Weilheim - „Wir als Verbraucher bestimmen, was in den Regalen liegt. Wenn wir regionale Lebensmittel nachfragen und kaufen, dann können wir etwas verändern“, Christine Singer, Bezirksbäuerin von Oberbayern und stellvertretende Landesbäuerin fand auf dem Landfrauentag in Weilheim eindringliche Worte für die Herausforderungen, vor der die Landwirtschaft steht und stehen wird.
Momentan sitzen wir, wie die Landfrauen bildlich darstellten, alle noch vor einem reich gedeckten Teller mit regional erzeugten Lebensmitteln. Im Jahr 2040 könnte es durchaus sein, dass aufgrund der Auflagen in der Tierhaltung und der Düngeverordnung regional erzeugtes Gemüse und Fleisch Mangelware sind, Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig und auf importierte Ware angewiesen ist, zeichnete die Bezirksbäuerin ein düsteres Szenario.
Umso wichtiger wäre es, dass die Landfrauen sich einbringen, denn „der Einkauf entscheidet über das Essen von morgen“ und damit das machen, was sie schon seit Jahrzehnten machen. In diesem Zusammenhang verwies Christine Singer auf die Forderung der Landfrauen, das Schulfach Alltagskompetenz im Lehrplan zu verankern. Dass jetzt immerhin eine Projektwoche an den Schulen stattfindet, „ist ein Anfang, auf den wir stolz sind, auch wenn noch nicht ganz zufrieden sind.“
Kirchlicher Beistand
Mutig voranzuschreiten in dieser schwierigen Zeit, das gab Pater Tassilo den Landfrauen und den zahlreichen Ehrengästen beim vom Landfrauenchor Pfaffenwinkel umrahmten Gottesdienst in der frühlingshaft geschmückten Weilheimer Stadthalle mit auf den Weg und fügte hinzu, dass die Kirche hinter der Landwirtschaft stehe.
Auch Weilheims Bürgermeister Markus Loth, Kreisobmann Wolfgang Scholz, Gerda Walser, Vorsitzende des Landesverbandes Bauernhof- und Landurlaub auf dem Bauernhof, Landrätin Andrea Jochner-Weiß, Veronika Ostermeier vom AELF und der Leiter des Veterinäramtes Jens Lewitzki, sprachen sich in dem von Christine Sulzenbacher und Maria Lidl moderierten Grußwort für den Kauf von regionalen Lebensmitteln aus und gehen selbst mit gutem Beispiel voran.
Wir dürfen es nicht zulassen, dass andere über uns bestimmen
„Wir leben in einer verrückten Zeit“, drückte es Ehrenlandesbäuerin Annemarie Biechl in ihrem Referat „Region gestalten“ sehr treffend aus. Die Nutztierhaltung sei nach der Meinung der Gesellschaft schlecht und nicht artgemäß, aber der „Pudel darf ins Bett“. Auch das Volksbegehren „rettet die Bienen“ hätte gezeigt, dass Gesellschaft und Landwirtschaft noch nie so weit auseinander gelegen hätten wie heute.
Schon immer hätte die Landwirtschaft vor Herausforderungen gestanden, was momentan aber geschehe „ist nicht annehmbar“, beschrieb sie die Situation in der Landwirtschaft und nannte die Düngeverordnung, die Diskussion um die Anbindhaltung oder Tiertransporte. „Doch trotz aller Widrigkeiten, dürfen wir es nicht zulassen, dass andere Leute bestimmen wie unsere Region auszusehen hat. Bringen wir uns ein“, wandte sie sich an die Landfrauen, auch wenn das, so gab sie zu, „schwierig und mühsam“ ist.
Der Erzeuger-Verbraucher-Dialog sei wichtiger denn je, und niemand könne das besser als die Bäuerinnen. Bei all diesen Herausforderungen wäre es ihr aber ein großes Anliegen, dass die Frauen auch auf sich achten, sich „den einen oder anderen Wunsch erfüllen“ und sich zwischendurch auch Freiraum für sich schaffen würden.
Bäuerin als Beraterin
So wie Waltraud Lanz, Bäuerin auf einem Milchviehbetrieb in Schwabsoien, die an dem Kenia-Projekt der Landfrauen im BBV teilnahm und in Seminaren die Bäuerinnen in Kenia über Milchviehhaltung informierte. Mit viel Begeisterung erzählte sie anhand zahlreicher Fotos von ihrer Arbeit in Kenia und wie viel sie dort bereits erreichen konnten, um beispielsweise die Kälbersterblichkeit zu verringern. Denn wer könne eine Bäuerin besser beraten als eine Bäuerin?