Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Wolfsrisse

Warum ein 2,50 Meter hoher Zaun einen Wolf nicht stoppt

Im Landkreis Eichstätt wurden vergangenen Woche sieben Schafe gerissen. Das Raubtier, mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wolf, ließ sich von einem imposanten Zaun nicht aufhalten. Der Schäfer erhält nach aktuellem Stand keine Entschädigung.

am Montag, 31.10.2022 - 11:40
Der rund 2,50 Meter hohe Zaun einer Freiflächen Photovoltaik-Anlage nahe der Gemeinde Haunsfeld. Auf dem etwa 5,5 ha großen Areal hatte eine Herde von 40 Schafen geweidet, als sie in der Nacht angegriffen und sieben Tiere gerissen wurden.
Kadaver eines Schafes: Insgesamt wurden 7 Tiere bei Haunsfeld im Landkreis Eichstätt gerissen. Verantwortlich ist laut Wolfsbeauftragtem des Landkreises mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens ein Wolf.
Pfotenabdruck: Kurz nachdem die gerissenen Schafe gefunden wurden, fotografierte der Schäfer diesen Pfotenabdruck in der Nähe eines von einem Tier verursachten Loch im Zaun.
Das Loch im Zaun, durch das die angreifenden Raubtiere wahrscheinlich gelangten: Der Maschendrahtzaun ist aufgebissen und nach oben geschoben. Nahe dem Loch liegen Wollreste und getrocknete Blutspuren.
Der Schäfer Dominik Löffler ist Halter der attackierten Schafherde. In seiner Hand hält er den Teil einer Innerei eines getöteten Schafs.

Für den Schäfer Dominik Löffler war es ein Schock: Vergangenen Dienstag erhielt er den Anruf, dass einige seiner 40 Schafe gerissen worden seien. Die Herde hatte auf dem 5,5 ha großen Areal einer Freiflächen- Photovoltaik-Anlage bei Haunsfeld im Landkreis Eichstätt geweidet, die mit einem Zaun von rund 2,50-Meter-Höhe gesichert ist. Doch für das oder die Raubtiere, laut Wolfsbeauftragtem Karl Heinz Fink mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wolf, war der Zaun kein Hindernis. Der Maschendraht wurde aufgebissen und nach oben geschoben. Am Ende waren sieben Schafe tot und ein Lamm verschwunden. Das Ergebnis einer genetischen Analyse der Risse steht aktuell noch aus.

Bekommt der Schäfer Entschädigung?

Nach einem Gespräch mit dem Landesamt für Umweltschutz in Bayern erhält der Schäfer laut eigenen Angaben keine Entschädigung für die gerissenen Tiere. Der Zaun sei nicht wolfssicher. Dazu hätte er mit einem zweiten, vorgelagerten Zaun zusätzlich gesichert und gegen Untergraben geschützt werden müssen. Dieser zweite Zaun müsse mit dem ersten fest verbunden sein. Löffler kritisiert gegenüber agrarheute: „Wie soll man so eine große Fläche bei diesen steinigen Böden mit einem zweiten Zaun sichern?“ Er mahnte, dass die Kosten dafür äußerst hoch seien.

Warum sind die Schäfer besorgt?

Bei einem Pressetermin zum mutmaßlichen Wolfsriss am 29. Oktober in Haunsfeld bekundeten mehrere Schäfer ihre Sorgen: Weder sei der Zaunbau - trotz Förderung - wirtschaftlich möglich, noch gäbe es dafür ausreichend viele Fachfirmen. Am stärksten besorgt zeigten sich die Schäfer aber über ungeklärte Haftungsfragen, falls durch einen Wolf aufgescheuchte Tiere etwa auf eine Straße laufen und dort Unfälle verursachen würden. Unter diesen Umständen sei fraglich, ob Schäfer weiterhin Aufgaben der Landschaftspflege wahrnehmen könnten, die im Landkreis Eichstätt für den Tourismus wichtig seien. Die Nutztierhalter fordern, dass das Altmühltal zur wolfsfreien Zone wird.