Rottach-Egern/Lks. Miesbach - Das Tegernseer Tal ist die Wiege des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO). Hier wurde er 1947 gegründet, hier feierten die Almleute dementsprechend gebührend jetzt ihr Jubiläum zum 75. Almbauernjahrtag.
Zwei Tage lang ging es am ersten Oktoberwochenende rund am Südufer des Tegernsees. Am Samstagabend zuerst mit einem Heimatabend im Seeforum, moderiert von Florian Maier, Bruder des Bezirksalmbauers Anton Maier.
Festgottesdienst und Festzug
Am Sonntag folgte ein Festgottesdienst, in dessen Anschluss setzte sich der Festzug auf der Seestraße in Bewegung. Angeführt vom Rottacher Spielmannszug, gefolgt von der Rottacher Blaskapelle, Schalkfrauen, Miederdirndln, Gebirgsschützen, Kutschen und Rössern. Im Seeforum fanden sich anschließend rund 350 AVO-Mitglieder ein, die 14 Bezirksalmbauernschaften und zahlreiche Ehrengäste, darunter alle Bürgermeister des Tegernseer Tals, Miesbachs Landrat Olaf von Löwis und Landtagspräsidentin Ilse Aigner.
In seiner Ansprache kam AVO-Vorsitzender Sepp Glatz schnell auf das Thema, das die Almleute am meisten umtreibt: der Wolf. Viel sei nicht passiert, seit die Politiker aller Parteien auf der Hauptalmbegehung hier im Sommer ihre Hilfe zugesagt hätten, so Glatz. Weder vom Landwirtschafts- noch vom Umweltministerium waren die geladenen Vertreter zum Almbauernjahrtag erschienen.
Belange der Politik näher bringen
Dennoch betonte Glatz, wie wichtig es sei, der Politik die Belange der Almwirtschaft weiter in vielen Gesprächen näher zu bringen. Nur so könnten unterschiedliche Sichtweisen sich annähern. So wie mittlerweile auch einzelne südbayerische Tierschutzvereine ein striktes Vorgehen beim Wolf fordern – zum Schutz der Weidetiere und der Artenvielfalt.
„Ihr müsst euch viele Verbündete suchen, stets präsent sein und nicht locker lassen“, lautete auch Ilse Aigners Rat. Aus ihrer Zeit als Bundeslandwirtschaftsministerin wisse sie, wie schwer kleine Gruppen dort Gehör fänden. „In Bayern steht die Politik hinter den Alm- und Bergbauern“, versicherte sie. Die Forderung müsse deutlich in Berlin und Brüssel ankommen – alpenraumübergreifende Weideschutzzone, länderübergreifendes Monitoring und Herabsetzung des Schutzstatus.
Unterstützung von Politikern
Eine kleine Hoffnung brachte der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan, geboren im Tegernseer Tal, mit. CSU/CDU reichten kürzlich einen Antrag in Berlin zur Senkung des Schutzstatus und Überführung des Wolfes ins Jagdrecht ein – im mindesten gibt es jetzt Gesprächsbedarf.
Klar hinter die Bauern stellten sich Landrat Olaf von Löwis und Rottach-Egerns Bürgermeister Christian Köck. Seine Gemeinde, sagte Köck, lebe von aktiven Landwirten, bewirtschafteten Almen und grünen Weiden, die für den Wirtschaftsfaktor Tourismus so lebenswichtig seien wie für die Almbauern selbst. Er plädierte dafür, die Bauern zu schützen. Deren Bestand nehme stetig ab, während der Wolf sich vermehrt. Einen „dreifachen Wumms“ zu deren Stärkung forderte Alfons Zeller, Präsident der ARGE Bayerische Bergbauern: Wolfsregulierung, staatliche Stärkung des Grünlands und Ja zur Kombinationshaltung.
Beim Almbauerntag werden alljährlich auch Almleute geehrt (s. Kasten), heuer 26 an der Zahl. Die Almvater-Fischbacher-Gedenkmünze für Verdienste um die Alm erhielten Ilse Aigner (Silber), der ehem. Leiter des Forstbetriebs Ruhpolding Paul Höglmüller (Bronze) und der des AELF Holzkirchen Rolf Oehler (Bronze).