Auf den ersten Blick ist es nur ein kleines, aber doch beachtliches Jubiläum: Rund eine Million Kilowattstunden zusätzlichen Strom hat die AWN-Anlage auf dem Kapsner-Hof bei Schnaitsee im Kreis Traunstein seit dem Start vor sieben Jahren erzeugt – nur durch Nutzung der sonst ungenutzten Abwärme aus einer Biogasanlage und das ohne Leistungsverlust für die angeschlossene Wärmenutzung. AWN steht für „Abgas-Wärme-Nachverstromung“.
Im Einsatz in Schnaitsee ist die technologisch modernste Abgasnachverstromungsanlage, die mit einem robusten Dampfmotor ca. sieben bis acht Prozent mehr Strom erzeugt. Die Familie Kapsner betreibt auf dem Hof bei Schnaitsee nicht nur eine Biogasanlage zur Beheizung mehrerer Häuser, sondern auch Bullenmast und Milchviehhaltung.
Mit den Partnerbetrieben eng verbunden
Mit dem Unternehmen sind außerdem 30 Partnerbetriebe in der Landwirtschaft verbunden, um die notwendige Nahrung für die Bakterienkulturen in der Biogasanlage bereitzustellen. Außerdem läuft auf dem Hof in Poschen bei Schnaitsee noch eine große Trocknungsanlage für Heu- und Hackschnitzel, nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch im Lohnbetrieb. Die Idee zur weiteren energetischen Nutzung der heißen Abgase aus der Biogasanlage, ohne jedoch Einschränkungen in der Nutzwärme hinnehmen zu müssen, stammt von einem Berufskollegen in Halsbach im Landkreis Altötting. Der Kontakt zu den Entwicklern und Herstellern der AWN-Anlagen in Unterneukirchen war schnell hergestellt.

Richard Langlechner, der das Unternehmen AWN aufgebaut hat und mit seinem Sohn Reinhard leitet, freut sich über die Leistungsbilanz und über die erfolgreiche Mundpropaganda. Rund 40 Anlagen wurden mittlerweile in einem Umkreis von rund 70 km allein auf persönliche Empfehlung hin installiert. Und bei einem Besuch in Schnaitsee begeisterte sich auch ein befreundeter Landwirt aus Österreich für das System, so dass er sofort eine Anlage für seinen Hof im Burgenland orderte. Auch Thomas Kapsner hat inzwischen zwei Anlagen in Betrieb und eine dritte wird in Kürze installiert.
Für die beiden Unternehmer Thomas Kapsner und Richard Langlechner von „AWN GmbH – Strom aus Abgas“ in Unterneukirchen im Kreis Altötting ist die Leistung jedoch die Bestätigung für ihr Engagement und bedeutet zugleich die Einsparung von rund 1000 t Kohlendioxid, das bei Erzeugung der gleichen Strommenge in einem konventionellen Kohlekraftwerk angefallen wäre.
Aus der Not eine Tugend gemacht

Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen AWN, das seinen Sitz am ehemaligen Cartec-Standort in Unterneukichen hat, 15 Mitarbeiter in Technik, Verwaltung und Vertrieb. Es hat bereits rund 50 technisch ausgereifte Anlagen auf den Markt gebracht. Die Kosten einer Anlage, die in Modulbauweise an individuelle Ansprüche angepasst werden kann, betragen rund 150 000 €.
Bearbeitet werde zunächst vor allem der deutschsprachige Raum mit Fokus auf die Biogasanlagen in der Landwirtschaft, sagt Vertriebsleiter Daniel Starflinger. Geprüft wird derzeit auch die Anpassung der Technologie an Hackschnitzelanlagen. „Eine zusätzliche Herausforderung ist hier jedoch der Feinstaub-Anteil im Abgas. Vorstellbar wären auch Aggregate, die Abgas von Lastschiffen in der Binnenschifffahrt nutzten – und, und, und“, ergänzt Richard Langlechner. Vor weiteren Expansionen soll jedoch der Kernmarkt mit solider Technologie versorgt werden.