Schleching/Lks. Traunstein - Auf Einladung von Maria König Bezirksalmbäuerin des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) in Schleching, traf sich die Bezirksalmbauernschaft. Die Neuwahl des Bezirksalmbauern und seiner Vertretung stand an. Sie wurde per Akklamation durchgeführt und die „Neuen waren die Alten“. Maria König und ihr Vertreter Max Heiß wurden einstimmig wieder gewählt.
Dank für gute Arbeit
„Eine über Jahrhunderte gewachsene Almwirtschaft muss sich jetzt mit vielen neuen Problemen auseinandersetzen und nun die Weichen stellen, wie es in den nächsten Jahrzehnten weitergeht“ sprach Bürgermeister Josef Loferer. Ihm sei es sehr wichtig, dass der Bevölkerung bewusst wird, was für ein großer Arbeitsaufwand hinter der Erhaltung der Almen und der Pflege des Viehs auf den Almen steht.
Der neue Vorsitzende des AVO Sepp Glatz klagte über den immer anspruchsvolleren Bürokratismus. Es stünden viele Probleme an, wie zum Beispiel die Lawinenabgänge im letzten extrem schneereichen Winter und das seit 2006 kontrovers diskutierte Thema „Wolf und Bär“. Beim Thema Wegerecht und Zäune empfahl er die Überprüfung des Vertrages mit der Haftpflichtversicherung, besonders bei viel begangenen Wegen von Wanderern sollten die Weideflächen eingezäunt sein. Die Bezirksalmbäuerin wies darauf hin, dass bei der Versicherung die Anzahl der Pensionstiere angegeben werden muss.
Rück- und Ausblick
Hans Stöckl, der Geschäftsführer des AVO, berichtete von der Gründung einer Weideschutzkommission, die die schwierige Aufgabe hat, alle Feldstücke in schützbare und nichtschützbare Flächen einzuteilen. Eine kleinräumige Einteilung macht aus seiner Sicht keinen Sinn, da sich der Wolf dann immer auf der ungeschützten Fläche bedienen wird. Es ist erforderlich großräumige Weideschutzgebiet auszuweisen in denen der Wolf bejagt werden darf. Dies lässt jedoch die Rechtslage derzeit noch nicht zu. Hans Stöckl wünschte den Almbauern ein wolfsfreies Gebiet, damit die Almwirtschaft und damit auch der Lebensraum für Insekten und Alm-Pflanzen in der Zukunft erhalten bleiben.
Mit Bilder warb Stöckl für weitere Kurse wie den Almlehrkurs beim Kistlerwirt und den Almschnupperkurs, Der Almschnupperkurs ist besonders für Menschen ohne Almerfahrung interessant, da man hier einen Einblick in die Arbeit des Almpersonals bekommt und sich dann besser vorstellen kann ob ein Almsommer das richtige ist und welche Alm für einen in Frage kommt.
Alfons Osenstätter, Almfachberater am AELF Traunstein rief die enorm hohen Niederschläge im Winter von 800 l ins Bewusstsein, normal sind 500 l. Die Schäden waren immens, besonders bei den Zäunen. Er berichtete über das Bayerische Bergbauernprogramm (BBP), wo die Fördersätze gleich blieben. Die Anträge auf Förderungen seien aufgrund der Schäden im Winter stark gestiegen. Im Landkreis Traunstein von 56 im Jahr 2016 auf auf 86 im laufenden Jahr.
Verdachtsfälle auf Wolf
Martin Stief, Beauftragter für große Beutegreifer stellte klar, dass er eine Almerin geheiratet hat und sein Herz für das Almvieh schlägt. Er wird bei Verdachtsfällen auf Luchs- Wolfs- oder Bärangriff eingeschaltet und im Regelfall vom Landesamt für Umwelt informiert. Aber auch Landwirte und Almbauern dürfen ihn kontaktieren, sagte er.
In der anschließenden Diskussion zeigte sich, dass der Wille zur Akzeptanz des Wolfes durchaus da ist, aber überschattet wird von dem fast unlösbaren Problem für den Schutz der Tiere auf der Alm. Es ging auch um ganz praktische Fragen, wie gehandelt werden muss, wenn der Verdacht auf Bär- oder Wolfsriss auftritt.
Auf jeden Fall müsse schnell gehandelt werden: Die Wunde beim Tier darf nicht gesäubert werden – das sei wichtig für die Genanalyse Weiter solle das Tier mit einer weißen Plane abgedeckt werden, damit keine Nachnutzer angelockt werden.
Auch die Frage, was getan werden muss, wenn ein Almtier in eine Schlucht fällt und schwer geborgen werden kann. Wer darf das Tier von seinen Leiden erlösen? Der Veterinär meinte ein amtlicher Tierarzt, Paul Höglmüller vom Forstamt Traunstein, fügte an, dass bei einem Notfall auch ein Jäger eingreifen darf.
Abschließend hielt Ludwig Entfellner, Bürgermeister von Unterwössen, ein Plädoyer für den Erhalt der Almen. Sein Credo lautete: „Nicht übereinander sondern miteinander reden!“.