Salzburg/München - In den Morgenstunden des Dienstags, 24. Mai, setzten Lokführer, die auf der Schienenstrecke zwischen Schwarzach und Lend unterwegs waren, eine ungewöhnliche Meldung an die Polizei: der Zug hatte einen Bären erfasst, das tote Tier lag zwischen den Gleisen. Nach ersten Informationen handelt es sich um einen männlichen Braunbären. Wie das Land Salzburg mitteilte, ist der Bär rund 20 Kilometer von der Grenze zu Bayern entfernt gefunden worden.
Todesursache wird genau untersucht
Hubert Stock, Beauftragter des Landes Salzburg für große Beutegreifer wie Bär und Wolf, kam an die Fundstelle des toten Tieres und entnahm DNA-Proben, mit denen jetzt die Herkunft des Tieres geklärt werden könnte. Eine Untersuchung des Tieres vor Ort ergab, dass der Bär bei dem Zusammenstoß mit dem Zug schwer verletzt wurde. „Ihm wurde die linke Hinterpranke komplett abgetrennt, weiters weist das Tier schwere Verletzungen am Kopf auf. Der Kadaver ist gezeichnet von starken Blutungen“, heißt es dazu in einer Mitteilung des Landes Salzburg.
Bärenbeauftragter Hubert Stock hat den Transport des Kadavers in ein naheliegendes Kühlhaus angeordnet. Dort soll das tote Tier begutachtet. Inzwischen wurde auch bekannt, dass dass der Bär präpariert werden soll, um danach Schulungszwecke in der Jagdausbildung Verwendung zu finden. Das Ergebnis der Begutachtung steht mittlerweile fest: demnach kann ausgeschlossen werden, dass eine andere Todesursache als der Zusammenstoß mit dem Zug in Frage kommt.
„Um den Grund für den Tod aber zweifelsfrei feststellen zu können, wird der Bär nach Wien ins Forschungsinstitut für Wildtierkunde gebracht und dort obduziert“, erklärte Hubert Stock in einer Aussendung des Landes Salzburg. Baldmöglichst sollen auch die DANN-Proben untersucht werden, um feststellen zu können, ob das Tier schon einmal Spuren hinterlassen hat, beispielsweise bei Tierrissen. Das Ergebnis der Probenuntersuchung könnte auch zeigen, woher der Bär ursprünglich gekommen ist.
War der Bär zuvor in Bayern unterwegs?
Unklar ist, ob es sich bei dem Bären um das Tier handelt, das auch mehrmals in Oberbayern gesichtet wurde. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte nach der Kabinettssitzung am Dienstag, dass er nicht beurteilen könne, ob der in Salzburg vom Zug erfasste Bär zuvor auch in Bayern unterwegs war. Bär und Wolf seien nicht nur für die Almbauern eine Gefahr, erklärte der CSU-Politiker. „Wir haben große Sorge um Leib und Leben. Der Bär ist ein Raubtier.“
Jäger Sepp Hoheneder, der verantwortliche Jäger für den Bereich Oberaudorf, glaubt derweil nicht, dass es sich um den Bären handelt, der im Raum Rosenheim gesichtet wurde. Der „Bild“-Zeitung sagte Hoheneder: „Ich vermute eher, dass es der Bär sein könnte, der im Berchtesgadener Land unterwegs war.“
Bär: Immer wieder Sichtungen in Bayern
In Bayern war es zuletzt immer wieder zu Bärensichtungen gekommen. Im Raum Rosenheim waren Spuren eines Bären an gerissenen Schafen nachgewiesen worden. Eine Wildtierkamera fotografierte einen Bären unter anderem im Landkreis Traunstein. Auch im Allgäu wurde ein Bär gesichtet.
Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber ist beim Thema alarmiert. Dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt teilte sie mit: „Wie sich die Situation beim Bären entwickelt, müssen wir genau beobachten. Zu- und durchwandernde Bären, die ein Gebiet erkunden, fallen oft mehr auf. Es gibt zwar immer wieder Beispiele, dass sich ein Bär auf Dauer unauffällig verhält. Wenn er allerdings auffällig wird, müssen wir handeln. Das Artenschutzrecht hält Möglichkeiten bereit, um Gefahren für den Menschen und ernste Schäden in der Landwirtschaft abzuwenden. Diese müssen dann auch genutzt werden.“ (phs, GK)
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