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Wolfsmanagement

Herdenschutzhund: Keine Chance gegen den Wolf?

Ein Wolf hat wohl in Thüringen einen Herdeschutzhund gerissen.
Johannes Schlereth, pirsch.de
am Donnerstag, 02.03.2023 - 18:45

In Thüringen ist ein Herdenschutzhund gerissen worden. Beim Verursacher sind sich die Behörden sicher. Hat das Folgen fürs Wolfsmanagement?

Espenfeld - Die Gerüchteküche brodelte Anfang Februar stark. Im thüringischen Espenfeld (Ilm-Kreis) war am 9. Februar ein Herdenschutzhund gerissen worden. Einen Täter hatte man gleich im Verdacht: Isegrim. Am 27. Februar stand fest, wer wohl für den Vorfall verantwortlich war.

Ganz sicher sind sich die Experten vom Senckenberg-Institut nämlich nicht. Aber: Laut dem „MDR“ gehen die Genetiker davon aus, dass „die Verletzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wolf verursacht wurden“. Der Hund fiel dem Wolf zum Opfer, als er 16 Schafe bewachte. Am Morgen des 9. Februars habe der Zaun der Herde laut Angabe des Besitzers an der Seite gelegen, der Hund lag unweit der Weide. Laut dem „MDR“ könnte der gerissene Hund einige Schafe außerhalb des Zauns verteidigt haben. Der zweite Hund soll sich bei den übrigen Schafen aufgehalten haben.

Herdenschutzhunde: Wirkt die Maßnahme?

Durch den Vorfall gingen drei Schafe verloren. Seitdem fehlt von den drei Tieren jede Spur. In der Vergangenheit waren bei dem Weidetierhalter bereits mehrfach Schafsrisse durch Wölfe genetisch nachgewiesen worden. Der Einsatz der beiden Herdenschutzhunde ab dem Jahr 2020 habe dazu geführt, dass die Risse zunächst stoppten.

„Nach derzeitiger Kenntnis handelt es sich um eine unglückliche Verkettung von Ereignissen, bei dem die beiden Herdenschutzhunde ihrer Aufgabe nach bester Möglichkeit nachgekommen sind“, wird Britta Krämer vom Thüringer Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs, vom „MDR“ zitiert. In den vergangenen beiden Jahren wurden neun Betriebe um den Truppenübungsplatz Ohrdruf mit Herdenschutzhunden ausgestattet – mit Erfolg.

Schäfer sind verunsichert

Dass Wölfe wohl nun einen Herdenschutzhund getötet haben, verunsichert die Schäfer: „Wir haben Angst um unsere Hunde“, sagte Gerd Steuding, Bereichsleiter für die Schafe der Agrarprodukte Schwabhausen in Wechmar gegenüber dem „MDR“. Für den Thüringer Schafzuchtverbandes handelt es sich um einen herben Rückschlag. Der aktuelle Fall in Espenfeld zeige, dass es keinen 100-prozentigen Schutz vor Wölfen gebe. Zudem sei die Richtlinie Wolf/Luchs vom Umweltministerium unzureichend.

Wolfsmanagement: Ein dynamischer Prozess

Steuding bezeichnete die Richtlinie als „Schritt in die richtige Richtung“, weil nicht nur Anschaffung, Haltungskosten, sowie Ausbildung und Qualifikation von Personen, die mit Herdenschutzhunden arbeiten, gefördert werden Auch der zusätzliche Arbeitsaufwand, der mit der Errichtung und Pflege des Zaunes verbunden ist, wird unterstützt. Allerdings decke das Geld für den zusätzlichen Arbeitsaufwand die Kosten nicht. Nach Angaben des Kompetenzzentrums wird in Thüringen der durch EU-Vorgaben vorhandene Handlungsspielraum bei den Fördermöglichkeiten derzeit ausgeschöpft. Den Herdenschutz hält man für einen dynamischen Prozess, weshalb in Zukunft Anpassungen und Verbesserungen der Thüringer Richtlinie Wolf/Luchs möglich seien – heißt es im „MDR“.

Dieser Artikel erschien zunächst auf pirsch.de.