Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Landwirtschaft verliert Flächen an Bahn

Brenner-Nordzulauf: Bahn schmettert Einwendungen ab

Brenner-Nordzulauf-DBakel-Protest-Rosenheim: Blick auf einen Demonstrierenden. Auf dem Rücken seiner Weste steht "Brenner DBakel"
Ludwig Holly
am Freitag, 25.11.2022 - 13:40

Trassenverlauf „Limone“ bleibt. Bahn AG verteidigt ihren Plan gegen die Einwendungen der Ebersberger Bürger und der ortsansässigen Landwirte.

Ebersberg/Rosenheim Der von der Deutschen Bahn (DB) verfolgte Abschnitt „Limone“ des Brenner-Nordzulaufs im Planungsraum Grafing-Ostermünchen stößt weiterhin auf großen Widerstand in der Region (Wochenblatt berichtete) – und weiterhin hält die Bahn daran fest. Am Donnerstagabend gaben ihre Vertreter in einem neuerlichen „Dialogforum“ unter Ausschluss der Öffentlichkeit das Ergebnis der versprochenen „ergebnisoffenen Überprüfung“ der sogennnten Bürgertrasse "Türkis" bekannt. Medienvertreter wurden erst am heutigen Freitag bei einem Pressetermin in Rosenheim informiert: Limone bleibt.

„Das Ergebnis der Überprüfung ist eindeutig“, resümierte DB-Gesamtprojektleiter Matthias Neumaier. „Die angesetzte Bewertungsmethode für das Trassenauswahlverfahren ist korrekt. Limone bleibt die Variante mit den meisten Nutzungspunkten und dem besten Kosten-Wirksamkeitsverhältnis“, sagt er.

Ansässige Landwirte verlieren ihre Flächen

Aus Sicht der DB-Sachverständigen und Gutachter wurden in der Überprüfung alle vorgebrachten Kritikpunkte widerlegt. Die Neubaustrecke Limone werde vor allem auch die Menschen an der Bestandsstrecke entlasten, an ihr werde es künftig bedeutend leiser, hießt es. Auch im Hinblick auf den Flächenverbrauch, der vor allem auch die ansässige Landwirtschaft trifft, sehen die Planer keine Konflikte.

Für die Bahn ist damit das Trassenauswahlverfahren im Abschnitt Grafing-Ostermünchen abgeschlossen. Das Ergebnis wird aus Sicht der Bahn sowohl im späteren Planfeststellungsverfahren als auch einer juristischen Überprüfung standhalten.

Menschen haben "Angst um ihre Heimat"

Anders sehen das jetzt auch Landespolitiker: Inzwischen haben sich auch eine Mehrheit aus CSU, Freien Wählern, FDP und AfD im Bayerischen Landtag mit einem Dringlichkeitsantrag für die bestandsnahe und umweltschonende „Bürgertrasse Türkis“ ausgesprochen. Konkret wird gefordert, dass bevorzugt die bestandsnahen Trassen ausgebaut, Lärmschutzvorschriften wie bei Neubaustrecken gelten und bevorzugt unterirdische Lösungen geprüft werden sollen – sowohl in Ebersberg als auch im Streckenabschnitt Rosenheim. „Wir wollen dass der Bund als Auftraggeber die Bahn hier in die Pflicht nimmt, die beste und verträglichste Lösung für die Bürger vor Ort zu bevorzugen“, so der verkehrspolitische Sprecher der CSU-Fraktion Jürgen Baumgärtner. Viele Menschen hätten einfach „Angst um ihre Heimat“, so der Ebersberger Stimmkreisabgeordnete Thomas Huber. „Angst vor unzumutbaren Lärm, vor unnötigem Flächenverbrauch und der Zerstörung von Umwelt und Natur. Deshalb müssen die für Mensch und Umwelt bestmöglichen Lösungen gefunden werden, die auch vor Ort akzeptiert werden.“

In der Region herrscht seit Donnerstag großes Entsetzen, dass sich die Bahn über die gemeinsamen Vorschläge von Kreistag, Gemeinden, engagierten Bürgerinnen und Bürgern und der Landwirtschaft hinwegsetzt. Es wurden deshalb bereits weitere Aktionen und eine große Demonstration am Samstag, den 3. Dezember, geplant: Die Bürgerinitiative Brennernordzulauf Ebersberg plan ab 16.15 Uhr eine Lichtermeile entlang der geplanten Trasse Limone zwischen Dorfen und Niclasreuth. Ab 19 Uhr soll eine Abschlusskundgebung in Niclasreuth stattfinden.

Jetzt die digitale Wochenblatt-Ausgabe für nur 1€ testen!
Digitale Ausgabe!
agrarheute_magazin_composing