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Jubiläum

50 Jahre MEG Rosenheim-Bad Aibling: Gemeinsam eine Macht

Sie feiern eine Erfolgsgeschichte:  (v. l.) MEG-Geschäftsführerin Katharina Zuckriegl, Vorstandsvorsitzender Philipp Moosner und die bayerische Milchkönigin Veronika Gschoßmann.
Martina Fischer
am Dienstag, 13.12.2022 - 08:39

50 Jahre MEG Rosenheim-Bad Aibling: Milchbauern feiern ein halbes Jahrhundert voller Erfolge und Turbulenzen – und einen historisch hohen Auszahlungspreis.

Westerndorf-St.Peter/Lks. Rosenheim Mit einem Sektempfang startet eine Jahreshauptversammlung einer bäuerlichen Organisation selten. Außer, es gibt etwas zu feiern. So war das bei der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Rosenheim-Bad Aibling. Zum Festabend des 50-jährigen Jubiläums fehlte natürlich auch Milchkönigin Veronika Gschoßmann nicht.

„Gemeinsam habt ihr eine lautere Stimme und werdet besser gehört“, benannte Gschoßmann den großen Pluspunkt der MEG. Aufgrund der vielfältigen Probleme in der Landwirtschaft sei es wichtig, dass die bäuerlichen Betriebe zusammenhalten und dies auch nach außen zeigten. Dass die Landwirte das vor 50 Jahren in vielen Landkreisen auf damals neue Weise taten, zeigte Bayern-MeG-Geschäftsführer Markus Seemüller in seinem Vortrag über den „Weidinger Milchkrieg“.

Zusammen gegen Unrecht wehren

Anfang der 70er Jahre wurden die Landwirte nämlich von der Molkerei Allgäuer Alpenmilch AG in Weiding informiert, dass der Richtpreis für die Milch deutlich gesenkt werde, bei gleichzeitig höheren Gewinnen für die Molkerei. Das „Aktionsbündnis gerechter Milchpreis“ wurde gegründet. Seine Forderung: 46 Pfennig für den Liter Milch. Der Zusammenschluss stieß bei den Bauern auf große Resonanz. Von Mühldorf bis Berchtesgaden. Es kam zur Demo bei der Aktionärsversammlung und schließlich zum Traunsteiner Vergleich. Der sah vor, dass die Einzelpreise angehoben werden und nur noch drei Jahre Einzel- und dann MEG-Verträge geschlossen werden.

Als erste große Erzeugergemeinschaft wurde die MEG Altötting-Mühldorf gegründet. Weitere folgten. So auch die MEG Rosenheim-Bad Aibling. „Wir können stolz auf die Vermarktung der letzten fünfzig Jahre zurückblicken“, sagte der MEG-Vorsitzende Philipp Moosner. Trotz Turbulenzen und dem Umstand, dass Bauern keine einfache Klientel seien, der man es nicht leicht recht machen kann.

Turbulente Jahre

Bisher sieben Vorsitzende hatte die Vereinigung seit der Gründungsversammlung am 28. Februar 1972 im Kurhaus Bad Aibling. Über die Jahre wurden Verträge mit einer Vielzahl an Molkereien geschlossen. Danone wurde 1999 aufgrund schlechter Auszahlung sogar seitens der MEG gekündigt. Damals ein absolutes Novum. 2007 kam es durch den Einfluss des BDM zu massiven Zwistigkeiten. Der Aufsichtsrat sah sich gezwungen, die komplette Vorstandschaft abzusetzen.

Weitere schwierige Situationen: der Zusammenbruch der MVS Milchvermarktungs GmbH (2008) und infolge dessen die Unterbringung der freien Milchmenge, die unterdurchschnittliche Bezahlung seitens der Omira durch internes Missmanagement (2012) samt Solidarität aller MEG-Mitglieder mit den Omira-Lieferanten (2014), die bis heute nicht abgewickelte Insolvenz der Berliner Milchhandels Gesellschaft (2018) und der solidarischen Auszahlung von 375 000 € an die geschädigten Landwirte sowie die Schließung des Danone-Werks (2020) mit anderweitiger Vermarktung von 70 Mio. kg Milch.

Jubiläumsgeschenk: Milchpreis teils 60 ct/kg

Aktuell hat die MEG Rosenheim-Bad Aibling 620 Mitglieder, davon 575 aktive Lieferanten mit 188 Mio. kg Milch. Geliefert wird an Bergader, Bauer, Meggle, Alpenhain, Andechs und die Allgäuer Hof-Milch, beziehungsweise MVS. Beim Milchpreis von 52,5 ct/kg für 2022 konnten erstmals 100 Mio. € Milchgeld erzielt werden. Im November und Dezember lagen die Preise durchweg bei 60 ct, „historisch“, wie Moosner sagte. Jetzt heiße es, das Niveau zu halten, aber die Molkereien müssten die Preise aufgrund gestiegener Kosten anheben. Dann müsse man sehen, was „die Verbraucher machen“.

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