
Die Zuckerrübe ist für Franken wichtig“, sagte Wolfgang Ehbauer, der Bereichsleiter „Ernährung und Landwirtschaft“ bei der Regierung von Unterfranken beim Feld- und Informationstag auf dem Gut Seligenstadt des Juliusspitals (Landkreis Würzburg) und der KWS-Zuchtstation. Und die Zuckerrübe braucht Zwischenfrüchte. Sie speichern Nährstoffe im Boden und dienen zudem verschiedenen Lebewesen als Lebensraum und Nahrungsquelle. „Wir müssen die Zwischenfrucht wie eine Hauptfrucht behandeln. Und wir sollten dafür den einen oder anderen Euro mehr ausgeben, um einen ordentlichen Wuchs und sauberen Bestand zu haben“, warb Versuchstechniker Christoph Ott.
Zwischenfrucht fördert den Humusaufbau

Man habe zeigen können, welchen wertvollen Effekt die Zwischenfrucht auf den Humusaufbau habe und dass man im Austausch über die Entwicklung von neuen Ideen bleiben wolle. Die Zuckerrübe verdiene die Akzeptanz der Gesellschaft, so Ehbauers Fazit zur Veranstaltung, in der es einen ganzen Tag um den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit mit dem Schwerpunkt Zwischenfruchtanbau vor Zuckerrüben ging. Eingeladen hatten die Regierung von Unterfranken und das Amt für Ländliche Entwicklung Kitzingen-Würzburg. Gemeinsam mit dem Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer, Gutsverwalter Christian Regnet, der Arge Franken und dem Fachzentrum für Energie und Landtechnik in Triesdorf war ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt worden.
Das schrittweise Verbot des Pflanzenschutzmittels Glyphosat und die Reform der EU-gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) stellt die Rübenanbauern vor große Herausforderungen. Hinzu kämen neue Verordnungen bei den Roten und Gelben Gebietewie Unterfranknes BBV-Bezirkspräsident Stefan Köhler erklärte. Insbesondere die starren Termine würden die Feldbearbeitung und die Wirtschaftlichkeit erschweren.
Offensichtlich haben die Veranstalter den Nerv der Rübenanbauer getroffen. Rund 350 Interessierte sind zum Feldtag in Seligenstadt mit seinen 640 ha landwirtschaftlicher Fläche und durchschnittlich 72 Bodenpunkten gekommen.
Trotz kühler Temperaturen und Wind ging es zunächst hinaus auf den Acker. Dort zeigten Norbert Bleisteiner und Stefan Bauer vom Fachzentrum für Energie und Landtechnik die Ergebnisse der Versuche zum Anbau und zur Bearbeitung von Zwischenrüchten. Auf den Demoflächen waren am 23. September und damit recht spät fünf verschiedene Zwischenfruchtmischungen eingesät worden. Zwischen den bestellten Feldern von jeweils 64 Metern verblieben nicht bearbeitete Streifen.
Ende September gesät und doch gut entwickelt
Die Vorfrucht auf dem flachen Schlag in der fruchtbaren Lößplatte des Maindreiecks war Winterweizen. Nach der späten Aussaat hätten sich die Zwischenfrüchte im warmen und feuchten Herbst gut entwickelt. In der Frostperiode Mitte Dezember sind sie weitgehend abgefroren. An Frosttagen im Februar haben alle Vergleichsmaschinen die Zwischenfrüchte auf jedem Versuchsstreifen mechanisch beearbeitet. Wurde die Zwischenfruchtmischung mit ihren unterschiedlichen Wurzeltypen flächig unterschnitten? Welche Unterschiede zeigen Scheibeneggen, Federzinken oder starre Zinken? Wie wellig ist der Bodenbearbeitungshorizont? Wie feinkrümelig und offenporig liegt der Boden da? Diese Fragen wurden an allen Parzellen detailliert besprochen.
Für Stefan Bauer von der Landmaschinenschule ist bei der Arbeit das Absteigen vom Traktor und das Überprüfen der Einstellungen das A und O. Um den erwarteten Erfolg zu erreichen, wären auch Faktoren wie der Luftdruck im Reifen, die relativ langsame Arbeitsgeschwindigkeit und vor allem ein scharfes Schar ausschlaggebend. Sowohl die Maschine als auch der Zeitpunkt sollten passen.
Nach der Vorstellung der einzelnen Bodenbearbeitungsmaschinen durch Firmenvertreter im Gutshof und nach dem Mittagessen in den Räumen der KWS rundeten Fachvorträge und eine Podiumsdiskussion mit den Praktikern Matthias Dorsch, Franz Walch, Christian Regnet und Konstantin Röther das umfangreiche Informationsangebot ab.
Mit neuen Bedingungen zurechtkommen
Dass das Verbot von Glyphosat „mehr Arbeit, mehr Überfahrten und mehr Diesel“ bedeutet und „es solche Flächen an Eins-A-Böden wie hier“ nicht überall gibt, wurde mehrmals in Worte gefasst. „Es nützt nichts. Wir müssen umdenken“, lenkte Gutsverwalter Regnet den Blick nach vorn. Schließlich habe sich auch der Klimawandel vollzogen. In den letzten Jahren sei die Jahresmitteltemperatur nach seinen Messungen um ein Grad gestiegen und die Niederschläge nahmen ab. Seit 2018 komme die Landwirtschaft auf dem Gut jedoch schon ohne Glyphosat aus.
Bei den Vorträgen und Diskussionen ging es um Wetterkapriolen, Abfrierverhalten, Hitze und Trockenstress, Pflanzenkrankheiten und Schädlinge, die Biomassebildung, Saatgutqualitäten, Zwischenfruchtmischungen und vor allem um den notwendigen Humusaufbau. Versuche haben gezeigt, dass für die Rübe nach einer Zwischenfruchtmischung die gleiche Menge an Wasser zur Verfügung steht wie nach einer Stoppelbrache.