raabs Buchsbäume sind mittlerweile 15 bis 20 Jahre alt und 1 m bis 3,30 m hoch. Inzwischen sind sie von der Kugel- in die Strauchform gewachsen oder geschnitten. Nur noch fünf bis zehn Prozent schneidet der Anbauer aktuell weiterhin nach Augenmaß in Form. Während der Schnittbuchs zusammenwachsen darf, besteht beim Formgehölz je nach Größe ein Abstand von 40 cm bis 1,50 m. Die Zwischenreihen werden gemulcht. Gedüngt wird nur Topfware mit Langzeitdünger nach Bedarf – sonst grundsätzlich nicht.
Während früher keine nennenswerten Schäden aufgetreten sind, macht dem Gärtner seit zwei Jahren der Buchsbaumzünsler das Leben schwer. „Seitdem muss ich ständig dahinter sein und die Situation im Auge haben“, verrät er. Seine Bekämpfungsstrategie mit einer Reihe von Maßnahmen scheint erfolgreich zu sein.
Zur Vorbeugung und Pflanzenstärkung setzt Raab Urgesteinsmehl ein, das er fein und großflächig über den Buchs streut. „Das mache ich, wenn es relativ feucht ist, sodass die Blätter kleben und es der Falter schwer hat, sich einzunisten“, informiert er. Im Frühjahr kontrolliert Raab den Falterflug und fängt die Schädlinge so gut es geht, um deren Eiablage zu verhindern. Ab diesem Zeitpunkt kontrolliert er regelmäßig seine Plantage und den Hausgarten nach Eiern und bereits geschlüpften Raupen.
Zwei bis viermal im Jahr den Buchs waschen
Bei akutem Befall hilft eine ein- bis zweimalige Buchswaschung. Im Hausgarten spritzt der Gärtner die Pflanzen mit einem starken Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch gründlich außen und innen ab. Auf dem Feld setzt er eine Hopfenspritze mit Zerstäuber ein. „Wichtig ist ein gewisser Druck und gründliches Arbeiten!“ Dabei werden die Eier und Raupen entfernt, die Pflanzen im Innenraum gereinigt und gleichzeitig bewässert. Zum Schluss muss der Laubabfall entfernt werden.
„Das Prozedere muss je nach Befall zwei- bis viermal pro Saison wiederholt werden“, gibt der Experte Auskunft. Erfahrungsgemäß ist es soweit im späten Frühjahr, etwa Ende April, im Spätsommer im August/September und eventuell nochmal im Oktober. Werden doch einmal Blätter kahl gefressen, schneidet Raab die dürren Stellen weg. „Der Buchs treibt wieder frisch aus und macht neues Grün“, spricht er aus Erfahrung.
„Meine Strategie hat sich bewährt“, betont Raab und weist zudem darauf hin, dass inzwischen Vögel und Wespen gelernt haben, die Raupen zu fressen. Er plädiert dafür, Geduld zu bewahren und der Natur eine Chance zur Regeneration und Schaffung eines Gleichgewichts zu geben. „Um die Kreisläufe zu unterstützen, sorge ich dafür, dass sich meine zahlreichen tierischen Mitarbeiter in meinem Garten und Feld wohl fühlen“, spricht sich Raab für Naturgärten aus.
Immer schon Nischenprodukte

Luise und Richard Raab sind inzwischen in Rente und Sohn Oliver, von Beruf Landschaftsgärtner und Betreuungskraft in der Altenpflege, hat den Betrieb mit 19 ha LN und 6 ha Wald übernommen. Auf der 1,5 ha großen, biozertifizierten Streuobstwiese wachsen Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Johannisbeeren und Wildfrüchte für den Safthersteller Wolfra. Auf 0,20 ha werden Speisekürbisse für den Ab-Hof-Verkauf und als Einmachware angebaut. Die Ackerflächen für Getreideanbau wurden an einen Biobauern verpachtet.
Die Eheleute bewirtschafteten den Schamberger-Hof immer schon mit Nischenprodukten. Den Hopfenbau gaben sie bereits 1977 auf, die Zuchtsauenhaltung 2012. Parallel dazu bauten sie grünen Spargel und Kürbisse an. „Direktvermarktung war auch schon immer ein Thema auf unserem Hof“, stellt die Hauswirtschaftsmeisterin fest.