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Wolfsmanagement

Antrag ist gestellt: Garmischer Landrat will Wolf abschießen

Wolf-Bayern
Josef Berchtold
Josef Berchtold
am Donnerstag, 16.03.2023 - 16:42

Der Landrat will beim Thema Wolf nicht mehr länger abwarten. Sein Antrag auf Entnahme umfasst ganze neun Seiten.

Garmisch-Partenkirchen - „Wir müssen handeln, und zwar sofort!“ Das sagte der Garmisch-Partenkirchener Landrat Anton Speer zur Wolfsproblematik und er ergreift die Initiative: Speer hat bei der Regierung von Oberbayern einen zweiseitigen Antrag auf die Entnahme gestellt und gleich eine neunseitige Begründung mitgeliefert. „Entweder Almwirtschaft oder Wolf, und ich hoffe, dass die Regierung von Oberbayern eine Allgemeinverfügung erlässt, weil sonst ist es mit der Kulturlandschaft, mit der Almwirtschaft und mit dem Weidebetrieb vorbei und ich bin überzeugt, dass die Hälfte der Landwirte dann aufhören muss,“ sagte Speer zum BR.

Von einem Rudel nicht mehr weit entfernt

Immer wieder hat Speer die Wolfsproblematik in den letzten Monaten thematisiert. Die Wolfsrisse im Landkreis Garmisch-Partenkirchen nahmen im letzten Jahr deutlich zu, man denke nur an die 13 gerissenen Schafe im Ammergebirge. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen leisten etwa 2500 Schafe einen wertvollen Beitrag zur Pflege der Kulturlandschaft und es gibt eine funktionierende Almwirtschaft. Ohne die Beweidung durch Schafe, Ziegen und Rinder würde sich die Berg- und Kulturlandschaft massiv verändern. Wolfssichtungen gibt es beinahe täglich, speziell im Ammertal und nördlich bis ins Staffelseegebiet.

In den letzten Monaten hat sich die Situation noch einmal gravierend verschärft: Mindestens drei Wölfe seien jetzt im Landkreis sesshaft, darunter ein Weibchen. „Wir sind von einem Rudel nicht mehr weit entfernt“, sagte Speer kürzlich auf der Züchterversammlung in Weilheim. „Es muss jetzt etwas passieren, im Mai ist es zu spät“, machte Speer dort deutlich. Im Landkreis gebe es eine Arbeitsgruppe „große Beutegreifer“ und einen eigenständigen Rissbegutachter.

Wolf: Situation hat sich verschärft

Mit der Ansiedlung des Wolfes geht die Alm- und Weidewirtschaft, da ist sich Speer sicher. Die Folgen für den Arten- und Biotopschutz seien fatal. „Jetzt muss die Wolfsentnahme möglich sein,“ bringt er es auf den Punkt. Speer wörtlich: „Wir begründen unseren Antrag auf die Entnahme des Wolfes damit, dass das mit den Zielen der Kultur- und Almwirtschaft nicht mehr vereinbar ist!“ Die Folgen für den Arten- und Biotopschutz seien durch die Wolfsansiedlung fatal. Zudem gehe es um das Tierwohl der Nutztiere.

Der Landrat fordert von der Regierung eine Allgemeinverfügung, die im Landkreis Garmisch-Partenkirchen eine Ausnahme vom Bundesnaturschutzgesetz ermöglicht. Dort sind im §44 die Vorschriften für besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten beschrieben.

Ansiedlung des Wolfes soll nicht mehr möglich sein

Doch damit nicht genug: Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen werden laut Speer alle Gemeinden aufgefordert, einen Beschluss im Gemeinderat zu fassen, dass Wolfsansiedlungen aus den genannten Gründen nicht möglich sind. Speer: „Was beim Biber möglich ist, die Entnahme, muss auch beim Wolf möglich werden!“

Beim Thema Wolf ist der Garmischer-Partenkirchener Landrat Anton Speer in großer Sorge. Die Weide- und Almwirtschaft und die Pflege der Berg- und Kulturlandschaft seien massiv in Gefahr.

Dass Schutzzäune auf den Almen und in der Bergregion ebenso nicht machbar sind wie der Einsatz von Herdenschutzhunden, wird von den Almbauern immer wieder herausgestellt. Speer fordert alle Verbände und Organisationen auf, Protestschreiben zu senden und den Druck von allen Seiten aufzubauen!“ Der Wolf vertrage sich nicht mit den Zielen für FFH- und andere Schutzgebiete. Diese funktioniere nur mit der Almwirtschaft und diese finde nur statt, wenn die Bauern ihr Tiere beruhigt in die Berge schicken können.

Beim Bund Naturschutz will man von Speers Forderung nichts wissen. Dort fordert ein Sprecher im Beitrag des BR umfassende Herdenschutzmaßnahmen anstatt einer Entnahme. Die Regierung von Oberbayern will den Antrag aus Garmisch-Partenkirchen zeitnah prüfen.